Hamilton: Party und WM-Titel kein Widerspruch

Weltmeister Lewis Hamilton verteidigt seinen neuen Lebenswandel und erzählt von seiner Musik - Gefährliche Sportarten laut neuem Mercedes-Vertrag nun erlaubt

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton ist ein bunter Vogel im sterilen Formel-1-Fahrerlager. Der dreifache Weltmeister zeigt bereits zwei Jahre in Folge, dass er derzeit der beste Rennfahrer in der Königsklasse ist, trotzdem machte sich zuletzt Kritik an seiner Person breit. Der Vorwurf: Hamilton hat nur noch Party im Kopf und Motivationsprobleme nach dem vorzeitigen Titelgewinn beim Grand Prix der USA in Austin.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

"Let's get the party started!" Lewis Hamilton mit seinen Kumpels in Abu Dhabi Zoom

Gegenüber der 'BBC' erklärt der 30-Jährige, dass er so einen Lebenswandel noch nie zuvor betrieben hat. "Ehrlich gesagt, habe ich das in diesem Jahr zum ersten Mal gemacht. Und weißt du was? Ich habe Party gemacht, bin aufgekreuzt und hab Rennen gewonnen." Insgesamt zehn in diesem Jahr (43 Siege seit Karrierebeginn 2007).

Der Erfolg gibt dem Briten recht, seine Kritiker lässt es dennoch nicht verstummen. Vor allem nicht, wenn der gewohnte Triumph Hamiltons ausbleibt. So geschehen in den letzten drei Saisonrennen 2015. Teamkollege Nico Rosberg war stets der Schnellere. Erstmals gibt Hamilton zu, dass er gegen Saisonende nicht mehr bis in die Haarspitzen motiviert war: "Man arbeitet immer noch super hart, aber natürlich denkt man sich: 'Mein Job ist erledigt. Ich wünschte, die Saison wäre zu Ende und ich könnte Ferien machen.' Aber man kommt zu den nächsten Rennen und viele Leute arbeiten immer noch so hart weiter, da musst du mitziehen."

Nur trainieren ist auch keine Lösung...

"Mein Job ist erledigt. Ich wünschte, die Saison wäre zu Ende." Lewis Hamilton

Das Rennfahrgen steckt aber weiterhin in ihm: "Stimmt schon, es macht keinen Unterschied in der Weltmeisterschaft (die drei zweiten Plätze zu Saisonende; Anm. d. Red.), trotzdem hasse ich es zu verlieren." Dass sein Privatleben etwas mit den nachlassenden Leistungen auf der Rennstrecke zu tun hat, glaubt er dennoch nicht. Er erklärt, warum es nicht gut ist, andauernd nur zu trainieren: "Bis vor diesem Jahr bin ich nie wirklich ausgegangen. Im Vorjahr bin ich vielleicht drei Mal fortgegangen, ich war einfach so fokussiert. Aber das ist zu extrem."

Der Mercedes-Pilot analysiert: "In diesem Jahr passierte ein Wandel. Meine Freunde haben mich oft gefragt, ob wir etwas trinken gehen wollen oder ob ich zum Abendessen rüberkommen möchte, aber ich habe immer verneint, weil ich trainiert habe. Jetzt mache ich beides. Man muss eine gewisse Balance schaffen, und in diesem Jahr war es toll."


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Auch weil ihm die Erfolge gezeigt haben, dass es der richtige Weg ist: "Das war eines der erfolgreichsten, wenn nicht das erfolgreichste Jahr in meiner gesamten Karriere. Es war großartig, als all die Leute diese Geschichten geschrieben haben und ich dann trotzdem abgeliefert habe. Also werde ich so weitermachen", gibt er sich unbeirrt.

Konkurrent Rosberg möchte nicht beurteilen, welchen Einfluss Hamiltons Lebenswandel auf ihn hat. Gegenüber dem 'ORF' erklärt der Vizeweltmeister sein Geheimnis: "Bei mir ist Kontinuität und ein sehr entspanntes und ausgeglichenes Privatleben wichtig. Ich denke, dass mir das hilft. Da bin ich meiner Familie auch sehr dankbar."

Hamilton darf dank neuem Mercedes-Vertrag alles

Von "ausgeglichen" oder "entspannt" ist Hamilton weit entfernt. Beim Briten dreht sich alles um Party mit Stars, Urlaub mit Kumpels und actionreiche Freizeitaktivitäten: "Ich mache alles. Wakeboarden, Skifahren, Fallschirmspringen. Ich habe die Klausel über gefährliche Sportarten aus meinem Vertrag nehmen lassen", erzählt er.


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Zwar möchte er nicht seine ganze Formel-1-Karriere lang einfach nur fahren, trotzdem "möchte ich nicht zusehen, wie ein anderer mein Auto fährt. Ich bin also sehr vorsichtig, wenn ich solche Dinge mache, aber ich bin auch ein bisschen verrückt."

Eine weitere große Leidenschaft des Weltmeisters ist die Musik. Am Rennwochenende nimmt er seine Kumpels immer mit. Wenn um sechs oder sieben Uhr abends die Arbeit an der Rennstrecke beendet ist, dann "fahren wir ins Hotel und in meinem Zimmer schreibe ich und nehme auf."

"Wir nehmen bis ein Uhr morgens auf, dann stehe ich in der Früh auf und fahre das Rennen. Das ist verrückt", weiß der Brite selbst. Er gibt an, dass bereits einige Stücke fertig sind und man schon bald eine Kostprobe davon zu hören bekommen wird.