Horner droht mit Erfolgen "2012 und darüber hinaus"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner lässt die Erfolgsgeschichte von Red Bull seit 2004 Revue passieren und schließt aus, dass seine Truppe erfolgsmüde wird

(Motorsport-Total.com) - Der bei Red Bull vorherrschende Perfektionismus wird der Konkurrenz langsam unheimlich - seit der Ferrari-Ära rund um Michael Schumacher war kein Team in der Formel 1 mehr so dominant wie die österreichische Truppe mit Sitz in Milton Keynes. Während im Vorjahr das Auto dominierte, ist es nun das gesamte Team - sogar die wenigen Schwachstellen, wie mangelnde Konkurrenzfähig auf Hochgeschwindigkeits-Strecken, hat man abgestellt.

Titel-Bild zur News: Christian Horner (Teamchef)

Die Trophäensammlung von Red-Bull-Teamchef Horner wird immer größer

Und Teamchef Christian Horner lässt keinen Zweifel daran, dass man trotz der Titelverteidigung durch Sebastian Vettel die erfolgreiche Ära fortsetzen möchte. "Wir werden die Herangehensweise nicht verändern", meint der Teamchef. "Unsere Herangehensweise war das gesamte Jahr über sehr stark. Unser Betrieb war sehr stark. Taktisch waren wir sehr stark. Unser Entwicklungstempo war sehr stark."

Mit Vettel gelang der Durchbruch


Fotos: Red-Bull-WM-Party


Vettel ist die Symbolfigur des Red-Bull-Erfolgs: Ein Eigenbau-Mann, der ähnlich wie das junge Team die Formel 1 im Eiltempo erobert hat. Schon 2008, als der Heppenheimer noch für das B-Team Toro Rosso fuhr, wurde den Entscheidungsträgern in Milton Keynes klar, dass es auch an den Piloten liegt, dass der Durchbruch noch nicht gelungen war - vor allem Stardesigner Adrian Newey setzte in den Youngster große Hoffnungen.

"Sebastian hat sich den Titel wirklich verdient und es ist eine fantastische Errungenschaft, es so früh geschafft zu haben." Christian Horner

"Sebastian hat sich diese Weltmeisterschaft wirklich verdient und es ist eine fantastische Errungenschaft, es so früh geschafft zu haben, vier Rennen vor Schluss", freut sich Horner mit Vettel. "Seine Leistungen waren diese Saison auf einem absolut hohen Niveau, was die Performance und die Konstanz angeht, die er nun erreicht hat."

Wird Vettels Leistung zu unrecht geschmälert?


Fotos: Vettel: Der Tag danach


Der Brite lässt das Argument nicht gelten, dass es Vettel diese Saison zu leicht hatte: "Nicht alle Siege waren unangefochten. Man denke an Monaco, an Barcelona - es gab viele harte Siege, die er sich erarbeiten musste. Aber er war der herausstechende Fahrer. Das Team ist sehr stolz darauf, die Fahrer-Weltmeisterschaft verteidigt zu haben."

"Sebastian war der herausstechende Fahrer." Christian Horner

Nach dem Triumph in Suzuka ließ man sich sogar ein wenig gehen. "Natürlich haben wir gefeiert und das Resultat mit ein paar schwachen Darbietungen von diversen Karaoke-Songs besungen", grinst der Erfolgs-Teamchef. "Aber der Fokus schwenkte dann sofort auf das nächste Ziel über - der Gewinn der Konstrukteurs-WM."

Konstrukteurs-WM für Red Bull gleich wichtig wie Fahrer-Titel

Derzeit liegt Red Bull in der Konstrukteurs-WM 130 Punkte vor McLaren. Noch sind 172 Zähler zu holen - schon in Südkorea könnte Horners Teams also auch den zweiten Sack zumachen und die Saison endgültig zum Triumph machen. "Für uns zählen beide Weltmeisterschaften gleich viel", so der ehemalige Rennfahrer. "In der Öffentlichkeit ist das Prestige für die Fahrer-WM größer, aber bei den Teams ist die Konstrukteurs-WM ähnlich wertvoll. Nachdem am Montagmorgen einige mit übernächtigen Augen aufkreuzten, verschob sich der Fokus sofort auf das Rennen in Südkorea."

"Für uns zählen beide Weltmeisterschaften gleich viel." Christian Horner

Der Konstrukteurs-Titel wäre die logische Folge einer dominanten Red-Bull-Saison: Allein ein Blick auf die Qualifyings 2011 zeigt die Klasse des Vettel-Teams. Seit dem Saisonstart stand nie ein anderes Auto als der RB7 auf der Pole-Position. Wenn man bedenkt, dass Red Bull vor drei Jahren überhaupt erst in China seinen ersten Sieg feierte, dann macht das die Erfolgsbilanz umso einzigartiger.

Anfangsjahre im Zeichen des Aufbaus

"Das war ein unglaublicher Weg in ziemlich kurzer Zeit", findet auch Horner. "McLaren steht vor seinem 700. Grand Prix, bei uns sind es 120. Das ist erst unser siebtes Auto." Er blickt zurück: "Als Red Bull Ende 2004 das Jaguar-Team kaufte, hatte Dietrich Mateschitz die Vision, was er erreichen wollte, und er sprach das intern zu einem sehr frühen Zeitpunkt aus. Es war die Frage, wie wir die richtigen Leute in die richtigen Positionen bringen, wie wir die Strukturen aufbauen, wie wir die richtigen Leute bevollmächtigen und das nutzen, was schon da war und wie wir es ausbauen. In den ersten Jahren bauten wir das Team auf und brachten Infrastruktur und Einrichtungen an seinen Platz."¿pbvin|512|4175||0|1pb¿

"Das war ein unglaublicher Weg in ziemlich kurzer Zeit. McLaren steht vor seinem 700. Grand Prix, bei uns sind es 120." Christian Horner

Horner weiß genau, dass Stardesigner Newey eine "Schlüsselverpflichtung" war - der geniale Brite, dessen Vertrag an den des Teamchefs gebunden ist, ist ein Erfolgsgarant. Dabei sah es zunächst gar nicht danach aus: Die ersten zwei Newey-Autos waren alles andere als siegfähig, auch die Zuverlässigkeit sorgte immer wieder für Probleme.

Die Stunde Null

Doch dann kam die Reglement-Revolution 2009 - und Newey sah seine Chance, auf dem geliebten Zeichenbrett mit einem leeren Blatt Papier beginnen zu können und der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen. "Das Reglement 2009 brachte die wahrscheinlich größten Reglementänderungen der vergangenen 20 Jahre", glaubt Horner. "Das war die perfekte Gelegenheit für unser Designteam, auf einem leeren Blatt Papier zu zeigen, was sie können."

"Das war die perfekte Gelegenheit für unser Designteam." Christian Horner

Zunächst hatte aber Brawn die Nase vorne - der Doppeldiffusor verschaffte dem heutigen Mercedes-Team einen Vorteil gegenüber Red Bull. Dennoch gelang es Vettel, das Titelrennen bis zum vorletzten Lauf, dem Grand Prix von Brasilien, offen zu halten. "2009 war ein starkes Jahr für das Team", erinnert sich Horner. "Vor allem die zweite Hälfte des Jahres war eine unglaublich starke Zeit für uns und es gelang uns, das Momentum in die Saison 2010 mitzunehmen. Gleichzeitig erlebten wir das Aufkommen von Sebastian, der von Toro Rosso zu uns gewechselt war."

2010 - die Reifeprüfung

2010 musste Red Bull einige Lektionen lernen, die das Team in seinen Grundfesten erschütterten - doch bittere Momente wie die Stallkollision in Istanbul zwischen Webber und Vettel ließen den Rennstall reifen. Und schließlich - als niemand mehr mit Vettel rechnete - schlug der Heppenheimer zu und sicherte sich in Abu Dhabi sensationell den WM-Titel.¿pbvin|512|4167||0|1pb¿

"Unsere Erwartungen, dass es Sebastian schafft, waren zu Beginn des Rennens ziemlich gering." Christian Horner

"Das war ein klassisches Jahr für den Sport", frohlockt Horner. "Die WM war bis zum Schluss offen und an diesem Abend in Abu Dhabi hatten vier Fahrer die theoretische Chance, Weltmeister zu werden. Das war phänomenal und unsere Erwartungen, dass es Sebastian schafft, waren zu Beginn des Rennens ziemlich gering. Es war ein langer Kampf und Fernando konnte den Titel nur verlieren, aber alles lief für uns, Sebastian gewann das Rennen, das Resultat spielte ihm in die Hände und er wurde der jüngste Weltmeister der Formel 1."

Red-Bull-Ära eingeleitet?

Für Vettel war damit der Bann gebrochen, doch Horner erzählt, dass Red Bull auch 2011 einige Hürden bewältigen musste: "Es gab weitere Reglementänderungen, ein neuer Reifenhersteller kam, der Doppeldiffusor wurde verboten, den F-Schacht gab es nicht mehr, DRS wurde eingeführt - diese Herausforderungen mussten wir beim neuen Auto bewältigen. Ich bin besonders stolz auf unsere Beständigkeit - dass es das Team geschafft hat, vom Ende der Saison 2010 in die Saison 2011 hinein und bis zum Ende, konstante Leistungen zu bringen."¿pbvin|512|4164||0|1pb¿

"Natürlich wollen wir darauf aufbauen - auch 2012 und darüber hinaus." Christian Horner

Abschließend bedankt sich der junge Teamboss noch bei seiner Truppe: "Dieser phänomenale Erfolgsweg ist wirklich ein Zeugnis für die Leute hinter den Kulissen, für die Hingabe, für die Bemühungen. Diese übermenschlichen Bemühungen, die jedes Teammitglied erbrachte - Männer und Frauen -, waren einfach phänomenal, um diese Resultate zu erreichen. Natürlich wollen wir darauf aufbauen, nicht nur in den verbleibenden Rennen dieser Saison, sondern natürlich auch 2012 und darüber hinaus." Klingt nach einer ernstzunehmenden Drohung an die Konkurrenz...