• 10.10.2002 15:50

  • von Marcus Kollmann

Fahrer fordern: Ferrari-Piloten sollen kämpfen

Montoya und Irvine sprechen aus was innerhalb und außerhalb des Fahrerlagers fast jeder denkt

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 hat ein Problem, ein gewaltiges sogar, denn nachdem Ferrari der Königsklasse in dieser Saison seinen Stempel deutlich aufdrückte, indem man mit Ausnahme des Großen Preises von Malaysia und des Großen Preises von Monaco bislang in jedem Rennen den Sieger stellte und acht Doppelsiege feiern konnte ohne sich groß dafür anstrengen zu müssen, haben sich Bernie Ecclestone und Max Mosley veranlasst gefühlt einen Maßnahmenkatalog zu erstellen der alles durcheinander wirbeln könnte und dafür garantieren soll, dass die 17 Formel-1-Grand Prix in der Saison 2003 weitaus interessanter sein werden als die "Show" die der PS-Zirkus dieses Jahr den Zuschauern vor Ort und an den TV-Geräten daheim geboten hat.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya (BMW-Williams)

Montoya ist alles andere als begeistert was die Pläne des "Auto-Tauschs" angeht

Während der Hintergrund der Bemühungen der beiden mächtigsten Männer der Formel 1 klar ist, man möchte erreichen dass die Serie die daran teilnehmenden Teams insgesamt weniger kostet und gleichzeitig mehr Spannung bietet, sind die einzelnen bislang an die Öffentlichkeit vorgedrungenen Vorschläge teilweise so abstrus, dass eine Verwirklichung gar nicht möglich ist.

"Wie kann ich mich nachdem ich das letzte Rennen in einem Ferrari gefahren bin anschließend in den Ausstellungsraum eines Jaguar-Händlers stellen und diese Marke repräsentieren?", fragt sich Eddie Irvine, der den von der FIA im Rahmen eines zusammengefassten 9-Punkte-Plans geäußerten Vorschlag, wonach jeder Fahrer in der kommenden Saison jedes Auto einmal fahren soll, nicht nur für lächerlich hält, sondern auch als nicht umsetzbar einstuft.

"Man stelle sich einmal Ferraris Image vor, wenn Michael den Monaco-Grand Prix im Minardi fahren muss. Aber im Moment werden einfach alle Ideen gesammelt und vielleicht wird eine wirklich gut sein", hofft der Jaguar-Pilot, dass am Ende doch noch etwas sinnvolles bei der ganzen Sache herauskommt.

BMW-Williams-Pilot Juan-Pablo Montoya kann sich mit der Idee, plötzlich jedes Rennen in einem anderen Boliden zu sitzen als in seinem blau-weißen Auto, auch nicht anfreunden. "Wenn man nun einmal als bestes Cockpit eines bei Minardi finden kann, dann sollte man damit zufrieden sein. Wenn man aber bei einem Team wie Williams unterschrieben hat und dort fährt, wäre es doch verrückt die Autos von Grand Prix zu Grand Prix tauschen zu müssen", so der Kolumbianer in der englischsprachigen Presse sinngemäß.

Beide Piloten finden, dass die Diskussionen über die Vorschläge, welche darauf abzielen die Formel 1 mit der Brechstange zu verändern, im Grunde gar nicht notwendig wären, denn die Lösung des Problems liegt eigentlich auf der Hand: "Die Ferrari-Piloten müssen endlich gegeneinander fahren", spricht Irvine aus wonach die Fans verlangen.

"Ich habe nichts gegen Ferrari, doch das Problem haben sie selbst verursacht, denn sie gewinnen die ganze Zeit ohne wirklichen Rennsport zu betreiben. Sie fahren nur 80 Prozent des Rennens voll und anschließend brav hintereinander her und genau das will niemand sehen", ergänzt Montoya.

Dass Ferrari von seiner Politik des teaminternen Nichtangriffspaktes Abstand nehmen wird, ist derzeit eher unwahrscheinlich, denn mit dieser Strategie ist man in den letzten Jahren ja gut gefahren. Nur damals war die Konkurrenz auch etwas stärker als in diesem Jahr.

Solange für die Roten die Weltmeisterschaft auf dem Spiel stand hielten sie in dieser Saison ungeachtet aller Kritik eisern an ihrer Philosophie fest. Erst als die beiden WM-Titel in trockenen Tüchern und auch der Fahrervizeweltmeistertitel gesichert war, erlaubte man Michael Schumacher und Rubens Barrichello gegeneinander zu fahren.

Allerdings dürfen die beiden Ferrari-Piloten deshalb noch lange nicht das ganze Rennen über gegeneinander fahren, denn am Ende könnte ja womöglich einer oder beide bei den Zweikämpfen von der Strecke fliegen oder das Auto seinen Fahrer im Stich lassen.

Da Bernie Ecclestone und Max Mosley aber keine Handhabe besitzen genau deshalb etwas gegen Ferrari zu unternehmen, haben sie nun mehr oder weniger sinnvolle Ideen ins Spiel gebracht, anscheinend um die Roten auch etwas unter Druck zu setzen.

Bleibt einzig und allein zu hoffen, dass sich die Formel 1 nicht noch mehr zum Gespött des internationalen Motorsports macht als sie das schon getan hat und dass Ferrari zur Vernunft gelangt, ein höheres Risiko in Kauf nimmt und das bietet was die Fans sehen wollen: Rennsport in dem sich auch die beiden Fahrer ein und desselben Teams im fairen Kampf um den Sieg nichts schenken.