Hamilton: Vettel ist nicht besser als ich

(Motorsport-Total.com) - Nach dem vielversprechenden Abschlusstraining und den ersten Runden sah es gut aus für Lewis Hamilton. Doch dann verhagelten Strategie und Zeitstrafe eine gute Platzierung. In Schanghai sprach der McLaren-Pilot über die Fehler von Malaysia und die Chancen für dieses Wochenende.

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In Malaysia war Lewis Hamilton nah dran an den Red Bulls und freut sich nun auf China

Frage: "Lewis, lass uns über vergangenes Wochenende sprechen. Was sagst du zu der ausgesprochenen Strafe?"
Lewis Hamilton: "Ja, ich habe 20 Sekunden Strafe bekommen, was nicht so schlimm ist. Es hat im Endeffekt einen Platz ausgemacht. Ich war sowieso schon sehr weit hinten und dadurch habe ich zwei Punkte verloren. Sicher könnten diese zwei Punkte am Ende der Saison entscheidend sein, doch ich hoffe, sie an anderer Stelle wieder gutmachen zu können."

Hamilton dankbar, dass es gleich weiter geht

Frage: "Der Vorfall war dennoch ärgerlich, doch du hast das Ganze sehr gelassen gesehen. Denkst du, dass du deine Position zu riskant verteidigt hast?"
Hamilton: "Ich denke nicht. Ich bin ein Racer! Die Leute wollen spannende Rennen mit Überholmanövern sehen. Dennoch würde ich nie einen anderen oder mich in Gefahr bringen. Ich denke, dass ich bisher immer mit Herz gefahren bin und durchdachte Überholmanöver gezeigt habe. Wenn man seine Position verteidigt, muss man sich nun mal so breit wie möglich machen. Die Regeln sagen, dass man nur einmal seine Linie kreuzen darf. Doch in dem mir vorgeworfenen Bereich waren wir auf einer Gerade und er war zehn oder 15 Meter hinter mir. Ich habe an der Stelle nicht seine Angriffe abgewehrt. Aber das sind alles Interpretationssachen. Ich kann es nicht mehr ändern. Ich weiß es zu schätzen, dass so viele Leute hinter mir stehen. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich nicht aufgeben und weiterhin pushen werde."

Frage: "Als dein Auto gut lief, konntest du Sebastian Vettels Pace mitgehen. Das war sicher sehr motivierend."
Hamilton: "Ja, ich war das ganze Rennen in Form, nur die Strategie mit den Reifen war unglücklich. Aber die Performance im Rennen, gerade im ersten und zweiten Stint, war sehr gut. Wenn mich Heidfeld nicht aufgehalten hätte, wäre ich sicher sehr nahe an Sebastian gekommen."

Frage: "Was magst du an Schanghai? Was guckst du dir an?"
Hamilton: "Wir kommen seit 2007 hierher und ich bin oft in Hongkong. Ich liebe die Kultur hier und die Freundlichkeit der Menschen. Die Straßen sind etwas gefährlich, doch die Leute sind nett und das Essen ist sehr gut. Ich denke, die Welt kann hier in Sachen Benehmen und Professionalität viel lernen. Doch auch die Strecke gefällt mir. Und der Golfplatz ist großartig - der beste, den ich bisher gesehen habe. Ich bin glücklich in der Lage zu sein, hierher kommen zu dürfen."

Kühlere Bedingungen kommen Red Bull entgegen

Frage: "Wie schätzt du die Reifen hier ein?"
Hamilton: "Ich denke, es wird nicht so schwierig wie vergangene Woche. Hier ist es kühler. Es gibt auch einige langgezogene Kurven, die den Reifen zusetzen. Doch ich denke, mit zwei Stopps sollten wir hier hinkommen."

Frage: "Denkst du, dass dieses Wochenende die Kräfteverhältnisse ähnlich verteilt sind? Gibt es Gründe warum oder warum nicht?"
Hamilton: "Ich denke, es gibt keinen Grund, warum es dieses Wochenende nicht ähnlich laufen sollte. Beim vergangenen Rennen haben viele Aspekte zu unserer guten Performance beigesteuert. Durch die Hitze muss man die Kühlung verbessern, was den Abtrieb und die aerodynamische Effizienz verschlechtert. Das mussten wir im Gegensatz zu vielen anderen nicht machen. Ich denke, Red Bull musste in der Hinsicht Kompromisse machen. Hier ist es etwas kühler, weshalb ich Red Bull wieder an der Spitze sehe. Wir haben ein paar Upgrades, die hoffentlich funktionieren werden und uns an der Spitze bestätigen."

Frage: "Wie viel fehlt euch unterm Strich?"
Hamilton: "Zu ihm oder zum Auto? Zum Auto fehlt sicher noch etwas. Aber ich denke nicht, dass er besser ist als ich."

Frage: "Euer KERS ist aber besser als das von Red Bull, oder?"
Hamilton: "Ich denke, wir haben das beste KERS im Fahrerlager. Aber natürlich habe ich nicht alle KER-Systeme vergleichen können. Aber ich bin mir sicher, dass wir eins der besten entwickelt haben. Sie haben das bessere Auto, wir das bessere KERS."

Alles ist möglich

Frage: "Gestern sagte Fernando Alonso, dass es unmöglich ist, Sebastian Vettel hier zu schlagen. Gilt das auch für McLaren?"
Hamilton: "Es gibt wenige Dinge, die unmöglich sind. Es gibt zu viele Variable. Es könnte regnen oder Red Bull macht einen Fehler. Wenn Fernando dann nicht zu weit weg ist, kann er gewinnen. Also ist es nicht unmöglich. Betrachtet man allerdings nur die Pace, dann wird es natürlich sehr schwierig. Sie sind im Moment dominant. Es sieht so aus, als ob Ferrari und Mercedes im vergangenen Rennen Verbesserungen machen konnten."

Frage: "Was ist neu an deinem Auto?"
Hamilton: "Es gibt immer neue Teile. Wir werden sehen."

Frage: "Du bist in der Einführungsrunde, fährst in die Startaufstellung. Die Lichter gehen an und der Start erfolgt. Was geht da durch deinen Kopf?"
Hamilton: "Da gehen einem eine Menge Sachen durch den Kopf. Du denkst an die Vorbereitungen wie Reifentemperatur, Bremsentemperatur, Bremspunkte. Man stellt sicher, dass die Schaltvorgänge perfekt passen und man vorher die richtige Position einnimmt. Dann konzentriert man sich aufs Startsignal. Und wenn die Lichter ausgehen, wird für ein paar Momente alles still und der Puls steigt heftig an. Das Bewusstsein nimmt stark zu, der Blick weitet sich. Manchmal versucht man, den vor einem Fahrenden zu überholen oder eben nur perfekt zu bremsen."

Frage: "Viele reden davon, dass sich alles verlangsamt und man wie in einem besonderen Zustand ist. Ist das realistisch?"
Hamilton: "Ich würde nicht sagen, dass alles langsamer wird. Nicht jeder sieht das gleich, deswegen ist es schwierig, etwas Allgemeines zu sagen. Dieses Gefühl in diesem Zustand ist für jeden anders. Das sollte jeder für sich beurteilen."

Frage: "Ja, aber der Abstand zu Sebastian ist schon recht groß..."
Hamilton: "Ich denke nicht, dass da Druck besteht. Wir sind jetzt bei Rennen Nummer drei und die Saison ist noch lang. Sicher hat er gerade einen Vorteil, aber der Weg ist noch lang. Zur Zeit kann man noch gar nichts sagen."

Frage: "Was kannst du deinen Fans für dieses Wochenende versprechen?"
Hamilton: "Ich kann euch versprechen, dass ich keine Gedanken mehr an das vergangene Wochenende verschwende und so hart pushe, wie ihr es von mir gewohnt seid, um das Rennen zu gewinnen. Ich hoffe eine gute Leistung abzuliefern. Meine Fans wissen, dass ich nie aufgebe! Mit eurer Unterstützung und einem guten Job vom Team ist ein Sieg möglich."