• 09.09.2007 21:11

Hamilton: "Ich bin sehr, sehr zufrieden"

Auch wenn sein Vorsprung weiter geschmolzen war, in der FIA-Pressekonferenz saß ein erleichterter McLaren-Mercedes-Pilot

(Motorsport-Total.com) - Frage: "In der ersten Kurve wurde es schon interessant für dich mit Felipe Massa. Du warst auf der Außenseite und hast am Scheitelpunkt einen Schups bekommen."
Lewis Hamilton: "Ja, ich kam nicht besonders gut weg, da ich auf der dreckigen Streckenseite stand. Ich habe Felipe gesehen, wie er an mir vorbeischoss. Aber ich habe beide, Fernando (Alonso) und Felipe, ausgebremst. Ich war nah daran, auch noch Fernando zu knacken, aber Felipe klemmte mich ein und schickte mich im zweiten Teil der Schikane über den Randstein. Da war die Chance dahin."

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lewis Hamilton war zufrieden, nur zwei Punkte an Vorsprung verloren zu haben

"Dann gab es noch eine zweite Gelegenheit beim Restart, aber Fernando hat das gut gemacht, und sichergestellt, dass er ausgangs der letzten Kurve einen ausreichenden Vorsprung hat. Dagegen konnte ich nichts tun. Im mittleren Stint fing ich mir einen Bremsplatten ein, ich hatte einige Vibrationen und entschied, etwas eher an die Box zu kommen. Ich wusste nicht, ob es so ist wie in der Türkei, also wollte ich Nummer sicher gehen und die Punkte einsacken."#w1#

Frage: "Du hast dann später mit einem tollen Manöver auch Kimi Räikkönen geschnappt."
Hamilton: "Da ich früher an die Box bin, wusste ich, dass Kimi an mir vorbeikommen würde. Ich versuchte so schnell wir möglich in die Box rein und wieder rauszukommen, dann kam ich aus der Box und dachte, dass Kimi schon zu weit weg ist. Ich hatte nur zwei Runden, bis die Reifen wieder nachlassen würden. Er war auf den harten Reifen, das machte es etwas leichter, aber ich fuhr einige gute Runden, die Reifen waren großartig und das Auto fühlte sich gut an. Ich hatte die Chance und habe einfach nur reingehalten. Ich wollte es auch für das Team tun, denn sie haben an diesem Wochenende großartig gearbeitet."

Räikkönen vs. Hamilton: "Es war sehr eng"

Frage: "Wie genau lief das Überholmanöver ab?"
Hamilton: "Ach, das war schon recht direkt. Ich hatte das Glück, auf neuen Reifen gewesen zu sein. Kimi war auf den harten Pneus unterwegs und ist schon einige Runden mit viel Benzin im Tank gefahren. Ich wusste, dass ich maximal zwei Runden haben würde, um ihn zu knacken. Nach einer Runde hatte ich die Lücke geschlossen und ich wollte nun aus der letzten Kurve gut herauskommen. Ich war überrascht, dass der Windschatten gar nicht so effektiv war. Ich hatte erwartet, dass ich ihn schon vor der Kurve überholen kann, aber ich musste es beim Anbremsen tun. Es war schon sehr eng. Er hat die Tür zugemacht, blieb aber fair. Ich hatte dann nicht mehr gedacht, dass ich die Kurve schaffen würde, aber irgendwie hab ich das hinbekommen. Das war im Rennen natürlich ein sehr, sehr wichtiger Moment. Ich brauchte diese Punkte, daher bin ich sehr, sehr zufrieden."

Frage: "Waren die Vibrationen, die du vorhin angesprochen hast, mit neuen Reifen wieder weg?"
Hamilton: "Ja."

Frage: "Im letzten Stint schien der Abstand zu Fernando wieder größer zu werden. Hast du es einfach langsamer angehen lassen?"
Hamilton: "Ich war zehn Sekunden hinter ihm. Wenn es nur ein paar Sekunden gewesen wären, hätte ich ihn nicht schnappen können. Ich pushte einige Runden lang. Ich wusste nicht genau, wie viele Runden es noch sein würde. Als ich ihn dann vor mir sah, hatte er mit dem Verkehr viel Glück. Er lief immer vor der elften Kurve auf sie auf und konnte einfach vorbei. Ich hatte sie immer im falschen Moment vor mir und verlor eine halbe Sekunde. Aber so ist das eben. Am Ende machte ich nur noch das, um es nach Hause zu fahren. Ich habe das geschafft und wir haben uns gut geschlagen und beide Autos an der Spitze gehabt."

Frage: "Gab es einen großen Unterschied zwischen den harten und weichen Reifen?"
Hamilton: "Da ist immer ein Unterschied. Bei den Testfahrten gab es auf den weichen Reifen mehr Graining. Das war nun nicht mehr so, dafür gab es mehr Profilausbrüche und Blasenbildung. Aber die Reifen fühlten sich toll an, speziell der weiche. Aber der Stint war auch sehr kurz und soweit ich das gesehen habe, hatten sie auch schon Blasen. Auf einem längeren Stint wären sie wohl nicht mehr so gut gewesen."

Hamilton möchte sich nicht aufhalten lassen

Frage: "Was würde die angesichts all der Dinge, die derzeit um McLaren herum passieren, der WM-Titel bedeuten?"
Hamilton: "Für mich würde es sicher sehr viel mehr bedeuten als für die anderen Fahrer, denn es ist mein Debütjahr. Ich hatte nicht erwartet, dass ich um die Weltmeisterschaft kämpfe oder sie anführe. Ohne die ganzen Sachen, die so passieren, wäre es ein noch tolleres Jahr ohne Probleme geworden. Aber so ist es eben. Es wäre toll, die Hersteller- und die Fahrerwertung zu gewinnen, nur um zu zeigen, dass diese ganzen Probleme uns nicht in die Knie zwingen und wir nicht aufzuhalten sind."

Frage: "Glaubst du, dass die Weltmeisterschaft auf der Strecke entschieden werden kann, auch wenn es so viele Nebengeräusche gibt?"
Hamilton: "Da bin ich sehr zuversichtlich. Ich mache mir keine Sorgen über die nächsten Wochen. Ich habe großes Vertrauen in das Team. Die Meisterschaft wird erst am Ende entschieden werden, beim letzten Rennen werden wir sehen, wer Erster wird."

Frage: "Fernando hat in den vergangenen Rennen immer mehr von deinem Vorsprung abgeknabbert. Wir gehst du mit diesem Druck um? Hast du das Gefühl, dass er dich letztlich schnappen wird?"
Hamilton: "Abgesehen davon, dass er in den zwei vergangenen Rennen wirklich fantastisch unterwegs war, hatte ich auch einige Probleme mit den Reifen. Hier war Fernando schneller, aber ich war es in der Türkei. Bei jedem Rennen ist es etwas anders. Aber wenn mir jemand zu Saisonbeginn gesagt hätte, dass wir bei den Qualifyingduellen und den Rennergebnissen in etwas gleichauf liegen würden, dann hätte ich ihn hinausgejagt. Ich mache mir keine Gedanken. Ich war schon oft in solchen Situationen, es sind ja noch vier Rennen."

Strategieverteilung war vor dem Rennen klar

Frage: "Es war ja nun schon lange nicht mehr so, dass die Spitzenteams auf unterschiedliche Strategien setzten. Habt ihr überhaupt an jemanden geglaubt, der auf einen Stopp setzt? Und zu welcher Phase wurde euch bewusst, dass er auf einem Stopp war?"
Hamilton: "Wir wussten es, als es in das Qualifying ging. Wir hatten ja nicht erwartet, dass wir eine halbe Sekunde schneller als alle anderen sind. Der Schlüssel aber war, dass wir beide Autos in der ersten Reihe hatten. Im Idealfall hätten wir aber weitere 10 oder 15 Kilogramm dazupacken können und wären dennoch ganz vorn gewesen. Dann hätten wir auch auf einen Stopp setzen können. Aber die Gefahr der Blasenbildung an den Reifen machte uns vorsichtig. Wenn man vorn steht und wegziehen kann, dann sind zwei Stopps auch gut. Wegen der Zeit von Kimi im Qualifying und seinen Zeiten vom Wochenende haben wir uns schon gedacht, dass er auf einem Stopp war. Sie waren langsamer als wir, aber eine Ein-Stopp-Strategie bringt zwischen sechs und acht Sekunden."

Frage: "Der Japan-Grand-Prix findet in diesem Jahr in Fuji statt. Bist für diesen neuen Kurs in Japan zuversichtlich?"
Hamilton: "Ich habe die Strecke nie gesehen. Aber ich war etwas enttäuscht, denn ich kam endlich in die Formel 1 und Suzuka war immer meine Lieblingsstrecke. Ich habe gehört, dass sie sogar spektakulärer als Spa sein soll. Darauf freute ich mich, aber nun ist es anders. Ich habe Fuji nie gesehen, ich weiß nicht, wie der Streckenverlauf ist. Aber das trifft für alle zu."