• 02.12.2008 13:36

  • von Roman Wittemeier & Dieter Rencken

Kehrt die Formel 1 nach Südafrika zurück?

In Südafrika gibt es wieder konkrete Pläne für ein Comeback der Formel 1: Drei mögliche Austragungsorte - Neubau durch Hermann Tilke?

(Motorsport-Total.com) - Wird es vielleicht doch bald einen Nachfolger für Alain Prost geben? Der Franzose ist seit nunmehr 15 Jahren der letzte Sieger eines Formel-1-Laufs in Südafrika. Seit dem Erfolg des damaligen Williams-Piloten, der beim Saisonauftakt in Kyalami 1993 den Grundstein für seinen vierten Titel legte, gab es keinen Grand Prix von Südafrika mehr. Immer wieder flammte kurz Hoffnung auf eine Rückkehr der Königsklasse auf, doch viele Projekte erstickten im Keim.

Titel-Bild zur News:

Letzter Sieger in Kyalami: Alain Prost im Williams von 1993

Nun wagt man offenbar einen nächsten ernsthaften Versuch, die Formel 1 zurückzuholen. Die Provinz Gauteng soll die Gesellschaft 'GP Motorsport' gegründet haben, die bereits erste Schritte auf dem Weg zu einem neuen Grand Prix gegangen ist. Nach Informationen von 'Motorsport-Total.com' haben sich FIA-Rennleiter Charlie Whiting, Rennstrecken-Architekt Hermann Tilke und ein Vertreter des Motorradsport-Weltverbandes FIM bereits drei mögliche Austragungsorte angeschaut.#w1#

Drei Strecken in der engeren Wahl

Zum einen scheint man ein Comeback in Kyalami in Betracht zu ziehen. Die Chancen auf eine Rückkehr zur traditionsreichen Strecke gilt jedoch als eher gering. Immerhin gibt es seit Jahren viele rechtliche Auseinandersetzungen um den Besitz und Betrieb der Strecke, außerdem gilt Kyalami als logistischer Albtraum vom Format Donington. Die ohnehin nur maximal 70.000 Tribünenplätze wären für Rennbesucher mit dem Auto kaum zu erreichen.

Duell der Giganten 1993: Aytron Senna, Alain Prost und Michael Schumacher Zoom

Die Formel-1-Chancen der Rennstrecke von Zwartkops, wo jährlich große Oldtimerrennen ausgetragen werden, dürften auch zu vernachlässigen sein. Die Strecke außerhalb von Pretoria ist in privater Hand. Die besten Erfolgsaussichten hat offenbar ein brandneues Projekt, welches nur fünf Kilometer von Kyalami entfernt entstehen könnte. Auf dem Gelände eines ehemaligen Steinbruchs soll möglicherweise eine Formel 1 taugliche Rennstrecke entstehen. Die Kosten für ein solches Projekt wurden mit rund 120 Millionen Euro beziffert.

Whiting und Tilke mahnten an, dass es sowohl in Kyalami als auch in Zwartkops Verbesserungsbedarf gäbe, um die Strecken auf Formel-1-Niveau zu heben. Das Layout der neuen Strecke im Steinbruch nahe Kyalami gilt als gut, doch gibt es offenbar Streit mit der FIM, wie die Auslaufzonen zu gestalten wären. Der neue Standort böte viele Vorteile, denn das brach liegende Gelände grenzt an eine Hochgeschwindigkeits-Bahnstrecke und an ein Autobahnkreuz, welches die Hauptadern von Durban nach Kapstadt sowie von Johannesburg in Richtung Zimbabwe verbindet.

Die Fußball-WM als Hemmschuh

Doch im Zuge der Neubaupläne gibt es viele Steine aus dem Weg zu räumen. Die Kosten sind ein schwerer Brocken angesichts der ohnehin hohen Belastungen der öffentlichen Kassen durch die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft im Jahr 2010. Hinzu kommt, dass durch die vielen Stadionneubauten in Südafrika ein extremer Mangel an Zement, Stahl und weiteren Baustoffen herrscht. Das Material müsste demnach unverhältnis teuer eingekauft werden.

Die Rückkehr der Formel 1 nach Südafrika wird nicht von heute auf morgen geschehen können. Kyalami hat jüngst neue Verträge für die Austragung von Rennen der A1GP-Serie und der Superbike-Weltmeisterschaft fixiert. Die Betreiber der Traditionsstrecke werden es sich kaum leisten können, gleichzeitig den ehrgeizigen Plan eines Streckenneubaus in die Tat umzusetzen. Außerdem ist fraglich, ob sich die Provinz Gauteng die horrenden Startgebühren von Bernie Ecclestone leisten könnte. Realistisch scheint ein Südafrika Grand Prix nicht vor 2012.