• 19.08.2007 12:19

  • von Nimmervoll / Hust

Rennkommissare und die Frage ihrer Kompetenz

Immer wieder werden Entscheidungen der Rennkommissare kritisiert - Ex-F1-Piloten in die Rennleitung zu setzen, würde Probleme nach sich ziehen

(Motorsport-Total.com) - Bei jedem Grand Prix entscheiden drei Rennkommissare im Fall der Fälle, ob eine Strafe gegen ein Fahrer oder Team ausgesprochen wird, und wie groß das Strafmaß ist. Nur einer dieser Stewards, Tony Scott-Andrews, sitzt permanent in der Rennleitung, da es in der Vergangenheit zu große Schwankungen bei der Härte der ausgesprochenen Strafen gegeben hat.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Wenn die Verantwortlichen zur Rennleitung müssen, steigt der Puls...

In Ungarn entschied die Rennleitung, dass Fernando Alonso wegen seiner "Blockade-Aktion" ebenso bestraft wird wie das McLaren-Mercedes-Team, was einige - aber nicht alle - Experten nicht nachvollziehen konnten. Natürlich ist Lewis Hamilton behindert worden - sei es vom Team oder von Alonso - aber es war eine teaminterne Angelegenheit. Ferrari wurde ja auch nicht bestraft, da man Felipe Massa vergaß, aufzutanken, was sein Qualifying ruinierte.#w1#

Immer wieder wird gefordert, ehemalige Formel-1-Piloten als Stewards zu verpflichten, da nur diese genau nachvollziehen können, was auf der Rennstrecke vor sich geht. "Wenn man sich mal anschaut, wer in der Rennleitung sitzt, dann sind dies alles Leute, die es im Rennsport zu nichts gebracht haben", meint Ex-Formel-1-Pilot Marc Surer, der das aber keinesfalls negativ meint.

"Das heißt, dass sie dadurch auch zu Niemand eine Verbindung haben", fährt der Schweizer fort. "Sobald du irgendwo international Erfolge eingefahren hast, hast du in irgendeiner Form Bezug zu einer Firma. Logischerweise geht das natürlich nicht ohne. Wenn du aber auf nationaler Ebene Rennen gefahren bist, dann kennst du vielleicht bestenfalls den Importeur, hast aber nicht einen solchen Grad."

Wie wäre es zum Beispiel, wenn Marc Surer in der Rennleitung sitzen würde - könnte er neutral urteilen? "In meinem Fall wäre dies BMW, mit denen ich zwar keinen Vertrag habe, zu denen ich aber natürlich eine gute Beziehung habe. Wenn man als weiteres Beispiel Martin Brundle nehmen würde, so ist dieser Manager von David Coulthard, jeder ist also mit irgendjemandem liiert. Oder es betrifft ein Team, denn man hat natürlich Sympathien zu jenem Team, für das man gefahren ist."

Surer glaubt aus diesem Grund, dass auch weiterhin keine ehemaligen Formel-1-Piloten in der Rennleitung sitzen werden: "Es ist aus diesem Grund meine Theorie, dass nie jemand in der Rennleitung sitzen wird, der es im Rennsport zu etwas gebracht hat. Ich könnte mir das schon vorstellen, aber mir gefällt der 'Premiere'-Job besser. Aber es wäre eine Alternative, wenn es das Fernsehen nicht wäre."

Surer selbst wurde einst zwar nicht angefragt, in der Rennleitung tätig zu werden, er wurde aber für einen offiziellen Job angefragt: "Ich wurde vorgeschlagen, für die Fahrer die Rennstrecken abzunehmen."

"Das ist eine alte Geschichte, als Gerhard Berger noch aktiv war. Damals hatte man mich von der Fahrer-Gewerkschaft angefragt, ob ich im Auftrag der Fahrer die Strecken inspizieren kann. Denn die Fahrer haben ja vorher nicht die Zeit, irgendwohin zu reisen und sich die Strecken in Bezug auf die Sicherheit anzuschauen. Ich war also schon mal auf einer anderen Ebene im Hinblick auf so etwas im Gespräch. Ich habe das damals nicht gemacht, weil ich Rennleiter bei BMW wurde."

Mit der Arbeit der Stewards ist Marc Surer zufrieden, seitdem Scott-Andrews dauerhaft an Bord ist: "Bis auf die Entscheidung im vergangenen Jahr in Monza gegen Alonso. Die war Himmel-schreiend, die war wohl von irgendjemand im Hintergrund gesteuert, denn diese war wirklich völlig daneben. Außer dieser Entscheidung fällt mir keiner ein, von der ich sagen würde, dass sie daneben war."

Von einer möglichen Aufstockung von einem auf drei permanente Stewards hält Surer nichts: "Ich denke, dass man dadurch Versuche unterbinden möchte, dass man den einen oder anderen doch in irgendeiner Weise unter Kontrolle bekommt. Die Gefahr besteht natürlich. Wenn ich dort ein Steward wäre und ich bräuchte mal wieder einen neuen Maserati, ich weiß nicht, vielleicht wäre das keine schlechte Wahl..."