Massa, der Nachtfalke: Überlegene Pole in Singapur!

Felipe Massa sicherte sich mit einer überragenden Leistung die Pole-Position vor Hamilton und Räikkönen - Heidfeld bester von vier Deutschen in den Top 10

(Motorsport-Total.com) - In Singapur fiel heute Nachmittag mitteleuropäischer Zeit (22:00 Uhr Ortszeit) unter Flutlicht die erste sportliche Entscheidung dieses Rennwochenendes: Vor fast vollen Tribünen sicherte sich standesgemäß ein Ferrari die Premieren-Pole-Position im südostasiatischen Stadtstaat - und zwar auf beeindruckende Art und Weise!

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen, Felipe Massa und Lewis Hamilton

Die Top 3 des Qualifyings in Singapur: Räikkönen, Massa und Hamilton

Felipe Massa, der "Streetfighter" von Valencia, darf sich ab sofort auch "Nachtfalke" von Singapur nennen: Der Brasilianer hielt sich in Q1 als Vierter noch zurück, schaltete dann aber einen Gang hoch und fuhr in Q2 sowie in beiden Finalruns Bestzeit. In Q3 steigerte er sich von 1:45.491 auf 1:44.801 Minuten, womit er Lewis Hamilton (McLaren-Mercedes) um sagenhafte 0,664 Sekunden von der Pole-Position verdrängte.#w1#

Pole-Position mit Benzin erkauft?

Felipe Massa

Felipe Massa war heute im Qualifying eindeutig der schnellste Fahrer Zoom

Ob die große Zeitdifferenz zwischen Ferrari und McLaren-Mercedes wirklich repräsentativ ist, ist die große Frage, die sich die Strategen nun stellen werden. Selbst ein Laie konnte aber erkennen, dass Massas Runde außergewöhnlich gut war, weshalb er sich den ersten Startplatz auch redlich verdient. Hamilton hatte sich im Gegensatz dazu nach einem Fahrfehler im ersten Run als Zehnter durch Q2 gezittert - gerade mal 0,106 Sekunden vor Jarno Trulli (Toyota).

Im Schatten der beiden WM-Konkurrenten belegte Kimi Räikkönen (+ 0,816) den dritten Platz. Der Finne war heute nie auf dem Niveau seines Ferrari-Teamkollegen, leistete sich im ersten Finalrun in der Zielkurve auch einen Drift, den er gekonnt abfangen konnte, und muss unterm Strich froh sein, dass er noch Dritter wurde. Robert Kubica (BMW Sauber F1 Team/+ 0,978) rückte nämlich mit einer starken Schlussoffensive noch ganz nahe an ihn heran.

Aus deutscher Sicht sah es zunächst so aus, als würde Monza-Sieger Sebastian Vettel wieder die Speerspitze bilden, doch der Toro-Rosso-Ferrari-Pilot fiel im Top-10-Qualifying noch vom vierten auf den siebenten Platz zurück, hatte 1,443 Sekunden Rückstand auf die Spitze. Im letzten Versuch schoben sich neben Kubica auch noch Heikki Kovalainen (McLaren-Mercedes/+ 1,072) und Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team/+ 1,163) an ihm vorbei.

Vier Deutsche in den Top 10

Nick Heidfeld

Nick Heidfeld wurde von seinem Teamkollegen erneut geschlagen Zoom

Heidfeld verlor sein Stallduell gegen Kubica diesmal um 0,185 Sekunden und war damit angesichts der wesentlich größeren Differenz in den Freien Trainings eigentlich recht gut bedient. Erfreulich: Vier von fünf Deutschen schafften es in die Top 10 - Timo Glock (8./Toyota/+ 1,527) dürfte mit seiner Leistung sehr zufrieden sein, Nico Rosberg (9./Williams-Toyota/+ 1,810) hatte sich insgeheim wohl etwas mehr erhofft.

Der große Pechvogel der Nacht war zweifellos Fernando Alonso (Renault), denn der Schnellste der Freien Trainings schaffte in Q1 den Cut trotz eines Ausritts ganz locker, schied aber in Q2 mit Verdacht auf Hydraulikdefekt aus, bevor er eine Zeit setzen konnte. Der Spanier hatte sich große Chancen auf eine Topsensation ausgerechnet und schlug sich beim Aussteigen mit beiden Händen enttäuscht gegen den Helm.

Morgen wird er also als 15. ins Nachtrennen gehen. Vor ihm stehen Überraschungsfinalist Kazuki Nakajima (Williams-Toyota/+ 2,746), Trulli, Jenson Button (Honda), Mark Webber und David Coulthard (beide Red-Bull-Renault). Coulthard hatte sich in Q1 mit ein bisschen Glück unter die Top 15 geschoben, denn erst im allerletzten Versuch verdrängte der Schotte Nelson Piquet (Renault) um neun Tausendstelsekunden auf P16.

Force India ohne Chance

Mark Webber

Mark Webber: Nirgendwo sonst ist die Formel 1 so spektakulär wie in Singapur Zoom

Mit Sébastien Bourdais hatte sich etwas überraschend der Teamkollege von Vettel schon in den ersten 20 Minuten verabschiedet. Auch Adrian Sutil (Force-India-Ferrari) blieb als 19. mit 1,357 Sekunden Rückstand auf Rang 18 deutlich hinter den Erwartungen. Nur Stallgefährte Giancarlo Fisichella landete noch hinter dem Deutschen, weil seine Crew nach dem Crash im Freien Training zu lange für die Reparatur brauchte.

An der Spitze kommt es damit wie erwartet zum rot-silbernen Duell um den Sieg. Massa demonstrierte heute mit seiner überragenden Runde seine derzeitige Topform - gerade auf Stadtkursen scheint er sich wohl zu fühlen, wie wir spätestens seit Valencia wissen. Interessante Details am Rande: Massa fuhr im Gegensatz zu Räikkönen im Qualifying mit Radkappen und die schnellsten Zeiten wurden mit der härteren der beiden Reifenmischungen erzielt.

Die 100.000 Zuschauer vor Ort und das weltweite TV-Publikum dürfen sich jedenfalls auf ein fantastisches Spektakel einstellen, denn wenn die Formel-1-Raketen mit fast 300 km/h den Raffles-Boulevard runterdonnern oder sich über die nur acht Meter breite Anderson-Bridge schlängeln, dann ist das Grand-Prix-Action vom Feinsten - abgerundet mit der atemberaubendsten Skyline aller Formel-1-Citys im Hintergrund...


Fotos: Großer Preis von Singapur, Samstag