Geldsorgen bei kleinen Teams: Fernley kritisiert CVC

Force Indias Robert Fernley übt offen Kritik an Formel-1-Investor CVC und ärgert sich über mangelndes Interesse am Sport - Börsengang möglicherweise noch 2013

(Motorsport-Total.com) - Es ist seit Jahren ein offenes Geheimnis, dass speziell die mittleren und kleineren Formel-1-Teams trotz der freiwilligen Sparvereinbarung RRA (Ressourcen-Restriktions-Abkommen) einen permanenten Überlebenskampf führen. So musste der spanische Rennstall HRT nach Ende der Saison 2012 Insolvenz anmelden, Marussia war gezwungen, Timo Glock (und später auch Luiz Razia) zu entlassen, um einen Paydriver zu verpflichten, dessen Partner zuverlässig überweisen, und auch weitere Teams haben Schwierigkeiten, ihre Partner (wie etwa Motorenhersteller) zu bezahlen. Doch das sind keine Einzelfälle - bis auf Red Bull, Ferrari, McLaren und Mercedes stehen alle finanziell unter Druck.

Titel-Bild zur News: Robert Fernley

Mutig: Robert Fernley übt erstmals offene Kritik an Formel-1-Investor CVC Zoom

Robert Fernley, stellvertretender Teamchef von Force India, macht dafür zum Teil auch einen der Inhaber der kommerziellen Rechte, die Investmentgesellschaft CVC Capital Partners, verantwortlich: "CVC ist nicht daran interessiert, den Sport weiterzuentwickeln, sondern sie sind daran interessiert, so viel Geld wie möglich zu machen und dann zu verkaufen. Die Einnahmenverteilung ist nicht gut für die Formel 1", wird Fernley von 'Bloomberg' zitiert.

CVC kaufte sich im Jahr 2006 für einen Milliardenbetrag in die Formel 1 ein und begann im vergangenen Jahr damit, seinen 63,4-Prozent-Anteil schrittweise zu Geld zu machen. 2012 wurde der Anteil mit Verkäufen an BlackRock, Waddell & Reed und die Norges-Bank auf 35,5 Prozent reduziert, was CVC 1,6 Milliarden US-Dollar (umgerechnet gut 1,2 Milliarden Euro) einbrachte. Eine weitere Milliarde wurde an Dividenden ausgeschüttet.

Börsengang auf diesen Herbst verschoben

Zumindest vorübergehend verschoben wurde der Börsengang der Formel 1 in Singapur, der nach dem missglückten Facebook-IPO wegen des schlechten Marktumfeldes 2012 nicht durchgeführt wurde. Dieser soll CVC zusätzlichen Return on Investment einbringen. Insgesamt verspricht sich das Unternehmen laut Aussage von CVC-Manager Donald Mackenzie sechs Milliarden Dollar (4,6 Milliarden Euro) Gewinn aus dem Formel-1-Engagement.

Doch während die Einnahmen zwischen 2003 und 2011 jährlich um fast zehn Prozent gestiegen sind, wurden etwa 2011 gerade mal 0,3 Prozent des Umsatzes investiert, überwiegend in TV-Equipment. "Du brauchst einen Investor, der einen guten Return erzielt, der aber gleichzeitig auch interessiert ist", findet Fernley. "CVC hat die Kuh gemolken. Jeder, der investiert, sollte sich genau ansehen, was er geboten bekommt."

Bernie Ecclestone

Bernie Ecclestone sieht keinen Fehler im Businessmodell der Königsklasse Zoom

Mit dem für dieses Jahr anvisierten Börsengang könnten neue Investoren in die Formel 1 kommen. "Im Vorjahr", sagt Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone gegenüber 'formula1.com' über das IPO, "waren die Märkte nicht bereit, aber jetzt ist es wahrscheinlicher, dass es eine Möglichkeit gibt." Eine finale Entscheidung darüber erwartet er ungefähr "in den nächsten drei Monaten". Ein Börsenprospekt ist ja schon seit 2012 im Umlauf und liegt 'Motorsport-Total.com' vor.

Sonderkonditionen für Red Bull, Ferrari und McLaren

Daraus geht unter anderem hervor, dass Red Bull, Ferrari und McLaren für ihre Einigung mit Ecclestone auf einen Vertrag bis 2020 zusammengerechnet 180 Millionen Dollar (138 Millionen Euro) erhalten haben. Außerdem wird jedes dieser Teams nach dem Börsengang einen Sitz im Vorstand der Formel-1-AG erhalten. Die meisten kleineren Teams verhandelten weit weniger lukrative Verträge - und Marussia hat bisher noch gar kein kommerzielles Abkommen unterzeichnet.

2011 wurden von 1,5 Milliarden Dollar Gesamteinnahmen 699 Millionen (537 Millionen Euro) unter den zwölf Teams verteilt. Die größten Teams erhalten dabei aber teilweise bis zu zehnmal so viel Geld wie die kleinsten. Die HRT-Pleite führt Ecclestone aber nicht darauf zurück: "Das war nicht wegen eines schlechten Businessmodells", findet er. "Es hat zu viel Geld gekostet und das konnten sie nicht finden - und die Leute waren nicht bereit, mehr Geld reinzustecken. Darum haben sie aufgehört."


Fotos: Großer Preis von Australien, Pre-Events