• 14.03.2012 19:34

Renault: Trotz Zwischengas-Verbot bei Fahrbarkeit top

Renault zeigt sich mit den Anpassungen der Motoren wegen des Zwischengas-Verbots und mit dem Auftakt der Williams-Zusammenarbeit zufrieden

(Motorsport-Total.com) - Renault ist dieses Jahr erstmals seit dem Formel-1-Comeback Anfang des Jahrtausends als Werksteam nur noch als Motorenhersteller am Start. In den vergangenen zwei Jahren war das Formel-1-Team in Enstone zwar auch bereits in den Besitz von Genii Capital übergegangen, dennoch fungierte man noch als Namensgeber.

Titel-Bild zur News: Sebastian Vettel

Red Bull kommt weiter in den Genuss der guten Fahrbarkeit des Renault-Motors

Gleichzeitig wurde allerdings auch die Bindung zum Weltmeister-Team Red Bull immer enger - die Mannschaft aus Milton Keynes fungiert als eine Art Werksteam für die Franzosen. "Im vergangenen Jahr ging es für uns darum, Renault als Motorenpartner und nicht länger als Besitzer eines eigenen Formel-1-Teams zu etablieren", betont Jean-Francois Caubet, der geschäftsführende Direktor von Renault.

"In dieser Saison werden wir diese Position festigen und ausbauen. Dass unser Renault RS27-Achtzylinder zu den besten Aggregaten in der Königsklasse des Motorsports gehört (Formel-1-Datenbank: die Renault-Bilanz 2011), haben wir mit insgesamt vier Weltmeistertiteln in nur zwei Jahren bewiesen. Jetzt kommt es für uns darauf an, auch in puncto Service und Kundendienst sowie Fahrbarkeit des Motors als besonders konkurrenzfähiger Partner anerkannt zu werden."

Red Bull denkt schon an 2014

Dieses Jahr rüstet man mit Williams sogar ein zusätzliches Team aus, wodurch die legendäre Motorenpartnerschaft der glorreichen 1990er-Jahre wieder auflebt. Zudem liefert man weiterhin Aggregate an Caterham, Lotus und das Weltmeisterteam Red Bull. "2012 gehen wir bereits in unsere sechste Saison mit Renault als Motorenpartner", sagt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "In dieser Zeit haben wir gemeinsam große Erfolge errungen - 27 Grand Prix-Siege, 65 Podiumsplatzierungen, 38 Pole Positions und vier Weltmeistertitel."

"Seit 2007 hat sich unsere Partnerschaft kontinuierlich weiterentwickelt - im vergangenen Jahr ist aus ihr sogar eine technische Kooperation auf höchstem Niveau entstanden", freut sich der Brite. "Hierauf werden wir in dieser Saison und für die Zukunft aufbauen, denn unser Erfolgshunger ist nach wie vor ungestillt. 2014 tritt ein neues Motorenreglement in Kraft, das V6-Aggregate vorsieht. Unser Ziel ist es, uns gemeinsam mit Renault bestmöglich auf diese Herausforderung vorzubereiten. Dies betrifft den Sechszylinder ebenso wie seine Integration in unser Chassis."

Eric Boullier ist seit der Übernahme des Renault-Teams durch Genii Teamchef in Enstone. 2012 geht das Teams erstmals unter dem Namen Lotus an den Start - dennoch vertraut man weiterhin auf Renault-Aggregate. "Wir können auf eine lange Partnerschaft mit Renault zurückblicken, die auch 2012 fortbesteht", sagt er. "Mit unserem neuen Lotus E20 ist uns ein weiterer Fortschritt in Bezug auf seine Konstruktion, das Design und die Qualität gelungen. Er hat uns während der Wintertestfahrten mit einer Zuverlässigkeit überzeugt, zu der auch die Motorspezialisten von Renault einen entscheidenden Beitrag geleistet haben."

Williams-Wechsel verlief reibungslos

Für Frank Williams ist die Zusammenarbeit mit Renault ein erster Schritt, wieder an die Erfolge vergangener Tage anschließen zu können. "Diese Zusammenarbeit ist für unser Team ein wichtiger Schritt und der Beginn einer langen und erfolgreichen Kooperation mit einem der führenden Automobilhersteller. Dabei verbindet uns eine gemeinsame, sehr erfolgreiche Vergangenheit, an die ich mich persönlich sehr gerne erinnere. Dennoch konzentrieren wir uns voll auf unsere Konkurrenzfähigkeit in der Zukunft, indem wir sie heute mit den richtigen Weichenstellungen gestalten."

Der Williams-Boss meint, dass bis jetzt alles ohne Probleme funktionierte: "Für ein Team bedeutet der Wechsel des Motorenpartners stets einen großen Aufwand. Aber durch die enge Zusammenarbeit gelang die Integration des Renault RS27-Achtzylinders in unser Chassis bemerkenswert reibungslos. Die Testfahrten vor der Saison verliefen auf eine beeindruckende Weise ebenfalls sehr produktiv. Jetzt blicken wir dem WM-Auftakt in Australien gespannt entgegen."

Caterham peilt Sprung ins Mittelfeld an

Caterham ist bereits einen Schritt weiter. Das malaysische Team konnte sich im Vorjahr an den neuen Motorenpartner gewöhnen und möchte dieses Jahr die Früchte ernten. "2012 ist für uns das zweite Jahr unserer Kooperation mit Renault und die Saison, in der wir den Sprung in das Mittelfeld der Formel 1-Teams schaffen wollen", sagt Teamchef Tony Fernandes.

"Wenn sich die Gelegenheit bietet, wollen wir unsere ersten WM-Punkte einfahren. Hierfür haben wir in der Vergangenheit in viele Bereiche unseres Rennstalls investiert." Auch die Erfahrung von Renault spielt dabei eine große Rolle: "Sie wissen, wie Formel-1-Rennen gewonnen werden - und dieses Know-how beflügelt auch unseren Rennstall."

Williams: Lange Vorlaufzeit als Geheimnis

Das soll sich bereits beim Saisonstart in Melbourne zeigen. Die Truppe von Remi Taffin, Leiter des Renault-Einsatzteams, ist längst im Saison-Rhythmus, da der dichte Rennkalender ohnehin kaum Verschnaufpausen zulässt und die Teams bereits seit Wochen an ihren neuen Boliden feilen. "Die Formel-1-Winterpause fiel in diesem Jahr besonders kurz aus, weswegen wir eine sehr arbeitsreiche Zeit hinter uns haben", bestätigt er. "Neben den üblichen Aufgaben wie dem Aufbau und dem Testen neuer Motoren auf den Prüfständen oder bei den Testfahrten kamen dieses Mal zahlreiche weitere Herausforderungen hinzu, denen wir uns stellen mussten."


Fotos: Großer Preis von Australien


Allen voran die neue Zusammenarbeit mit Williams. "Bereits mit der Bekanntgabe dieser Kooperation im Juli 2011 begann die Abstimmungsarbeit, damit unser RS27-Achtzylinder perfekt in das neue Chassis von Williams passt", erklärt Taffin. "Zugleich nahmen wir Gespräche auf, wie wir das Traditionsteam während eines Grand-Prix-Wochenendes an der Strecke bestmöglich unterstützen und wie die Strukturen auf beiden Seiten ideal miteinander verknüpft werden können."

Wie Teamboss Williams ist auch Renault mit der neuen Partnerschaft zufrieden: "Da wir diesen Prozess sehr früh angingen, präsentiert sich das Ergebnis sehr erfreulich - was sich auch in der hohen Zahl an Kilometern widerspiegelt, die Williams bei den Winter-Testfahrten mit unseren Motoren abspulen konnte."

Auspuff-Restriktionen als Herausforderung

Doch auch das Zwischengas-Verbot und die Auspuff-Restriktionen erforderten Anpassungen der Aggregate. "Einigen Aufwand haben wir darin investiert, auf die Änderungen des Reglements insbesondere im Hinblick auf die Achtzylinder zu reagieren", bestätigt Taffin. "Dies ändert unsere Vorgehensweise an den Rennwochenenden zwar nicht fundamental, wirkt sich aber doch auf einige wichtige Prozesse aus - und beeinflusst natürlich die Feinabstimmung der elektronischen Motorsteuerung."

Der Franzose hat den Eindruck, dass seine Mannschaft für die Herausforderung 2012 bereit ist: "Wir sind mit den Distanzen, die unsere Partnerteams vor der Saison problemlos zurücklegen konnten, sehr zufrieden. Die Fahrbarkeit und Agilität unseres RS27, die sich im vergangenen Jahr als einer der Schlüssel für den Gewinn beider WM-Titel entpuppte, ist auch in dieser Saison gegeben."