• 01.11.2008 10:14

  • von Fabian Hust

KERS als "phänomenale Herausforderung"

Die Teamchefs von McLaren-Mercedes, Ferrari, BMW Sauber und Renault über die Entwicklung der Systeme zur Rückgewinnung von Energie

(Motorsport-Total.com) - Auch die Formel 1 möchte "grüner" werden, führt kommendes Jahr unter dem Begriff KERS Systeme zur Energie-Rückgewinnung ein. Doch dieser Vorstoß wird auch kritisiert, schließlich ist er nicht nur mit immensen Entwicklungskosten verbunden. Auch die Umweltbilanz ist fraglich, schließlich kommen Batterien zum Einsatz, die im Extremfall bei jedem Rennen erneuert werden müssen.

Titel-Bild zur News:

Alle Teams - bis angeblich eines - wollen am Saisonstart auf KERS setzen

Zudem ist fraglich, ob es durch den Einsatz von KERS in der "Königsklasse des Motorsports" einen Technologietransfer in den PKW-Bau geben wird: "Scheinbar haben die Teams und die Hersteller diesbezüglich verschiedene Ansichten, was einfach durch die unterschiedlichen Ziele zu Stande kommt", so BMW Motorsport Direktor Mario Theissen.#w1#

"Im Namen von BMW kann ich sagen, dass wir nicht nur überzeugt sind, wir sind uns sicher, dass dies die Hybrid-Technologie beim PKW-Bau im großen Umfang beschleunigen wird. Natürlich können wir nicht die individuellen Komponenten des KERS-Systems übernehmen, aber das Verhältnis zwischen Leistung und Gewicht, das wir kommendes Jahr haben, muss vier bis fünfmal besser sein, als das, was man in den PKWs sehen wird."

"Dies wird Technologie erfordern, die noch mehr ist als nur auf dem neuesten Stand zu sein", so der Deutsche weiter. "Wenn sie erst einmal für die Formel 1 zur Verfügung gestellt wird, dann wird sie beim PKW-Bau mehr als willkommen sein. Wir bereiten bereits Projekte vor, die von KERS profitieren werden."

"Wir bereiten bereits Projekte vor, die von KERS profitieren werden." Mario Theissen

"Ich glaube, dass wir uns die langfristigen Planungen, nicht die kurzfristigen Planungen anschauen müssen", so Renault-Teamchef Flavio Briatore. "Manchmal ist etwas für jemanden nützlich, manchmal ist es für jemand anderes nicht nützlich. Wichtig ist, dass wir unseren Fokus zusammen aufrechterhalten und zusammenhalten. Ob man glücklich oder unglücklich ist, macht keinen Unterschied aus. Wenn die FOTA entscheidet, dass wir an KERS festhalten, dann werden wir mit KERS weitermachen."

Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali erachtet das System für den PKW-Bau als "sehr, sehr wichtig": "Wir müssen im Hinterkopf behalten, dass die FIA zuvor ein paar Punkte für die Zukunft der Formel 1 definiert hat. Einer davon war die Relevanz der Dinge, die wir in der Formel 1 tun. Mit Sicherheit ist dieses System sehr relevant."

"Für uns ist es nun die Frage, welches der beste Weg ist, wie wir dies in die Zukunft der Formel 1 implementieren können, da dies ein Prozess ist, der bereits begonnen hat. Es ist eine Frage der Diskussion, wir müssen schauen, was der beste Weg ist, um ein System zu haben, das für ein Team und für einen Konstrukteur vernünftige Kosten verursacht. Dies ist einer der Schlüsselpunkte unserer Diskussionen."

Auch McLaren-Mercedes-Teamchefs Ron Dennis gibt sich zurückhaltend, möchte die Entwicklung zunächst einmal abwarten. Grundsätzlich gibt sich aber auch der Brite zuversichtlich, schließlich erinnert er sich noch an die Zeit, als Karbon-Bremsen im Sport eingeführt wurden, niemand dachte, dass diese jemals an PKWs zu sehen sein werden: "Heute sind Verbundwerkstoffe im PKW-Bau Alltag."

"Für unsere Ingenieure ist dies eine phänomenale Herausforderung. Es ist natürlich eine teure Technologie, aber es ist eine Technologie, mit der jeder zurecht kommen möchte. Gleichzeitig ist die Einführung und die Kostenkontrolle für die FOTA wirklich ein Grund zur Sorge. Es ist wichtig, dass wir dies einstimmig erledigen, so dass wir versuchen können, die Kosten-Implikationen in gewisser Form zu kontrollieren."

"Für unsere Ingenieure ist dies eine phänomenale Herausforderung." Ron Dennis

Bei der Entwicklung der entsprechenden Systeme sind die Teams bisher unterschiedlich weit gekommen: "Es ist wohl das Ziel aller, es beim ersten Rennen im Einsatz zu haben", so Dennis. "Es ist technisch herausfordernd, ich bin mir jedoch sicher, dass dies das Ziel aller ist. Ich wäre sehr überrascht, wenn die Leute es nicht testen, viele testen es bereits."

"Es ist ein herausforderndes Programm, aber ich denke nicht, dass irgendjemand in der Formel 1 sitzt und denkt, dass sie es nicht in ihren Autos haben werden. Es gibt ein Team, das nicht die Absicht hat, es im Auto zu haben, aber ich denke zu diesem Zeitpunkt nicht, dass anzuzweifeln ist, dass es alle andere haben werden."

"Es gibt ein Team, das nicht die Absicht hat, es im Auto zu haben." Ron Dennis

"Es ist das Ziel, es beim ersten Rennen fertig und zuverlässig zu haben", so Domenicali. "Diesbezüglich tun wir zuhause auf den Prüfständen alles, was wir tun können, später bei den Tests zu Beginn des Jahres. Mit Sicherheit ist eine große und harte Herausforderung, zumindest für uns. Aber dies liegt in der Natur der Formel 1 und wir werden versuchen, Ende März fertig zu sein."

"Ich bin mir sicher, dass jeder sagt, dass man zum ersten Rennen fertig sein muss", so Briatore. "Hoffentlich werden wir die paar Probleme, die wir noch haben, lösen. Dies betrifft vor allem die Sicherheit, denn dies ist ein Problem, das wir noch haben. Aber wenn es um die Frage der Leistung geht, dann muss jeder in der Formel 1 für das erste Rennen bereit sein. Man hat keine Möglichkeit, nicht bereit zu sein."

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