• 01.02.2012 19:02

  • von Dieter Rencken & Lennart Schmid

McLaren: Im Winter eine Pause? Nur für die Fahrer!

Während sich Jenson Button und Lewis Hamilton im Winter in den USA entspannten, schoben die Ingenieure im McLaren-Hauptquartier Überstunden

(Motorsport-Total.com) - Traumjob Formel-1-Rennfahrer. Während die Teams in der Winterpause ganze Hundertschaften an Ingenieuren und Manager beinahe rund um die Uhr beschäftigen, um ihre neuen Autos rechtzeitig zum Saisonstart fertigzustellen, können die Fahrer wochenlang an den schönsten Plätzen der Erde ausspannen und die Seele baumeln lassen. Erst wenn der neue Rennwagen fertig ist, nehmen die Piloten wieder ihre Arbeit auf. Bis dahin stehen allenfalls körperliches Training und Übungsstunden im Simulator auf dem Stundenplan.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Jenson Button

Gut erholt nahmen Lewis Hamilton und Jenson Button ihre Arbeit wieder auf

Ex-Weltmeister Jenson Button verbrachte wie schon in früheren Winterpausen einige Wochen auf Hawaii. Selbstverständlich mit dabei: seine japanische Freundin Jessica Michibata, von Beruf Unterwäsche-Modell. "Mein Winter war wirklich gut. Ich habe eine Menge Zeit auf Hawaii verbracht. Da war es schön warm, ich konnte abschalten und meine Batterien aufladen. Ich habe aber auch viel trainiert, mit Freunden und der Familie", sagt der McLaren-Star.

So richtig begeistert scheint Button von seinem eigenen Jetset-Leben allerdings nicht zu sein. Eher gelangweilt verkündete er am Mittwoch anlässlich der Präsentation des McLaren MP4-27 den zahlreich versammelten Pressevertretern: "Es war aber wie in jedem Jahr." Pflichtschuldig schob der millionenschwere Champion nach: "Man verbringt ein paar Wochen im Urlaub, was zunächst großartig ist, aber nach drei oder vier Wochen beginne ich den Rennsport zu vermissen. Dann wird es Zeit, dass es wieder losgeht."

Lewis Hamiltons Winterurlaub unterschied sich nur unwesentlich von dem Freizeitprogramm seines Teamkollegen. Statt sich am Strand zu rekeln, verbrachte der Weltmeister von 2008 im Dezember entspannte Tage in den Rocky Mountains. An seiner Seite: Freundin Nicole Scherzinger, ihres Zeichens Modell und Popsängerin. In den Bergen Colorados habe er trainiert "und Zeit mir Familie und Freunden verbracht" - mit Skifahren und Pfannkuchenessen.

Hamilton hat das Rennfahren nicht vermisst

Lewis Hamilton

Bloß nicht ans Rennfahren denken - Lewis Hamilton und Nicole Scherzinger Zoom

Während seine Ingenieure am Teamsitz in Woking Tag und Nacht schufteten, suchte Hamilton die größtmögliche Distanz zum stressigen Job. "Das Auto habe ich überhaupt nicht vermisst. Im Gegenteil: Es war schön, mal richtig abschalten zu können und die Batterien wieder aufzuladen", sagt der Engländer. Anstatt möglichst viel zu trainieren, habe er diesmal weniger getan als sonst und sich lieber mit seinen Lieben beschäftigt. "Das ist unterm Strich der einzige Bereich, aus dem du deine Energie ziehst", weiß Hamilton.

Anfang Januar fanden sich die beiden McLaren-Piloten schließlich wieder in der Teamzentrale ein und berichteten ihren Kollegen von ihren Urlauben. Die Crew um Geschäftsführer Jonathan Neale war von den Schilderungen der Fahrer schwer begeistert. "Ihre Winter haben sich offenbar ganz anders angefühlt als die Zeit, die wir durchgemacht haben", stellt Neale mit einer Mischung aus Humor und Wehmut fest. Der Geschäftsführer und seine Kollegen hätten seit dem Saisonfinale in Brasilien hingegen kaum einmal Tageslicht zu Gesicht bekommen, so vertieft seien sie in ihre Arbeit gewesen.

Kurze Winterpause: Gleich viel Arbeit in weniger Zeit

Jenson Button

Jenson Button verlebte einen "wirklich guten" Winter - mit Jessica Michibata Zoom

Doch es gibt natürlich gute und ernsthafte Gründe für die unterschiedlichen Winteraktivitäten von Fahrern und Teampersonal. Während sich die Fahrer nach der langen Rennsaison guten Gewissens in eine Ruhepause verabschieden dürfen, bedeutet die kurze Phase zwischen Saisonende und Auftakt der neuen Testsaison für die Ingenieure gleich doppelt Arbeit. "Normalerweise ist die Arbeit Ende Oktober zu Ende und dann können wir mit unserem Entwicklungsprogramm beginnen", erklärt Neale.

"Jetzt waren wir plötzlich mit einem Monat weniger mit der selben Arbeit, mit der selben Komplexität, konfrontiert - und einer sehr kurzen Testphase", fährt der Geschäftsführer fort, und fügt an: "Testzeit ist wertvoll." Zum Glück steht das Team mit der jetzt anstehenden Arbeit nicht allein da: die Piloten sind schließlich aus dem Urlaub zurück und packen von nun an wieder mit an.