Haug: "Mit den Spekulationen können wir leben"

Mercedes-Sportchef Norbert Haug relativiert die Gerüchte um seine beiden Fahrer und analysiert den heutigen Trainingstag in Bahrain

(Motorsport-Total.com) - Für McLaren-Mercedes war es ein turbulenter erster Trainingstag in Bahrain: Erst rollte Alexander Wurz am Morgen schon nach zehn Minuten mit einem Elektronikdefekt aus, dann stellte er am Nachmittag eine sensationelle Bestzeit auf, doch überschattet wurde dieser Teilerfolg von den wilden Gerüchten um Kimi Räikkönen und Juan-Pablo Montoya.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug stellt sich zumindest öffentlich vor Montoya und Räikkönen

Letzterer ist verletzungsbedingt zwar nicht einmal in Bahrain anwesend, war aber dennoch das Tagesthema im Fahrerlager. Angeblich hat er sich seinen Haarriss in der Schulter nämlich nicht beim Tennisspielen, sondern bei einem Unfall mit einem Offroad-Bike in Madrid zugezogen haben. Vor dem Team will er dies angeblich geheim halten, weil er in seinem Vertrag einen Passus haben soll, der ihm das Ausüben derart riskanter Sportarten verbietet.#w1#

Kein Motorrad-Verbot: Warum sollte Montoya lügen?

Mercedes-Sportchef Norbert Haug dementierte diese Spekulationen jedoch: "Wenn er mit dem Motorrad gefahren sein sollte, kenne ich keinen Grund, weshalb er uns das nicht sagen sollte", stellte er klar. "Er hat kein Verbot. Er muss sich benehmen und nach sich schauen. Ein mündiger Rennfahrer, der so ein Auto steuern kann, der muss sich selbst und seinen Körper auch kommandieren können. Wir alle haben schon einmal eine kleine Verletzung gehabt."

"Sein Manager, Juan-Pablo und sein Fitnesstrainer haben übereinstimmend bestätigt, dass es beim Tennisspielen passiert ist. Solange keine anderen Informationen vorliegen, kann ich aus keinem Grund annehmen, dass mich die drei Herrschaften belügen", so Haug. Aber: "Sollte das doch der Fall sein, werden wir sicherlich Schritte einleiten, doch bis jetzt gilt für uns das, was die drei Herren gesagt haben. Mit den Spekulationen können wir leben."

Auch Montoyas Teamkollege Räikkönen war heute in aller Munde: Der trinkfeste Finne soll sich nach einem Eishockeymatch in Tampere sein drittes Trinkgelage binnen weniger Wochen geleistet haben. Diese Schlagzeile wurde ausgelöst durch einen finnischen Musiker, der bei der Party anwesend gewesen sein soll und auf seiner Internetsite von der Trinkfestigkeit des McLaren-Mercedes-Piloten geschwärmt hat. Der Wahrheitsgehalt dieser Meldung ist allerdings noch nicht verifiziert.

Räikkönen bestreitet neuerliches Trinkgelage

Haug versteht die Aufregung jedenfalls nicht: "Ich habe die finnische Presse verfolgt - und da steht überhaupt nichts Konkretes", schüttelte er den Kopf. "Kimi hat darüber schon mit uns gesprochen. Er war bei einer privaten Veranstaltung. Nach seiner Schilderung gibt es keinerlei Vorkommnisse. Ihm muss klar sein, dass er auf Schritt und Tritt beobachtet wird. Das ist vielleicht die Folge dessen, dass er mal über die Stränge gehauen hat, aber wenn unser Fahrer mir sagt, dass da nichts gewesen ist, glaube ich ihm."

"Wenn wir ein gutes Resultat abliefern, wird sicher wieder über andere Dinge gesprochen", fuhr der 52-Jährige fort. Der Auftakt sei einmal gemacht, unterstrich er: "Ich muss sagen, dass ich für heute nicht unzufrieden bin. Ich kann verraten, dass wir mit Kimi sehr konservativ gefahren sind, um uns auf das Rennen vorzubereiten. Mittlerweile wird ja der erste Stint sehr lange gefahren, weshalb man sehr viel Sprit an Bord hat. Es ist sicher gescheit, das am Freitag schon mal zu üben."

Über Wurz: "Da würde ich nicht zu viel hineinlesen"

"Alex war natürlich auf verschiedenen Programmen, klar. Er ist auch die verschiedenen Situationen des Wochenendes durchgegangen und war letztendlich Schnellster. Da würde ich aber nicht zu viel hineinlesen", analysierte Haug weiter. "Michael Schumacher ist mit dem Ferrari voll dabei - auch in den Long-Runs sind sie absolut konkurrenzfähig. Vielleicht ist Ferrari sogar leicht vorne. Alonso war auch eindrucksvoll - wenn der genauso schwer war wie wir, ist er schneller, wenn er leichter war, ist er nicht schneller."

In Bezug auf das Kräfteverhältnis sprach er von einer "engen Partie" mit Renault und auch Ferrari: "Es wird nicht mehr so sein wie letztes Jahr, aber Ferrari nicht hoch einzuschätzen, wäre sicherlich ein Fehler. Wir haben uns angewöhnt - Ferrari und Michael Schumacher machen das ja auch so -, die Gegner hoch einzuschätzen. Ich bin mir sicher, dass wir in Ferrari das ganze Jahr über einen starken Gegner haben werden. Der WM-Titel ist natürlich noch nicht futsch, sondern Michael ist noch voll dabei."