Kartellvorwurf: Mercedes und Ferrari reagieren allergisch

Während Toto Wolff und Maurizio Arrivabene den Kartellvorwurf von Bernie Ecclestone zurückweisen, zeigt Red Bull Verständnis für dessen Argumentation

(Motorsport-Total.com) - Vertreter der Hersteller Mercedes und Ferrari reagieren allergisch auf den Vorwurf von Bernie Ecclestone, sie hätten zu viel Macht über die Formel 1. Ecclestone hatte die Entscheidungsgremien in diesem Zusammenhang sogar wörtlich als Kartell bezeichnet, "und Kartelle sind bekanntlich verboten. Wir betreiben da etwas, das illegal ist." Was natürlich in einer Zeit, in der sogar die Europäische Union die Vorgänge in der Formel 1 auf ihre Rechtmäßigkeit hin prüft, eine höchst problematische Aussage ist.

Titel-Bild zur News: Toto Wolff, Maurizio Arrivabene

Offizielle FIA-Pressekonferenz in Melbourne: Kartell, was für ein Kartell? Zoom

Aber: "Der Sport wird nicht als Kartell geführt", sagt Mercedes-Sportchef Toto Wolff. Für Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene ist der Vorwurf "einfach lächerlich. Wenn ich mit Toto zum Abendessen gehe, betreibe ich dann ein Kartell? Nein, dann ist das einfach ein Abendessen." Eine Einschätzung, der auch Renault zustimmt. Wolff ergänzt: "Einige von uns sind multinationale Konzerne. Wir nehmen das Thema Compliance sehr ernst."

Ecclestone sei eben "immer gut für eine Kontroverse", teilweise auch bewusst gesteuert, so der Österreicher. Mercedes relativiert damit den Vorwurf des Geschäftsführers der Formel 1, der das Thema illegales Kartell Ende Februar in einem Zeitungsinterview erstmals angesprochen hatte. Das Interview erschien unmittelbar vor der damaligen Sitzung von Strategiegruppe und Formel-1-Kommission - in den Augen vieler Beobachter kein Zufall.

Doch während sich Mercedes und Ferrari entschieden gegen den Ecclestone-Vorwurf wehren, zeigt Red-Bull-Teamchef Christian Horner Verständnis für den 85-Jährigen (dessen Trauzeuge er übrigens ist): "Bernies Kommentare sind aus Frust entstanden, weil er keine Veränderung herbeiführen kann. In der Formel 1 gibt es momentan eine Dynamik, die den Herstellern sehr viel Macht verleiht, vor allem durch das technische Reglement und die Antriebseinheit."

Red Bull war bekanntlich im vergangenen Jahr sowohl bei Mercedes als auch bei Ferrari abgeblitzt, als man Antriebshersteller Renault ersetzen wollte. Die Wurzel allen Übels liegt in der Einführung der Hybrid-Turbos zu Beginn der Saison 2014: Damals wurden die Hersteller nicht zu einer Mindestanzahl an Kundenteams verpflichtet, die sie beliefern müssen, und auch nicht zu einem maximalen Preis, den sie dafür verlangen dürfen. Das sorgt heute für politische Komplikationen.

"Die Komplexität des Antriebspakets wurde von allen unterschätzt, auch von Bernie und den Teams", sagt Gene Haas, als Formel-1-Neuling in dieser Diskussion noch relativ unbelastet. "Vielleicht hätte man vorher einen Preis festlegen sollen. Was wir von Ferrari bekommen, ist das Geld zweifellos wert, aber ob die Komplexität der Technologie auch beim Fan ankommt, wage ich zu bezweifeln. Die Kosten sollten immer bedacht werden, bevor man Regeln verabschiedet."

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