Erste Anzeichen von Resignation bei Stoddart

Minardi-Teamchef Paul Stoddart gibt zu, dass seine Autos langsamer denn je sind, sieht aber kein Licht am Ende des Tunnels

(Motorsport-Total.com) - Schon seit Jahren haftet dem Minardi-Team ein "Underdog"-Image an, hat man den letzten Platz in der Konstrukteurs-WM quasi abonniert - von glücklichen Umständen einmal abgesehen. Doch während Teamchef Paul Stoddart bisher immer guten Mutes war, macht sich langsam selbst bei ihm Resignation breit.

Titel-Bild zur News: Paul Stoddart

Kampf gegen Windmühlen: Paul Stoddart hat das ewige Problem mit dem Geld...

"Dieses Jahr ist unsere Performance schlechter als je zuvor", erklärte der Australier im Vorfeld des Grand Prix von Kanada. "Wir haben unser Auto im Schnitt um zwei Sekunden verbessert, was gemessen an unserem Budget ziemlich gut ist, aber die anderen Teams entwickeln noch schneller. Ich muss mich fragen, warum ich mir das noch antue. Ich habe nette Sponsoren, aber man findet keine neuen Sponsoren, wenn man Letzter ist. Als Letzter bist du eben Letzter."#w1#

Versprechen nicht eingehalten: "Ärgere mich nicht mehr"

Zum Teil macht der Airline-Besitzer dafür das Formel-1-System verantwortlich - immer wieder wurden von den großen Teams Versprechungen gemacht, den Kleinen helfen zu wollen, die sich aber meistens zerschlagen haben. Auch aus dem geplanten Solidaritätsfonds für Minardi und Jordan ist nichts geworden. Stoddart scheint diesbezüglich jede Hoffnung verloren zu haben: "Auch die leistbaren Kundenmotoren sind nicht passiert. Ich ärgere mich deswegen aber nicht mehr, das führt zu nichts."

Die letzten WM-Punkte holte das unterfinanzierte Team, das dieses Jahr allerdings zumindest soweit abgesichert ist, dass die Saison problemlos überstanden werden kann, im März 2002 in Melbourne, als Mark Webber bei seinem Heimrennen dank zahlreicher Ausfälle sensationell Fünfter wurde. Im Jahr davor sorgte Fernando Alonso gelegentlich für Aufsehen, 2003 erreichte Routinier Jos Verstappen im Regen von Magny-Cours sogar eine Freitags-Pole.

Von solchen Sternstunden kann Stoddart inzwischen nur noch träumen. Gianmaria Bruni schlägt sich zwar tapfer am Steuer des extrem nervös liegenden 2004er-Boliden, doch Zsolt Baumgartner wirkte lange völlig überfordert. Helfen könnte nur noch ein Investor, doch auch daran glaubt der Minardi-Boss nach vielen Enttäuschungen nicht mehr: "Wir haben von all den Namen gehört, sie sind alle gekommen und gegangen, aber es ist nie etwas daraus geworden."

Ecclestones Support hielt Minardi letztes Jahr am Leben

Lediglich eine Unterstützungsaktion von Formel-1-Chef Bernie Ecclestone im vergangenen Jahr erwies sich als hilfreich: Als Minardi vor dem Bankrott stand, sprang der kleine Brite als Investor ein - ohne je Geld überwiesen zu haben. Aber: "Als ich ihn gebraucht habe, war Bernie da", so Stoddart dankbar. "Am Ende habe ich ihn nicht gebraucht, ich habe mich selbst herausgezogen. Ich muss aber ehrlich sein, denn auf mich sind nur deshalb viele Firmen zugegangen, weil sie von Bernies Bereitschaft zu helfen wussten."

Inzwischen ist zumindest der Betrieb des Teams abgesichert, doch von Rennsport kann nicht wirklich die Rede sein - die schwarzen Autos fahren im besten Fall gegen sich selbst und fallen im Fernsehen nur auf, wenn sie überrundet werden. Land ist derzeit nicht in Sicht, zumal sich auch die Verhandlungen um die kommerzielle Zukunft der Formel 1 spießen. Nur mit einer raschen Kostensenkung wäre der kleinen, aber sympathischen Mannschaft wirklich geholfen...