• 14.05.2002 16:55

  • von Fabian Hust

Ferrari-Boss hat keine Angst vor FIA-Anhörung

Luca di Montezemolo sieht der Anhörung in Paris gelassen entgegen ? ein FIA-Delegierter rechnet mit Punkteabzug

(Motorsport-Total.com/sid) - Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo sieht der Anhörung seiner Fahrer Michael Schumacher und Rubens Barichello durch den Automobil-Weltverband FIA am 26. Juni gelassen entgegen. "Ich habe keine Angst vor der FIA-Untersuchung. Teamorder ist nichts Ungewöhnliches, da wird es nicht viel zu diskutieren geben", sagte der Italiener. Zu der Weigerung von Schumacher, auf den Podiumsplatz für den Ersten zu steigen und den Siegerpokal entgegenzunehmen fügte er hinzu: "Das war für mich eine nette Geste, um Solidarität zu zeigen."

Titel-Bild zur News: Luca di Montezemolo

Luca di Montezemolo sieht dem 26. Juni gelassen entgegen

Die Autorität der FIA wolle man seitens Ferrari nicht in Frage stellen: "Wir akzeptieren die Rolle der FIA hundertprozentig, wenn Klärungsbedarf besteht, werden wir unseren Teil dazu beitragen", sagt Montezemolo. Den legendären Ruf von Ferrari sieht er nicht in Gefahr: "Die, die uns heute kritisieren, werden in ein paar Tagen Verständnis haben. Der Ruf und die Legende werden intakt bleiben,
denn das resultiert aus einer 50-jährigen Erfolgsgeschichte."

Formel-1-Experten sehen das allerdings etwas anders. "Ferrari droht der Entzug der Punkte", so ein Mitglied des Automobil-Weltverbandes gegenüber dem Fachblatt 'auto, motor und sport'. In einem FIA-Beschluss vom 18. März 1998 heißt es: "Das Council informiert die Sportkommissare von allen internationalen Rennen, dass alle Taten, die dem Gedanken des Wettbewerbs widersprechen, in Zukunft streng bestraft werden sollen." Der Passus wurde verabschiedet, nachdem McLaren-Mercedes 1998 beim Saisonauftakt Mika Häkkinen den Sieg schenkte und David Coulthard zurückpfiff.

Später war klar, dass man den Teams eine Stallorder nicht ganz verbieten kann, denn wenn es um den WM-Titel ging, haben die Teams eben zum Beispiel technische Probleme als Grund dafür angegeben, dass der eine am anderen Fahrer vorbeiging. Also formulierte man den Passus laut der 'auto, motor und sport' wie folgt um: "Bei jedem Grand Prix finden zwei Wettbewerbe zugleich statt: die Weltmeisterschaft, die sich über 16 Rennen erstreckt, und das betreffende Rennen selbst. Es ist absolut legitim, wenn ein Team entscheidet, dass einer seiner Fahrer um den Titel kämpft und der andere ihn dabei unterstützt. Aus Sicht des World Councils sind aber Absprachen nicht akzeptabel, die das Rennen stören und die nicht durch die Interessen des Teams in der Weltmeisterschaft gerechtfertigt werden können. Sollte ein derartiger Fall passieren, wird aufgrund der Fakten und der Motorsport-Tradition entschieden."

Mit anderen Worten: Die FIA hat bei der Anhörung am 26. Juni freie Hand. Man könnte sogar Michael Schumacher und Rubens Barrichello disqualifizieren, doch damit rechnet keiner. Denn das wäre doppelter Betrug am Publikum, da beide Piloten ohne fremde Hilfe konkurrenzfähig waren und die Entscheidung vom Team und nicht von den Fahrern gefällt wurde. Aus diesem Grund wird davon ausgegangen, dass die FIA ein Exempel statuiert und "nur" dem Team die 16 Punkte von Spielberg aberkennt. Was für Ferrari ein schwerer Schlag wäre. In Zukunft würde man dann nicht kurz vor der Ziellinie eine Stallorder offensichtlich durchführen können, sondern man müsste es anders machen. Entweder durch Fahrfehler, angebliche technische Probleme, verpatzte Boxenstopps...

Möglich wäre natürlich auch eine Rennsperre, die Zurückversetzung bei einem Grand Prix um 10 Startplätze und im schlimmsten Fall der Ausschluss aus der Weltmeisterschaft. Das jedoch schließen die Formel-1-Experten aus. Wahrscheinlicher wäre da noch eine schmerzhafte Geldstrafe. Die gibt es ? und das ist so gut wie sicher ? für die Regelverstöße auf dem Podium und auf der Pressekonferenz, als die Fahrer nicht dort standen beziehungsweise saßen, wo sie hingehörten. Manchmal kann eine nette Geste einem eben auch schaden.

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