Nach Fahrfehler: Renault übt keine Kritik an Alonso

Obwohl Fernando Alonso in Kanada einen möglichen Sieg wegwarf, muss er sich von seinem Team keinerlei Kritik anhören

(Motorsport-Total.com) - Als sich Jarno Trulli in Frankreich 2004 vor den Augen der Renault-Granden in der letzten Runde von Rubens Barrichello überrumpeln ließ, waren die Franzosen so enttäuscht, dass der Italiener später gefeuert wurde und sich bei Toyota einen neuen Job suchen musste. Gestern in Kanada warf Fernando Alonso sogar einen möglichen Sieg weg - doch der Spanier, Liebling von Teamchef Flavio Briatore, kam ungeschoren davon.

Titel-Bild zur News: Giancarlo Fisichella vor Fernando Alonso

Bis zu seinem Ausfall führte Giancarlo Fisichella in Montréal vor Alonso

In der 38. Runde in Montréal fuhr Alonso etwas zu beherzt die Linkskurve vor der ersten Zwischenzeitmessung an, wodurch er die angrenzende Betonmauer touchierte und dabei die Radaufhängung hinten rechts kaputt fuhr. Der WM-Leader kam zwar anschließend noch an die Box zurück, doch die Mechaniker montierten den bereitgestellten Ersatzreifen nicht mehr, sondern schoben den R25 direkt in die Garage weiter.#w1#

Symonds und Briatore relativieren Alonsos Fehler

Vorwürfe musste sich Alonso aber nicht anhören: "Er hat es ein bisschen übertrieben und hat dabei die Mauer berührt", relativierte Chefingenieur Pat Symonds den Zwischenfall. "Das war einer der sehr seltenen Fehler von Fernando. Er hat ein paar großartige Rennen hingelegt, er ist ein großartiger Fahrer und er gibt nie auf. Er macht auch sehr selten Fehler, daher sollte man ihn nicht kritisieren, wenn ihm doch selten einmal einer unterläuft."

Auch Briatore nahm den Doppelausfall in Montréal philosophisch hin: "So ist die Formel 1", meinte er achselzuckend. "Ein schlechter Tag kann schon mal vorkommen, ist auch anderen schon passiert - jetzt eben uns. Das gehört zu diesem Spiel einfach dazu. Was wichtig ist, ist, dass das Auto konkurrenzfähig war - beide Fahrer waren sehr konkurrenzfähig. Wir haben schließlich Zeit, um uns von diesem Drama zu erholen."

Reger Funkverkehr zwischen Alonso und dem Kommandostand

Allerdings gibt es noch eine weitere interne Baustelle für Renault, denn als Giancarlo Fisichella, der später in Führung liegend mit einem Hydraulikdefekt aufgeben musste, noch vor Alonso lag, forderte der zu dem Zeitpunkt zweitplatzierte Spanier beim Kommandostand unverblümt via Funk einen Positionswechsel an: "Ich bin schneller! Was muss ich denn noch machen, damit ich vorbei kann?" Antwort vom Team: "Du musst ihn eben überholen, Fernando!"

Als er dann tatsächlich versuchte, aus eigener Kraft am Teamkollegen vorbeizugehen, machte Fisichella vor einer Rechtskurve die Tür zu. Bauen sich im spanisch-italienischen Duo etwa gar die ersten Spannungen südländischen Temperaments an? Fest steht nach dem Grand Prix von Kanada nur, dass Renault kaum eine andere Wahl hat, als nunmehr voll auf Alonso zu setzen, denn Fisichella spielt als WM-Neunter mit 42 Punkten Rückstand kaum noch eine Rolle im Titelkampf.