• 10.09.2007 08:13

  • von Fabian Hust

Dennis: "Ein traumatisches Wochenende"

Der McLaren-Mercedes-Teamchef war nach dem Doppelsieg in Monza emotional und stellt sich nun der nächsten Hürde, der Sitzung des Weltmotorsportrats

(Motorsport-Total.com) - Nach dem ersten Doppelsieg von McLaren-Mercedes in Monza, quasi in der "Höhle des Löwen", nahm Teamchef Ron Dennis seine Frau in die Arme. Dann übermannten den Briten die Emotionen. Keine Frage, der 60-Jährige operiert dieser Tage am Limit, durchlebt angesichts der "Spionage-Affäre" und gleichzeitig dank einer dominanten Saison extreme Höhen und Tiefen sportlicher Erfolge und persönlicher Frustration.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis kullerten nach dem Rennen Tränen über die Wange

Ein Tag zuvor hatte bei ihm die italienische Staatsanwaltschaft vorbei geschaut, um einen Ermittlungsbescheid zu übergeben. Ihm und sechs Mitgliedern des Teams droht in Italien eine Anklage, unter anderem wegen Betrug und Betriebsspionage.#w1#

Nach dem Rennen und dem Doppelsieg wird sich das Team nun auf die Anhörung des Weltmotorsportrats am Donnerstag vorbereiten müssen, wo im schlimmsten Fall ein Ausschluss aus der Weltmeisterschaft droht.

Nach dem Rennen dementierte Dennis gegenüber Medienvertretern, dass es ihm besonders viel bedeutet hat, in der Heimat von Ferrari zu gewinnen: "Wir kommen zu jedem Rennen und versuchen es zu gewinnen. Natürlich ist es ein gutes Gefühl, wenn man Erster und Zweiter wird. Aber ich möchte dieses Rennen in Beziehung auf den Wettbewerb nicht mehr betonen als andere Rennen. Die Betonung ist wohl am besten auf die Leistung unseres Teams unter einer Menge Druck platziert."

Das Wochenende bezeichnet Dennis als "sehr anstrengend": "Wir haben versucht, unsere Motivation und unsere Ehre unter herausfordernden Umständen aufrechtzuerhalten. Nun müssen wir unsere Aufmerksamkeit natürlich anderen Problemen widmen, mit denen es unser Team zu tun hat. Wir müssen versuchen, eine vollständige und detaillierte Erklärung für alle die Umstände abzugeben, in denen wir uns in den vergangenen paar Monaten befunden haben."

Der McLaren-Mercedes-Teamchef betont, dass man von den Sponsoren des Teams eine Menge Unterstützung genießt, dies freue ihn auch persönlich. Natürlich habe er alle Beteiligten stets informiert gehalten: "Es ist einfach schön zu sehen, dass wir als Team funktionieren. Die Jungs waren an einem Wochenende, das für mich ziemlich traumatisch war, sehr unterstützend."

Dass seine Partner ihn in der aktuellen Situation unterstützen und hinter ihm stehen, überrascht ihn schlussendlich nicht. Er habe selbst von anderen führenden Persönlichkeiten gelernt, dass immer wieder negative Dinge über ein Unternehmen geschrieben werden, mit denen man umgehen muss. Auch seine Kollegen hätten im Verlauf ihrer Karriere die eine oder andere Herausforderung zu bestehen gehabt: "Und wir werden aus dieser Situation hoffentlich als eine stärkere Organisation hervorgehen."

An Spekulationen über einen möglichen Ausgang der erneuten Sitzung des Weltmotorsportrats des Automobilweltverbandes FIA in Paris möchte sich Dennis verständlicherweise nicht beteiligen - überhaupt versuchte er, das Thema am Wochenende so gut wie möglich auszublenden.

"Ich denke, dass ich versucht habe, an diesem Wochenende eine disziplinierte Herangehensweise an den Tag zu legen und zu versuchen, auf die wichtigen Themen fokussiert zu bleiben, die für mich an einem Rennwochenende einfach normal sind. Natürlich muss ich nun die nächste Hürde nehmen. Leider ist dies Teil meines Jobs, und es ist nicht immer einfach, diese Themen anzugehen, aber das ist das, was ich tun muss."

In Bezug auf den Besuch der Vertreter der italienischen Staatsanwaltschaft am Samstagabend in Monza erklärte Dennis, dass die Vertreter "extrem höflich" waren und "sehr diskret" sein wollten. So warteten die Vertreter lange Zeit, bis ein Rechtsanwalt von McLaren-Mercedes eintraf. Es habe ein "sehr simples Treffen" gegeben, indem "keine Aggression oder so etwas" vorzufinden gewesen war. Man habe nur geklärt, wer im Falle des Falles McLaren in Italien vertritt, es habe jedoch keine Anklage gegeben.

Angesichts der aktuellen Situation wäre es für McLaren-Mercedes natürlich am besten, würde man auch in Belgien gewinnen und damit die Führung in der Weltmeisterschaft ausbauen: "Bei den Testfahrten waren wir dort sehr stark, die meisten Dinge, die wir im Monza-Rennen eingeführt haben, werden wir nach Spa mitnehmen. Wir sollten immer noch sehr konkurrenzfähig sein, ich mache mir also über unsere Konkurrenzfähigkeit in Spa keine Sorgen."