• 19.08.2002 09:46

  • von Fabian Hust

Ferrari: Die Konkurrenz ist an Dominanz selbst Schuld

Ferrari schiebt die Tatsache, dass man auch am vergangenen Wochenende wieder Rekorde aufstellte, auf die Konkurrenz

(Motorsport-Total.com) - "So stark war Ferrari noch nie", frohlockte Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo nach dem Rennen auf dem Hungaroring. Da, wo Michael Schumacher im letzten Jahr seinen Fahrertitel gewann, sicherte man sich in diesem Jahr "nur" den Konstrukteurstitel ? zum vierten Mal in Folge, was für die Italiener einen neuen Rekord darstellt. Zuvor konnte man Michael Schumacher bereits als den "schnellsten Weltmeister" aller Zeiten feiern, in der 52-jährigen Geschichte der Königsklasse des Motorsports war die Scuderia Ferrari noch nie so erfolgreich gewesen.

Titel-Bild zur News: Ferrari-Team

Das Ferrari-Team bejubelt den vierten Titel in Folge

Nie zuvor konnte Ferrari in einer Saison elf Rennen gewinnen und bei noch verbleibenden vier Rennen wird wohl Michael Schumacher einen weiteren Rekord aufstellen: "Natürlich wollen wir, dass Rubens auf den zweiten Platz kommt, aber es wäre auch schön, wenn Michael noch ein Rennen gewinnt und damit einen neuen Rekord aufstellt", so Ross Brawn. Neun Rennen pro Saison hat der Deutsche bisher gewonnen und damit seinen eigenen Rekord und jenen von Nigel Mansell egalisiert. Aber zehn Rennen pro Saison hat noch nie ein Fahrer gewonnen.

Mit seinen 112 WM-Punkten wird Michael Schumacher den Rekord der meisten WM-Punkte pro Saison (123, Saison 2001) wohl noch überbieten können. Und auch Ferrari kann mit den derzeit gesammelten 157 WM-Punkten den Rekord von McLaren aus dem Jahre 1988 von 199 WM-Punkten pro Saison knacken. Zwei andere Bestmarken schreibt Schumacher im Moment bei jedem Rennen neu: Der fünffache Weltmeister stand nun bereits 15 Rennen hintereinander auf dem Podium und er sah 18 Mal in Folge die Zielflagge und konnte dabei auch noch in jedem Rennen in die Punkte fahren. Auch Ferrari kann zufrieden sein, 49 Rennen in Folge stand mindestens immer ein Ferrari-Pilot auf dem Podium!

Streicht man Michael Schumacher gnadenlos aus der WM-Wertung, so hätten im Moment mathematisch noch acht Fahrer Chancen auf den Titel, doch nach der frühen Titelentscheidung müssen die Fans den Kampf um den zweiten Platz zwischen Rubens Barrichello, Juan-Pablo Montoya und Ralf Schumacher als Spannungsgeber des letzten Saisonviertels annehmen. "Für euch wird es vielleicht langweilig, für uns jedoch nie", kommentierte Ferrari-Rennleiter Jean Todt am Sonntag die Siegesserie seines Teams.

Überhaupt sieht sich der Franzose nicht schuldig als Verursacher einer relativ langweiligen Formel-1-Saison: "Ich denke nicht, dass man Ferrari dafür wirklich verantwortlich machen kann. Es gibt vielleicht ein paar dumme Leute, die finden, dass wir Schuld daran sind, aber das ist ihr Problem. Man hat auch heute wieder jede Menge roter Flaggen gesehen, kein anderes Team hat mehr Fans. Klar ist die WM nicht so offen wie es für den Sport gut wäre, aber das hat es auch schon in der Vergangenheit gegeben."

In Ungarn haben die Italiener erneut eine Teamorder angewandt. Die sah so aus, dass Rubens Barrichello gewinnen sollte und aus diesem Grund konnten beide Fahrer auch ins Ziel "schleichen", um die Autos zu schonen. Sicherlich keine feine Sache für den Formel-1-Fan: "Auch für uns ist das schwierig, denn wir sind im tiefsten Herzen Racer", so Ross Brawn, der Technische Direktor des Teams. "Wenn jemand Schuld an dem hat, was heute passiert ist, dann sind es McLaren, Williams und Michelin. Wir haben das Tempo unserer Fahrer kontrolliert, sie sind nur so schnell wie notwendig gefahren."

Statt nach dem Titelgewinn vom Gas zu gehen scheint Ferrari noch einmal auf die Tube zu drücken. Besonders McLaren-Teamchef Ron Dennis wurmt diese Tatsache, der zwischen 1988 und 1991 mit seinem Team selbst einmal vier Titel in Folge gewann: "Es gibt nichts, was sicherer ist als die Tatsache, dass Ferrari geschlagen werden wird", so der Brite fast schon flehend. "Das ist absolut sicher, es ist nur die Frage, wann es soweit sein wird. In der Vergangenheit hielten solche Phasen immer nur in etwa sechs Jahre."

Doch während es sowohl bei McLaren-Mercedes als auch bei BMW-Williams in den eigenen Reihen Unruhen gegeben hat, ist die Stabilität bei Ferrari garantiert: "Ein stabiles erfolgreiches Team ist immer schwerer zu schlagen als ein instabiles und nicht erfolgreiches", gibt Dennis zu. Bei McLaren verlor man beinahe Newey an Jaguar, jetzt zieht sich der Brite etwas zurück. Bei Williams verlor man Designer Geoff Willis an BAR ? beides Faktoren, die Unruhe in die Teams gebracht haben. Bei Ferrari bleiben alle wichtigen Köpfe bis mindestens 2004 zusammen. Es gibt keinen Grund, warum Ferrari nicht auch 2003 Titelchancen haben sollte.