Ferrari knüpft Formel-1-Verbleib an Bedingungen

Welche Veränderungen Ferrari-Boss Luca di Montezemolo fordert, damit sein Rennstall der Formel 1 treu bleibt und wie er die Lage bei den Roten sieht

(Motorsport-Total.com) - Ist es das übliche Säbelrasseln, oder meint es Ferrari diesmal ernst? Ferrari-Boss Luca di Montezemolo zeigt sich mit der aktuellen Situation in der Formel 1 einmal mehr unzufrieden und fordert Veränderungen. "Die laufenden Verträge laufen Ende 2012 aus", spielt er gegenüber 'Auto Bild' auf das Concorde Agreement an, das die Roten aus Maranello noch zwei Jahre lang an die Formel 1 bindet. "Wir sollten uns jetzt zusammensetzen, um zu besprechen, wie es weitergehen soll."

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo (Präsident)

Ferrari-Boss Luca di Montezemolo übt wieder einmal Kritik an der Formel 1

Und auch die obligate Ferrari-Ausstiegsdrohung des Italieners, der mit dem Amt des Ministerpräsidenten in seinem Land liebäugelt, bleibt nicht aus, auch wenn er sie diesmal anders formuliert. Er knüpft den Verbleib seines Rennstalls in der Königsklasse des Motorsports an Bedingungen: "Ferrari wird weiter dabei sein, solange uns dieser Sport etwas für die Technologie unserer Serienautos bringt - sonst nicht."

Doch welche Veränderungen fordert di Montezemolo? Der Ferrari-Boss ist der Ansicht, dass die Formel 1 für den Zuschauer zu kompliziert und zu künstlich geworden ist. "Viele Boxenstopps sind ein künstlicher Versuch, mehr Abwechslung ins Rennen zu kriegen", meint er. "Auch die Autos werde immer künstlicher. So ein Formel 1-Lenkrad ist heute ein Computer, bei dem der Fahrer eine Unmenge an Knöpfen drücken muss. Das verstehen die Fans nicht mehr. Die ursprünglich einmal faszinierende mechanische Technik rückt immer mehr in den Hintergrund."

Aerodynamik beschneiden, Fahrer aufwerten

Er wünscht sich hingegen mehr Freiheiten für die Teams. Dass sich die Ingenieure nur bei der Aerodynamik - einem Bereich, in dem Ferrari derzeit schwächelt - austoben können, ist di Montezemolo ein Dorn im Auge. "Wir bauen doch keine Flugzeuge, das ist nicht unser Hauptgeschäft!", gibt er sich gewohnt polemisch. "Die Faszination eines Rennmotors wird dabei vernachlässigt."

"Wir bauen doch keine Flugzeuge, das ist nicht unser Hauptgeschäft!" Luca di Montezemolo

Schon lange wettert er gegen das geplante Motorenreglement 2013, wonach die aktuellen 2,4-Liter-Motoren mit acht Zylindern durch sparsame 1,6-Liter-Motoren mit vier Zylindern ersetzt werden sollen. "Kosten sparen in allen Ehren", schimpft er. "Aber bald fahren wir mit Motorrad-Motoren. Wollen wir das wirklich? Wir sollten unser herrliches Spielzeug verbessern, nicht auf Raten zerstören."

Zudem spricht er einen Punkt an, mit dem er vermutlich das Herz vieler Motorsport-Fans trifft: Di Montezemolo ist der Meinung, dass der Fahrer in Zukunft wieder an Bedeutung gewinnen soll. "Früher waren das Auto und der Fahrer zu je 50 Prozent am Erfolg beteiligt", meint er. "Heute hat sich das verschoben, das Auto macht 70 Prozent des Erfolgs aus. Das wird auch daran deutlich, dass junge unerfahrene Fahrer mehr Chancen haben als früher."

Di Montezemolo lobt Massa und fordert mehr Tests

Auch ein Comeback der Testfahrten wäre ganz klar in seinem Sinne: "Wenn ich eine Teststrecke in Fiorano habe und einen neuen Fahrer fördern will, muss ich doch trainieren dürfen. Ich habe noch nie einen Sport gesehen, bei dem man nicht so viel trainieren kann wie man möchte. Ich sehe dies nicht als Negativkritik, sondern möchte konstruktiv beitragen, die Faszination der Formel 1 wieder auf Topniveau zu heben."

"Ich habe noch nie einen Sport gesehen, bei dem man nicht so viel trainieren kann wie man möchte." Luca di Montezemolo

Zum absoluten Topniveau fehlt derzeit auch seinem Team einiges. Dennoch möchte er die Situation nicht dramatisieren: "Ich bin sicher, dass wir richtig reagieren und bald wieder auf höchstem Niveau auftreten werden. Bereits in Malaysia hätten wir ein besseres Resultat einfahren können. Fernando und Felipe sind gut gefahren und nur zwei negative Zwischenfälle haben sie vom Podest abgehalten."

Lob gibt es vor allem für Massa, der in der Vergangenheit vom Ferrari-Präsidenten immer wieder hart kritisiert wurde: "Ich bin besonders glücklich über Felipes Leistung, der mit Bravour und Aggression gefahren ist. Er hat gezeigt, dass er wieder in Topform ist. Mit ihm bin ich besonders zufrieden."