Entscheidendes Meeting: Hat die FOTA eine Zukunft?

Heute besprechen die FOTA-Mitglieder nach den Austritten von Ferrari und Red Bull die Zukunft der Teamorganisation - Dem Weltmeister-Team droht eine Klage

(Motorsport-Total.com) - Ist das Ende der Teamorganisation FOTA (Formula One Teams Association) mit dem Austieg von Ferrari und Red Bull besiegelt? Nicht unbedingt, denn am heutigen Dienstag treffen sich die verbleibenden Mitglieder, um die Zukunft zu besprechen. Die "Scuderia" hatte kürzlich erklärt, dass man neuen Elan bei der Kostenreduzierung finden müsse, "weil der Weg der FOTA vorbei ist."

Titel-Bild zur News: FOTA-Logo

Die Zukunft der Teamorganisation FOTA steht derzeit auf dem Spiel

Doch McLaren, Mercedes, Renault (künftig Lotus), Force India, Sauber, Toro Rosso, Williams, Lotus (künftig Caterham) und Marussia-Virgin (künftig Marussia) machen trotz des eskalierten Streits über das Ressourcen-Restriktions-Abkommen RRA keine Anstalten, die Vereinigung aufzulösen, die 2008 gegründet wurde, um bei Fragen zum Reglement und der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zusammenzuarbeiten. Laut 'Autosport' sind die verbleibenden Mitglieder sogar zuversichtlich über die Zukunftsperspektiven - man beruft sich auf Quellen aus der höchsten Ebene.

FOTA: Entscheidungsfindung nun einfacher?

"Es könnte jetzt einfacher sein, positive Entscheidungen zu treffen, denn früher hat der Streit der Teams ständig alles blockiert", wird ein nicht namentlich genannter Teamchef zitiert. "Mal sehen, wo wir nach dem Meeting stehen."

"Es ist absolut notwendig, dass die FOTA existiert." Norbert Haug

Auch Mercedes-Motorsport-Chef Norbert Haug glaubt weiterhin an die FOTA: "Es ist absolut notwendig, dass die FOTA existiert. Unsere Ziele sind sehr wichtig und ich denke, dass es an den sogenannten Topteams liegen wird, es wirklich auf einen Nenner zu kommen." Auch Haugs Mitstreiter - Mercedes-Geschäftsführer Nick Fry - hält weiterhin an der FOTA fest.

"Wir haben ein Schlagloch getroffen, aber die Arbeit an einer Lösung in dieser Sache wird weitergehen", sagte der Brite. "Es ist schwierig, die Kosten zu kontrollieren, weil die Konkurrenz so groß ist, aber wir werden mit Sicherheit weiter zusammenarbeiten, um die Ziele des RRA zu erfüllen. Obwohl sich Ferrari derzeit zurückgezogen hat, versuchen auch sie, eine Lösung zu finden."

Red Bull droht Klage

Von Red Bull spricht Fry interessanterweise nicht. Das österreichische Team mit Sitz in Milton Keynes hatte sich bereits in Singapur den Unmut der anderen FOTA-Teams zugezogen. Dort wurde ein neues Ressourcen-Restriktions-Abkommen beschlossen. Angeblich wurde dies sogar von Red-Bull-Teamchef Christian Horner unterzeichnet. Im Nachhinein argumentierte das Weltmeister-Team, dass der Brite gar nicht zeichnungsberechtigt war und die Unterschrift daher ungültig sei.

Bereits beim Treffen der Formel-1-Kommission vor einem Monat, über dessen Ergebnisse die Beteiligten stillschweigen vereinbart haben, dürfte es aus diesem Grund zu heftigen Auseinandersetzungen gekommen sein. Nach dem Meeting in Genf war hinter vorgehaltener Hand sogar von einem möglichen Gerichtsprozess die Rede. "Auto motor und sport" berichtet nun, dass die FOTA Red Bull klagen möchte, weil sich die Truppe nicht an das von Horner unterschriebene Papier hält.

Red Bull: FOTA hat keine Existenzberechtigung

Für den Teamchef hat die FOTA ihre Existenzberechtigung inzwischen verloren. "Die FOTA hat gute Arbeit geleistet und hat uns viele Kosten erspart, vor allem während der Finanzkrise Ende 2008", sagt Horner gegenüber 'ServusTV'. "Da haben die Teams zusammengearbeitet und die Kosten in der Formel 1 massiv nach unten gebracht. In den vergangenen zwölf Monaten jedoch war es schon eine Frage, was denn der Zweck der FOTA ist. Das war nicht mehr ganz klar."


Fotos: Red Bull: Die Weltmeister-Fabrik


Red-Bull-Motorsport-Konsulent Helmut Marko präzisiert: "Es kam zu einer Kostenreduktion, aber dann ging einfach nichts mehr weiter. Wenn man sich in keiner der Sitzungen auf den kleinsten Nenner einigen kann, dann fragt man sich, wozu all dieser Aufwand. Zwölf Teams - darunter Teams, die oft nur ein Jahr in der Formel 1 sind - können nicht die gleichen Rechte und vor allem nicht die gleichen Stimmrechte haben. Das muss in Zukunft etwas anders geführt werden."

Red Bull geht vor allem gegen den Strich, dass das Ressourcen-Restriktions-Abkommen die Möglichkeiten in punkto Aerodynamik - die Domäne von Red Bull - stark eingrenzt, aber in den Bereichen Motor und KERS Freiräume zulässt. "Bei den Teams ist das Problem: Jeder schaut nur auf seinen kleinsten Vorteil und schaut nicht über den Tellerrand hinaus", kritisiert Marko gegenüber 'ServusTV'. "Wir sind in punkto Aerodynamik eines der besten Teams, also wollen alle anderen die Aerodynamik beschneiden. So gibt es immer verschiedene Ansatzpunkte, ohne dass das Gesamte irgendwie weiterkommen würde."

Ecclestone profitiert von FOTA-Austritten

Vor wenigen Tagen zog man dann die Konsequenz und verließ gemeinsam mit Ferrari die FOTA. Die Roten aus Maranello wünschen sich ein Comeback der Testfahrten und mehr Entwicklungs-Freiraum. "Ferrari war relativ frustriert und wir von Red Bull haben beschlossen: Wir treten der FOTA jetzt mal aus, um zu sehen wie sich die Dinge weiterentwickeln", schildert Horner.

Einer reibt sich angesichts der FOTA-Austritte die Hände: Formel-1-Boss Bernie Ecclestone. Dem 81-Jährigen war die Einigkeit der Teams ein Dorn im Auge, weil Ende 2012 das aktuelle Concorde-Agreement ausläuft - es regelt die Verteilung der Formel-1-Einnahmen. Die Rennställe erhalten derzeit 50 Prozent, wollen sich damit aber in Zukunft nicht mehr zufrieden geben. ¿pbvin|512|4286||0|1pb¿

Durch den Ausstieg von Ferrari, das seit jeher in der Formel 1 einen Sonderstatus genießt, hat die FOTA aber ihr wichtigstes Mitglied verloren. Es ist nicht auszuschließen, dass auch Ecclestone an diesem Schachzug beteiligt war, denn schon bei den letzten Verhandlungen hatte er Ferrari vorzeitig auf seine Seite gezogen, um die Position der anderen Teams zu schwächen.

Concorde-Agreement: Sonderkonditionen für Ferrari und Red Bull?

"Ich glaube, Ferrari und Red Bull waren der Meinung, dass die FOTA nicht das getan hat, was sie hätte tun sollen", kommentiert Ecclestone die Geschehnisse der vergangenen Tage gegenüber der 'Financial Times'. "Für diese Leute, die gegeneinander antreten, ist es sehr schwierig, sich auf etwas zu einigen, dass ihre Siegfähigkeit beeinträchtigt."

"Ich glaube, Ferrari und Red Bull waren der Meinung, dass die FOTA nicht das getan hat, was sie hätte tun sollen." Bernie Ecclestone

Der Formel-1-Boss hat keinen Zweifel daran, dass das Ressourcen-Restriktions-Abkommen damit am Ende ist: "Ich denke, es war wahrscheinlich schon tot, bevor es begonnen hat." Er dementiert aber, dass das Concorde-Agreement etwas mit dem FOTA-Aus für Ferrari und Red Bull zu tun haben könnte und meint, er könne sich auch vorstellen, mit allen Teams gemeinsam zu verhandeln.

Bei Red Bull ist man jedenfalls der Meinung, dass die aktuellen Forderungen des Weltmeister-Teams im neuen Concorde-Agreement berücksichtig werden sollten. "Es gibt ein neues Concorde-Agreement, das demnächst vereinbart werden wird", so Horner. "Es gibt neue Regelungen, die verabschiedet werden sollen." Und auch Marko stimmt in den Kanon ein. Das neue Concorde-Agreement sei "eine gute Gelegenheit", um die Verteilung der Stimmrechte "effizienter zu machen". Dadurch würden die arrivierten Teams mehr Macht haben als die Neulinge.