Gribkowsky-Prozess: CVC war bester Bieter

Zeugenaussagen belegen, dass die BayernLB die Formel 1 an den besten Bieter verkauft hat - Gut für Ecclestone, dem Schmiergeldzahlungen vorgeworfen werden

(Motorsport-Total.com) - War es ein Zufall, dass Formel-1-Boss Bernie Ecclestone 45 Millionen US-Dollar an den ehemaligen BayernLB-Risikovorstand Gerhard Gribkowsky zahlte und dieser dann die Formel-1-Anteile (47,5 Prozent) an den vom Briten favorisierten Bieter verkaufte? Das ist die zentrale Frage in der Schmiergeldaffäre um den Verkauf der Formel 1, die das Lebenswerk des 82-jährigen Formel-1-Zampanos ins Wanken bringt.

Titel-Bild zur News: Bernie Ecclestone (Formel-1-Chef)

Bernie Ecclestone: Ging beim Verkauf der Formel-1-Anteile alles mit rechten Dinge zu? Zoom

Ecclestone argumentiert stets, dass er dem inzwischen zu achteinhalb Jahren Haft verurteilten Banker das Geld nur überwiesen hat, weil dieser ihm drohte, den britischen Steuerbehörden Details über sein Firmengeflecht zu verraten, was möglicherweise eine Untersuchung nach sich gezogen hätte. Der Verkauf an das Private-Equity-Unternehmen CVC Capital Partners im Jahr 2006, das Ecclestone versicherte, ihn als Geschäftsführer einzusetzen, habe mit der Überweisung an Gribkowsky nichts zu tun gehabt, auch wenn der Verdacht naheliegt, dass es sich um Schmiergeld handelte.

Gerichtsaussagen entlasten Ecclestone

Doch laut 'Pitpass' wurde beim Gerichtsprozess in München klar, dass CVC nicht nur der Höchstbieter war, sondern sogar mehr Geld für die Formel-1-Anteile geboten hat, als man dann im Endeffekt zahlen musste. In der Anklageschrift gegen Gribkowsky wurde bestätigt, dass die BayernLB zwar auch andere Angebote erhielt, aber "keines davon angemessen war, vor allem was den Preis angeht". Dabei handelte es sich um den Mischkonzern Hutchison Whampoa aus Hong Kong, der in Europa durch die Gründung des Telekom-Unternehmens "Orange" und die Marke "3" bekannt ist, sowie um die Private-Equity-Firma Clearbrook Capital.

Ecclestone wurde durch Kurt Ex-BayernLB-Vorstand Faltlhauser entlastet, der beim Angebot von CVC von einem "unerwartet hohen Preis" sprach, "wodurch wir sehr erleichtert waren". Und auch Ex-Manager Dieter Burgmer bezeichnete das Angebot als "sehr attraktiv". Das Bewertungsergebnis der BayernLB im Jahr 2006 fiel dementsprechend positiv aus - darin heißt es, dass der Verkauf der Formel-1-Anteile "maßgeblich zu diesem positiven Ergebnis" beigetragen hat.

CVC stellte zwei Angebote

Am 19. September 2005 hatte CVC der BayernLB ein Angebot für den Kauf der Formel-1-Anteile und den 25 Prozent von Ecclestones Familienstiftung Bambino unterbreitet, wie 'CityA.M.' berichtet. Darin enthalten ist eine Rückkaufoption von 10 Prozent der Anteile für 100 Millionen US-Dollar, von der die BayernLB aber nicht Gebrauch machte. Ein Fehler, wie sich herausstellte, denn man hätte damit einen Gewinn von 800 Millionen US-Dollar machen können.

Interessant ist auch, dass der Brief zwei Angebote enthält: eines in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar für 75 Prozent, und ein zweites für 71,65 Prozent der Anteile um den gleichen Betrag. Als Bedingung für das bessere Angebot verlangte CVC allerdings "positive Nachrichten oder Informationen über das Business, in das wir vorhaben zu investieren" - bessere Konditionen, die die BayernLB aber ausschlug.

Hintergrund für die Forderung von CVC könnte der Streit zwischen Ecclestone und den Teams gewesen sein, schließlich drohten die Rennställe in diesem Zeitraum mit einer "Piratenserie". Aus dem Brief geht auch hervor, dass CVC als "Bedingung" für die Investition anführte, dass Ecclestone weiterhin "Geschäftsführer des Unternehmens ist. Wir wollen seine Pläne bei der Entwicklung des Business unterstützen".