Warum Red Bull das neue RRA nicht unterschreibt

Das Ressourcen-Restriktions-Abkommen spaltet die Teams: Warum sich Red Bull gegen die neue Version wehrt, wie man auf die Vorwürfe reagiert und was man fordert

(Motorsport-Total.com) - Am kommenden Wochenende geht es nicht nur um den Sieg beim Grand Prix von Abu Dhabi. Vielmehr finden hintern den Kulissen entscheidende Verhandlungen für die Zukunft der Formel 1 statt. Die Teamorganisation FOTA versucht bei einem Treffen, den Streit um das Ressourcen-Restriktions-Abkommen RRA zu lösen - gelingt dies nicht, drohen einige Teams mit dem FOTA-Ausstieg. Dadurch wäre die Allianz der Rennställe gebrochen, was ihre Position in den Verhandlungen mit Bernie Ecclestone über ein neues Concorde-Agreement entscheidend schwächen würde.

Titel-Bild zur News: Helmut Marko (Motorsportchef), Christian Horner (Teamchef)

Helmut Marko und Christian Horner üben Kritik an der Konkurrenz

Red Bull wird seit langem vorgeworfen, sich nicht an das Abkommen zu halten, das sich die FOTA selbst auferlegt hat und die Ausgaben der Rennställe regeln soll - konkret soll man zu viel Zeit im Windkanal verbringen und zu viel Personal beschäftigen. Sechs Teams wurden vom niederländischen Finanzdienstleister Capgemini im Auftrag der FOTA stichprobenartig auf Basis des Geschäftsjahres 2010 untersucht, bei Weltmeister Red Bull soll es angeblich Ungereimtheiten gegeben haben. Klare Beweise dafür hat aber bisher niemand geliefert.

Warum gibt es keinen Protest gegen Red Bull?

"Innerhalb der Vereinbarung zur Kostenreduzierung (RRA) gibt es Mechanismen, mit denen die anderen Teams gegen uns hätten protestieren können. Das haben sie aber nicht getan. Deshalb kann ich nur sagen: Wir halten uns an das RRA", spricht Teamchef Christian Horner sein Team gegenüber 'Autobild motorsport' (jetzt abonnieren!) von jeglicher Schuld frei.

"Innerhalb des RRA gibt es Mechanismen, mit denen die anderen Teams gegen uns hätten protestieren können." Christian Horner

Dass Red Bull angeblich die Windkanal-Zeiten überschritten hat, erklärte Motorsport-Konsulent Helmut Marko gegenüber 'Bild' damit, dass es sich beim hauseigenen Windkanal um ein 80 Jahre altes "Museum" handelt und man daher länger brauche, um die Maschine "hochzufahren". Da im RRA aber nur von der tatsächlichen Betriebszeit die Rede ist, dürfte es diesbezüglich kein Problem geben.

Angeblich haben die Red-Bull-Mitarbeiter bei der Überprüfung durch Capgemini nicht alle Auskünfte gegeben, die laut dem RRA erforderlich waren. Markos Erklärung: "Wir geben die Auskunft, die wir geben müssen. Mehr nicht." Eine Aussage, die im ersten Moment widersprüchlich klingt, doch auch dafür gibt es einen Grund.

Red Bull beruft sich auf älteres RRA

Im Gegensatz zu anderen Teams beruft sich Red Bull laut 'Autobild motorsport' auf eine ältere Version des RRA, in dem nur die Verrechnungs-Methodik überprüft wird und man an Personal zulegen kann, wenn man weniger Geld für Zulieferer ausgibt. Zudem kann man mehr im Windkanal testen, wenn man auf Geradeaus-Tests verzichtet.

"Wir geben die Auskunft, die wir geben müssen." Helmut Marko

In Singapur 2011 unterschrieben die Teams eine neue Version des RRA, das bis 2017 gelten soll, doch Red Bull weigerte sich. Dem österreichischen Team aus Milton Keynes stößt sauer auf, dass darin vor allem Einschränkungen bei der Aerodynamik hinzugefügt wurden. "Schauen Sie sich doch mal an, wie viele Leute in der Motorenschmiede von Mercedes arbeiten!", schießt Marko gegenüber 'Autobild motorsport' gegen die Stuttgarter.

Was Marko und Horner fordern

"Wir wollen einfach nur, dass jedes Team seinen Stärken entsprechend investieren kann. Bei uns ist das die Aerodynamik, die gewisse andere Teams, die darin ihren Schwachpunkt haben, eingeschränkt sehen möchten", argumentiert der enge Vertraute von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz. Er fordert, dass bei den Beschränkungen auch "Motor und KERS mit einbezogen werden".

"Schauen Sie sich doch mal an, wie viele Leute in der Motorenschmiede von Mercedes arbeiten!" Helmut Marko

Teamchef Horner schlägt freilich in die gleiche Kerbe: "Wir unterstützen das RRA, wenn es ausbalanciert und fair ist." Doch das ist seiner Meinung nach nicht der Fall: "Einige Dinge innerhalb des RRA funktionieren ganz gut, nämlich diejenigen, die leicht zu kontrollieren sind. Sei es nun das begrenzte Personal an der Strecke, das Testverbot oder die limitierten Kosten für Kundenmotoren. Uns ist aber wichtig, dass das Gesamtbild eines Teams berücksichtigt wird, nicht nur einzelne Elemente", fordert er wie Marko eine Ausdehnung auf Motor und KERS.