Permane: "Unser Auto lief nicht so schlecht"
Renault-Ingenieur Alan Permane analysiert im Interview den Grand Prix von Italien und blickt voraus auf das Rennen in Spa-Francorchamps
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Alan, Heikki Kovalainen wurde heute Siebenter, Giancarlo Fisichella Zwölfter. War das zu erwarten oder seid ihr enttäuscht?"
Alan Permane: "Ein bisschen enttäuscht, sage ich dir ganz ehrlich. Aber von Giancarlos 15. Platz war es fast unmöglich, noch etwas auszurichten. Viele waren auf einer Einstoppstrategie, genau wie wir, und da ist es schwierig, nach vorne zu kommen. Überholen kann man auch kaum. Bei Heikki sind wir auch ein bisschen enttäuscht, denn er wurde von Rosberg geschlagen. Wir starteten vom siebenten Platz und wurden Siebenter, obwohl Massa ausgeschieden ist. Also haben wir unterm Strich eine Position verloren."

© Renault
Alan Permane glaubt nicht mehr an Platz drei in der Konstrukteurs-WM
"Die frühe Safety-Car-Phase hat den Einstoppern mit ihren Reifen geholfen, daher waren diese Fahrer bis zum Ende ihres ersten Stints sehr schnell. Es war nicht unser bestes Wochenende."#w1#
Renault nicht schlechter als erwartet
Frage: "Viele Teams haben gesagt, sie seien beim Test schneller gewesen als am Rennwochenende. War das bei euch auch so?"
Permane: "Nein. Unser Auto lief nicht so schlecht. Giancarlo wurde im Qualifying von Barrichello aufgehalten, der nach einem Ausritt genau vor ihm wieder zurück auf die Strecke fuhr, sonst wäre er auch ins Q3 gekommen und in der Nähe von Heikki gestanden. Das Auto hat also einigermaßen funktioniert, wenn auch nicht ganz so gut wie in der Türkei, wo wir sehr nahe an BMW dran waren und sogar einen BMW geschlagen haben. Aber es lief wie erwartet, denn wir standen dort, wo wir hingehören - hinter BMW, aber vor den anderen. Leider. Das Safety-Car war für Heikkis Zweistoppstrategie einfach nicht ideal. Umso mehr freuen wir uns auf Spa. Mal schauen, wo dort alle stehen."
Frage: "Das BMW Sauber F1 Team wurde wieder Vierter und Fünfter und liegt nun in der Konstrukteurs-WM sehr deutlich vor euch. Die haben damit Platz drei abgesichert, oder?"
Permane: "Ja, ganz sicher. Sie haben Platz drei in der Tasche. Wir müssen jetzt noch die letzten paar Rennen überstehen, dann freuen wir uns auf nächstes Jahr. Das neue Auto sieht sehr stark aus und wird uns hoffentlich wieder dort hinbringen, wo wir sowieso stehen sollten."
Frage: "In Sachen Transfermarkt gibt es viele Gerüchte, dass Fernando Alonso zu euch zurückkehren könnte..."
Permane: "Ich bin mir sicher, dass Flavio (Briatore; Anm. d. Red.) sein Bestes gibt, um die besten Fahrer ins Auto zu bekommen. Ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Wochen herausfinden werden, wohin die Fahrer wechseln, aber im Moment können wir nicht sagen, wer nächstes Jahr für uns fahren wird. Wir werden sehen."
Frage: "Fernando Alonso hat heute vor Lewis Hamilton gewonnen, Ron Dennis hatte Tränen in den Augen..."
Permane: "Ich gratuliere ihnen, denn sie haben einen fantastischen Job gemacht und Ferrari hier geschlagen. Sie machen im Moment einen sehr starken Eindruck. Gut gemacht!"
Erinnerungen an die Skandale von 1994
Frage: "Du warst ja schon hier im Team, als es all diese Anschuldigungen gegen Benetton gab. Wie wirkt sich so etwas auf die Moral eines Teams aus?"
Permane: "Es macht keinen Spaß, um ehrlich zu sein! Wir hatten 1994 eine ähnliche Situation, als wir mit Michael (Schumacher; Anm. d. Red.) zum ersten Mal Weltmeister wurden. Damals wurden wir disqualifiziert, er bekam einmal die schwarze Flagge gezeigt und so weiter. Das schlägt dich schon ein bisschen nieder, aber ein großes und professionelles Team wie McLaren wird da drüber stehen, den Kopf nicht hängen lassen und versuchen, das alles vom Rennfahren zu trennen. Das haben sie dieses Wochenende sehr gut gemacht."
Frage: "Bedeutet ihr Sieg hier in Monza einen zusätzlichen Motivationsschub?"
Permane: "Ganz sicher, speziell hier in Monza, auf Ferraris Heimstrecke."
Frage: "Freut ihr euch nun schon auf Spa-Francorchamps?"
Permane: "Ja. Die Fahrer lieben die Strecke, mussten im Vorjahr ja darauf verzichten. Es gibt keinen Fahrer, der Spa nicht mag. Auch aus Ingenieurssicht ist es eine lange Strecke mit vielen Kurven. Die Fahrer können in Spa ihr Auto richtig spüren, und das macht es wiederum für die Teams aufregend. Es ist gut für die Formel 1, dass wir wieder in Spa fahren."
Frage: "Viele Fahrer sagen, dass die Eau Rouge mit den V8-Motoren nicht mehr so herausfordernd ist wie früher."
Permane: "Sie kommen sicher viel langsamer dort an, die Kurve ist sicher locker voll zu fahren."
Frage: "Ist dafür Blanchimont eine neue Herausforderung?"
Permane: "Geht auch voll. Ich glaube eher, die Herausforderung an Spa sind nun die langgezogenen Kurven im hinteren Teil und die Bergauf- und Bergabpassagen. Es ist einfach eine tolle Strecke mit toller Atmosphäre."

