• 10.11.2016 21:27

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Nach Verstappen-Vorschlag: Kein Boxenfunk mehr im TV?

Wenn unflätige Wortwahl nicht gut für Jugendliche sei, solle der Boxenfunk nicht im Fernsehen übertragen werden, findet Verstappen - FIA will den Vorschlag prüfen

(Motorsport-Total.com) - Zieht die Formel 1 aus wilden Schimpftiraden Sebastian Vettels beim Mexiko-Grand-Prix radikale Konsequenzen? Konkurrent Max Verstappen kann es sich vorstellen, künftig auf die Übertragung der Kommunikation zwischen Fahrer und Kommandostand im Fernsehen komplett zu verzichten. "Wenn es schlecht für Jugendliche ist", zuckt der 19-Jährige auf die verfehlte Vorbildfunktion der Piloten angesprochen mit den Schultern, "vielleicht sollte man es dann einfach nicht senden."

Titel-Bild zur News: Funk am Kommandostand

Funk am Kommandostand: Wird hier bald inkognito kommuniziert? Zoom

Schon jetzt werden unflätige Worte im internationalen TV-Signal aus Rücksicht auf das britische Publikum überpiepst, denn auf der Insel sind Ausdrücke wie das "Fuck off!" Vettels verpönt. Hinzu kommt, dass der Funkverkehr nicht live, sondern zeitversetzt und selektiert gesendet wird. Doch für die FIA scheint es eine reelle Option zu sein, keinen Funkverkehr mehr öffentlich zu machen. Rennleiter Charlie Whiting unterstreicht: "Die Frage, ob es übertragen werden sollte oder nicht, sollte diskutiert werden." Er müsste jedoch Serienboss Bernie Ecclestone davon überzeugen.

Denn für die Fernsehübertragung ist sein Formula One Management (FOM) zuständig und er weiß, was sich gut verkauft - schließlich riss Ecclestone mit dem Verkauf der TV-Rechte die Macht an sich und verdiente so ein Vermögen. Emotionale Piloten im Livebild kommen an, was Vettel klar ist: "Einerseits ist es das, was die Leute wollen: Dass man erkennt, dass der Fahrer alles gibt, voll bei der Sache und bereit ist zu kämpfen", versetzt sich der Ferrari-Star in die Lage der Zuschauer.

"Andererseits kann man über das Ziel hinausschießen", findet Vettel. "Wenn man jede Konversation zwischen einem Fußballspieler und seinem Trainer aufzeichnen würde, würde man auch nicht alles ausstrahlen. Bei uns scheint es anders zu sein." Stehen die Piloten also zu sehr unter Beobachtung und fühlen sich unwohl, wenn sie mit ihren Ingenieuren und Teamchefs sprechen? Verstappen ist überzeugt, dass die Aktiven am Steuer viel zu beschäftigt sind, um solche Überlegungen anstellen.

Genau deshalb würde es eben auch mal Raues über den Äther gehen: "Wir kämpfen und wir sind vollgepumpt mit Adrenalin", argumentiert der Niederländer. Vettel jedoch gibt sich geläutert und will demnächst braver sein, wenn er mit dem Team spricht: "Ich habe meine Lektion gelernt", meint der Deutsche, der sich unlängst mündlich und schriftlich bei Whiting entschuldigte, zerknirscht. Er werde "in Zukunft ein bisschen ruhiger" agieren. Ob sich die Zuschauer davon überzeugen können?