• 01.10.2015 12:31

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

McLarens Hoffnung: Bringt Regelnovelle 2017 die Wende?

Finanzprobleme und Manövrierunfähigkeit ohne Tests: Neue Chassisbestimmungen und frühe Kapazitätsverlagerungen sind aber nur ein kleiner Lichtblick

(Motorsport-Total.com) - Kein Grand-Prix-Sieg mehr seit November 2012 und nur zwei Podiumsplatzierungen: McLaren wirkt immer mehr wie ein Schatten seiner selbst, Auswege aus der Dauerkrise sind nicht in Sicht. Die rasante Talfahrt der einstigen Weltmeister-Mannschaft wirft Fragen auf, zumal Geschäftsführer Jonathan Neale über durch die Misserfolge einbrechende Einnahmen sagt: "Wir können sie nicht dauerhaft kompensieren." Daran wird die Präsentation einer Champagnermarke als Sponsor nicht viel ändern.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso und McLaren wollen einen Ausweg aus der Bedeutungslosigkeit Zoom

Ein großer Geldgeber fehlt weiter, also erhöht sich der Druck auf der Strecke: "Wenn wir in der Konstrukteurs-WM abrutschen, hat das Einfluss, aber wir sind darauf gefasst", warnt Neale mit tiefen Sorgenfalten auf dem Gesicht. Aktuell sichert den Bestand der Formel-1-Mannschaft noch die weiterreichende Firmenstruktur, die unter anderem mit einem starken Technologiezweig für Umsätze sorgt: "McLaren ist Teil einer Unternehmensgruppe und das ist eine Stärke", unterstreicht Neale.

Um schleunigst auch mit dem Motorsport wieder Bares in die Kassen zu spülen, könnte McLaren das Jahr 2016 abhaken und sich dafür besonders früh auf die Folgesaison konzentrieren, wenn das Technische Reglement einer eingehenden Novelle unterzogen werden soll. "Irgendwann werden wir die Ressourcen wie alle anderen umschichten", blickt Rennleiter Eric Boullier voraus. "Es geht 2017 mehr um das Chassis als um den Antrieb. Aber das könnte für einige Teams das Ende eines Kreislaufs bedeuten."

Honda unter Druck: Knackpunkt Verdichter

Boullier weiß aber, dass nicht nur seine Truppe, sondern auch Antriebspartner Honda in die Gänge kommen muss. Der Franzose verspricht sich keinen kompletten Wandel des Kräfteverhältnisses durch aerodynamisch stark veränderte Boliden: "Mit Hybridmotoren ist man plötzlich um Sekunden langsamer, wenn man sich vergaloppiert - nicht um Zehntelsekunden."

Teampatron Ron Dennis hadert zudem mit den Test- und Entwicklungsbeschränkungen in der Formel 1, die die Aufholjagd erschweren. Das McLaren-Urgestein sagt: "Ich würde lieber mehr Testen gehen und hätte mehr Freiheiten im Windkanal und beim CFD."


Fotos: McLaren, Großer Preis von Japan


Die Frage ist, inwiefern McLaren ein besseres Chassis wirklich hilft: Technikexperten sehen das Problem allen voran beim Antrieb. Honda schafft es nicht, mit seinen Hybridsystemen auf langen Geraden genügend Zusatzenergie über einen längeren Zeitraum abzurufen und verzeichnet so plötzlichen Leistungsverlust. Grund für das Problem ist offenbar die Designphilosophie in Woking, auf sehr schlanke Boliden zu setzen. Die Japaner passten ihr Design an und verbauten den Turbo und die MGU-H mit dem Kompressor, der Luft zuführt, im durch die Zylinder gebildeten V.

Dort gibt es allerdings nicht viel Platz, was Abstriche bei der Größe des Verdichters notwendig machte - und zu Lasten der Effizienz ging. Auch die Drehzahl musste heruntergeschraubt werden. Wenn es dem Verbrennungsmotor dazu noch an PS fehlt, ist das Problem kaum zu kompensieren und der Verlust der Hybridenergie auf den Geraden wirkt sich besonders gravierend aus. Um das Layout komplett umzubauen, fehlt es Honda wohl an Token und an Zeit. Dabei sagt auch Sportchef Yasuhisa Arai der 'BBC': "Wir wissen, dass der Verdichter unser größtes Problem ist."