• 28.01.2011 11:45

Marmorini: "Wir sind verpflichtet, zu gewinnen"

Luca Marmorini im Interview über das Zusammenspiel des Motors mit KERS und die Weitergabe des Systems an Kundenteams

(Motorsport-Total.com) - Ein wichtiger Aspekt für die Motorentechniker in diesem Jahr ist die Wiedereinführung von KERS und die damit verbundenen Abhängigkeiten in Bezug auf das Aggregat. Ferrari-Motorenchef Luca Marmorini erklärt im Interview, wie Ferrari die Herausforderung annimmt.

Titel-Bild zur News: Luca Marmorini (Motorenchef)

Ferrari-Motorenchef Luca Marmorini sieht das Team in der Pflicht, Erfolg zu haben

Frage: "Welche Eingriffe waren beim neuen 056er Motor für 2011 möglich?"
Luca Marmorini: "Die Motoren sind nach wie vor eingefroren. Direkte Eingriffe in Bezug auf die Motorleistung sind also unmöglich. Dennoch haben wir sehr hart gearbeitet, speziell im Hinblick auf die Zuverlässigkeit, aber auch um die Kosten zu reduzieren. Was die Zuverlässigkeit betrifft, so arbeiten wir zudem am pneumatischen Konzept, das uns im Jahr 2010 einige Probleme bereitet hat. Darüber hinaus haben wir in diesem Jahr KERS wiedereingeführt, was zu einer signifikanten Änderung der Front des Motors geführt hat. Es gibt unter anderem eine neue Kurbelwelle und wir mussten das Kühlsystem etwas anpassen."

Frage: "Was ist in Bezug auf KERS diesmal anders als vor zwei Jahren?"
Marmorini: "Die Version für 2011 hat genau die gleichen Spezifikationen wie die aus dem Jahr 2009. Es gibt somit dieselben Leistungs- und auch Energiewerte. Basierend auf den Erfahrungen von vor zwei Jahren haben wir es allerdings effizienter gestalten können, indem wir sowohl Größe als auch Gewicht verringern konnten. Bei Ferrari ist KERS mit Blick auf die Kostenkontrolle geplant worden. Sämtliche Entwicklungskosten sind reduziert worden und die operativen Kosten sind analysiert und ebenfalls reduziert worden, um KERS auch für die kleinen Teams erschwinglich zu machen."

Frage: "Die Kundenteams können also das KERS von Ferrari verwenden. Ist das ein Vorteil?"
Marmorini: "Je mehr man damit auf der Strecke testen kann, desto besser. Man muss bedenken, dass wir bis zum Saisonstart nicht viele Testmöglichkeiten haben, insofern ist das definitiv ein positiver Aspekt. Der Vorteil eines zweiten Teams ist, dass man das System hinsichtlich Performance und Zuverlässigkeit zügiger entwickeln kann."

Frage: "Wie haben Sie sich aus operativer Sicht auf die Saison vorbereitet?"
Marmorini: "Es gibt immer viel Arbeit und eine Menge Aktivitäten. Wir haben viele Longruns durchgeführt, was in diesem Jahr besonders schwierig war, da wir die Longruns mit dem Motor, mit KERS und mit dem neuen Getriebe durchführen mussten. Wir sind sehr gut vorbereitet und sollten bis zum Start der Saison eine sehr gute Zuverlässigkeit an den Tag legen können."

¿pbvin|512|3412||0|1pb¿Frage: "Was wurde im Hinblick auf den Verbrauch unternommen?"
Marmorini: "Der Verbrauch ist nach wie vor einer der wichtigsten Aspekte mit Blick auf die Performance. In diesem Jahr müssen wir zusätzlich berücksichtigen, dass sich KERS innerhalb des Benzintanks befindet. Den Verbrauch unter Kontrolle zu halten, ist eine der größten Herausforderungen während der Entwicklung im Winter, wenn man das Auto nicht wesentlich länger und breiter ausfallen lassen möchte. Da kommt uns natürlich unser langjähriger Partner Shell sehr zu Gute."

Frage: "Glauben Sie, dass die Kombination aus KERS und dem verstellbaren Heckflügel das Überholen tatsächlich einfacher machen wird?"
Marmorini: "Auf dem Papier und in unseren Simulationen ist es jedenfalls so. Wir konnten bereits in der Saison 2009 erkennen, dass KERS das Überholen erleichtert. Die Möglichkeit, den Luftwiderstand des Fahrzeugs zu reduzieren, könnte im Zusammenspiel mit der Extraleistung durch KERS definitiv einen Unterschied machen, zumal das vorausfahrende Fahrzeug diese Möglichkeit nicht hat."

Frage: "Letzte Frage: Fühlen Sie sich verpflichtet, in diesem Jahr zu gewinnen?"
Marmorini: "Ganz eindeutig - verpflichtet und angefeuert."