• 11.08.2007 19:47

  • von David Pergler

Mayländer: Herausforderung Safety-Car-Fahrer

Was im Vergleich zu Formel-1-Autos langsam aussieht, muss dennoch möglichst schnell und mindestens so fehlerfrei gefahren werden: das Safety-Car

(Motorsport-Total.com) - "Es schaut langweilig am Fernseher aus, wenn das Safety-Car herauskommt, es schaut sehr, sehr langsam aus, ich weiß", sagt Bernd Mayländer, offizieller Fahrer des Formel-1-Safety-Cars seit 2000. Doch langsam ist es auf gar keinen Fall. Mayländers Dienstfahrzeug, ein Mercedes CLK 63 AMG steht richtigen Rennwagen in nichts nach: von null auf 100 in 4,5 Sekunden, modifizierte Bremsen, Reifen und aerodynamische Elemente.

Titel-Bild zur News: Herbie Blash und Bernd Mayländer

Bernd Mayländer (rechts) im Gespräch mit FIA-Mann Herbie Blash

Auf diese Weise erreicht der Waiblinger auf der langen Geraden von Silverstone immerhin 250 km/h, was aber neben einem Formel-1-Boliden immer noch vergleichsweise langsam wirkt. "Der Unterschied zwischen einem Safety-Car und einem Grand-Prix-Rennwagen ist wie der zwischen einem Jumbo-Jet und einem Raumschiff", beschreibt Mayländer sein Arbeitsgerät.#w1#

Ein Prozent Sicherheitsspielraum

"Über mein Limit kann ich nicht fahren." Bernd Mayländer

Obwohl es sehr langsam aussieht, muss Mayländer mit dem Safety-Car im Einsatz stets am Rande des Limits fahren, "99 Prozent an meinem persönlichen Limit", so der Deutsche. "Über mein Limit kann ich nicht fahren, und dieses eine Prozent sorgt dafür, dass ich sicher bin." Warum er das Safety-Car an seine Grenzen peitschen muss, hat einen Grund: Bei den Formel-1-Autos könnten die Motoren zu sehr überhitzen oder der Reifendruck zu sehr abfallen.

Letzteres gilt unter anderem als mögliche Ursache für den schrecklichen Unfall von Ayrton Senna in Imola 1994. Der 35-Jährige weiß also, welche Gefahren drohen können, wenn er das Gaspedal nicht bis zum Blech herunterdrückt. Manchmal kann er für die Formel-1-Stars sogar zu schnell sein, wie etwa in Magny-Cours 1999, als Jean Alesi im prasselnden Regen hinter dem Safety-Car ausrutschte und seinen Sauber im Kiesbett vergrub.

Als wäre die Aufgabe, das Safety-Car im Höchsttempo um den Kurs zu bewegen, nicht groß genug, muss sich Mayländer dabei auch noch auf Anweisungen der Rennleitung unter Charlie Whiting konzentrieren sowie auf Aussagen seines Co-Piloten, der neben ihm im Safety-Car sitzt und die Strecke beobachtet. Wenn auch noch schwierige Bedingungen herrschen, etwa bei Regen, kann es eine sehr knifflige Aufgabe sein, die 22 Autos einzubremsen.

Abflug des Safety-Cars wäre enorm peinlich

"Wenn ich abfliege, wird sich jeder fragen, was nun los ist." Bernd Mayländer

Dabei sei es noch das Schlimmste, keine Fehler zu machen, so Mayländer: "Es schauen so viele Leute am Fernseher zu, dass ich sehr vorsichtig sein muss, keine Fehler zu machen. Wenn ich abfliege, wird sich jeder fragen, was nun los ist. Das ist auch Teil des Drucks." In der Tat: Bei einem Rennwagen ist es nichts Ungewöhnliches, wenn er abfliegt, von einem Safety-Car, welches das Rennen ordnen soll, erwartet man so etwas nicht.

Nach einer erfolgreichen Karriere in der DTM und bei Porsche bekam Mayländer von der FIA das Jobangebot, und nach einem Ausbildungsjahr in der Formel 3000 darf sich der Waiblinger seit 2000 als Fahrer des Safety-Cars bezeichnen. Ein ungewöhnlicher Karriereschritt, bedeutet er doch den Verlust des Wettbewerbs, doch Mayländer ist sehr glücklich mit seiner Aufgabe: "Natürlich vermisse ich den Wettbewerb, aber ich mag es, das Safety-Car zu fahren. Es ist ein wichtiger Job und ich bin sehr glücklich damit."

Über die Jahre hat sich Mayländer mit vielen Fahrern ein gutes Verhältnis erhalten, wie er sagt: "Ich weiß, was in den Köpfen von Rennfahrern vor sich geht. Wir sind wie eine große Zirkusfamilie, die um die Erde reist. Ich kenne alle Fahrer, aber besonders Alexander Wurz aus alten Formel-Ford-Tagen sowie Nick Heidfeld. Unsere Freundschaft ist geblieben und wir reden sehr viel miteinander."