Klien: "Di Resta etwas besser als Sutil"

Force India erweist sich auch 2013 als Favoritenschreck: Was das Erfolgsgeheimnis der Inder ist und warum Christian Klien Paul di Resta höher als Adrian Sutil einschätzt

(Motorsport-Total.com) - Im Trubel um Mercedes und die Pirelli-Reifen geht diese Saison etwas unter, dass Force India einmal mehr die große Überraschung gelungen ist. Das Team mit Sitz in Silverstone hält derzeit in der Konstrukteurs-WM auf dem starken fünften Platz - und das mit einem Schmalspur-Budget von nur 55 Millionen Euro pro Jahr. Man liegt aber vor Topteams wie McLaren (250 Mio. Euro) oder Mittelfeld-Rennställen wie Sauber (65 Mio. Euro) und Williams (125 Mio. Euro), die allesamt ein größeres Budget zur Verfügung haben als die Truppe von Teamchef Vijay Mallya.

Titel-Bild zur News: Paul di Resta

Paul di Resta beeindruckte in Montreal mit seiner reifenschonenden Fahrweise Zoom

Eine Tatsache, die umso bemerkenswerter ist, da Force India vor dem Saisonstart große finanzielle Probleme hatte. Sogar eine Übernahme wurde diskutiert. Doch das ehemalige Jordan-Team hat einmal mehr bewiesen, dass man ein Meister in Sachen Effizienz ist. Während McLaren und Sauber auf Neuentwicklungen setzten, blieb man in Silverstone dem bewährten Konzept treu und übte sich in Feinschliff.

Force India hat das Reifenrätsel geknackt

Ein großer Vorteil, wenn es darum geht, die unberechenbaren Pirelli-Reifen zu verstehen, schließlich baut man auf einer bekannten Basis auf. Das zeigte sich zuletzt in Montreal, als Paul di Resta mit seinen Pneus erst in der 56. Runde erstmals an die Box kam. Eine Tatsache, die der breiten Front der Pirelli-Kritiker nicht schmecken wird.

Force Indias Betriebsdirektor Otmar Szafnauer wundert sich gegenüber 'auto motor und sport', warum sich Red Bull lauthals über die Pneus beschwert: "Die haben im September 2012 die gleichen Reifenspezifikationen bekommen wie wir. Wenn sie jetzt für bestimmte Rennstrecken das falsche Auto haben, kann Pirelli nichts dafür. Dann hätten sie eben ein anderes Auto bauen müssen."

Schon bei den Tests setzte man gezielt auf Longruns und konnte das Auto rasch für die Reifen optimieren: Man hatte nur eine Unbekannte in der Gleichung, musste nicht auch noch das neue Auto komplett verstehen lernen.

Klien von Force India begeistert

Christian Klien

Christian Klien zeigt sich vor allem von di Resta beeindruckt Zoom

Auch der Österreicher Christian Klien, der bereits einmal für das Team aus Silverstone testete, zeigt sich gegenüber 'Pitpass' durchaus angetan: "Force India hat mich bisher am meisten begeistert. Verglichen mit Red Bull und Ferrari handelt es sich um ein kleines Team, aber sie waren in dieser Saison immer vorne dabei - und das ist alles andere als einfach."

Dabei musste man erst mit Saisonende 2012 Toptalent Nico Hülkenberg ziehen lassen. Klien lobt aber die neue Fahrerpaarung des Rennstalls mit Comeback-Pilot Adrian Sutil und di Resta: "Beide sind bisher gut gefahren." Er schätzt den Schotten gegenüber 'Pitpass' aber höher ein: "Di Resta hat solide und verlässliche Arbeit geleistet, und dadurch liegt er meiner Ansicht nach etwas voran. Ich halte ihn für einen guten Fahrer, der im Rennen rasche Entscheidungen trifft - und Rennintelligenz ist wichtig. Paul ist ein sehr cleverer Kerl."

Di Restas Teamkritik als Vorbote der "Silly Season"?

Di Resta schreckt auch nicht davor zurück, sein Team zu kritisieren. An den vergangenen zwei Wochenenden schied er jeweils schon in Q1 aus - schuld waren Fehlentscheidungen am Kommandostand. Deshalb gab es dicke Luft in der Force-India-Box. Klien findet es durchaus gerechtfertigt, dass di Resta seinem Ärger Luft machte: "Solange man das Limit nicht überschreitet, ist es in Ordnung, das Team zu kritisieren. Es ist ja verständlich, dass ein Fahrer frustriert ist, wenn er mit einem guten Auto nicht das Maximum herausholen kann. Seine Kritik zeigt, dass er sich bei Force India stark und wohl fühlt."

Eine andere Möglichkeit wäre laut Klien, dass sich der Cousin von IndyCar-Ass Dario Franchitti bereits für den Transferpoker rüsten will, schließlich wurde er im Vorjahr nicht berücksichtigt, was sich in der Endphase des Jahres negativ auf seine Motivation auswirkte.