• 09.09.2007 22:20

Todt: "Werden Ermittlungen vorantreiben"

Ferrari-Teamchef Jean Todt über die Niederlage in Monza, die Aussicht auf das World Council am Donnerstag und vieles mehr

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Jean, war Felipe Massa heute auf der gleichen Einstoppstrategie wie Kimi Räikkönen oder auf einer anderen?"
Jean Todt: "Wir hatten eine andere Strategie."

Titel-Bild zur News: Jean Todt

Jean Todt ist schon gespannt auf das Meeting des World Councils

Frage: "Glaubst du, dass euch die nächsten vier Strecken liegen werden?"
Todt: "Wir hatten gerade unser Debriefing und die Diskussionen mit den Ingenieuren. Wir waren in diesem Jahr auf Strecken, die mechanischen Grip erfordern und wo man über die Randsteine fahren muss, nicht konkurrenzfähig. Die schlimmsten Strecken waren Monte Carlo, Kanada, Budapest im Qualifying und Monza. Hinter Fuji steht ein Fragezeichen, weil wir dort noch nie gefahren sind, aber wir haben das Gefühl, dass wir in Spa, Shanghai und Brasilien konkurrenzfähig sein müssten. Es spricht nichts dagegen."#w1#

Frage: "War es heute ein psychologischer Rückschlag, von McLaren-Mercedes geschlagen worden zu sein?"
Todt: "Es ist eine sehr harte Weltmeisterschaft mit diesem Kampf zwischen zwei Teams. Man kann seit Saisonbeginn den Unterschied in der Rundenzeit feststellen, und manchmal waren sie schneller als wir - heute zum Beispiel -, manchmal waren aber auch wir schneller als sie. In Monza waren sie von Beginn des Wochenendes an schneller und zuverlässiger als wir."

Frage: "Wie sieht angesichts der Punktesituation zwischen euren beiden Fahrern der Plan für die letzten Rennen aus? Muss ein Fahrer den anderen unterstützen?"
Todt: "Im Moment werden sie frei fahren."

Frage: "Was genau war die Ursache von Felipe Massas Ausfall?"
Todt: "Wir werden es untersuchen. Wir haben das Problem identifiziert, aber wir werden das Teil zerlegen, um genau festzustellen, wie es dazu kommen konnte. Dieses Problem trat heute zum ersten Mal bei uns auf."

Frage: "Besteht die Chance, dass es im Spionagefall zwischen Ferrari und McLaren-Mercedes bis Donnerstag zu einer Einigung kommen wird?"
Todt: "Das hat nichts mit einer Einigung zwischen Ferrari und McLaren zu tun. Der Fall geht vor das World Council. Eigentlich hätte es eine Verhandlung des Internationalen Berufungsgerichts geben sollen. Dann hat die FIA entschieden, das Berufungsgericht wegen neuer Beweise zu verschieben und stattdessen das World Council noch einmal einzuberufen."

Frage: "Wie wirkt sich der Spionageskandal deiner Meinung nach auf das Image der Formel 1 aus?"
Todt: "Es ist ein Makel auf unserem Sport - jedes Mal, wenn es eine Kontroverse gibt. Das kann auch in der Leichtathletik passieren, es kann Goldmedaillengewinnern passieren, es kann im Radsport passieren, beim Fußball - und jetzt eben in der Formel 1. Es tut mir leid, dass es in der Formel 1 passiert, aber wir sind in der Position, dass wir die Wahrheit ans Licht kommen sehen wollen. Das ist alles, was wir wollen, alles, wofür wir arbeiten. Wir sind zuversichtlich, dass die Wahrheit ans Licht kommen wird."

Frage: "Angenommen, McLaren-Mercedes wird am Donnerstag freigesprochen, lässt ihr es dann damit bewenden?"
Todt: "Nein. Diese Sache ist für uns zu wichtig, wir werden auf jeden Fall die Ermittlungen in Italien weiter vorantreiben. In Sachen FIA werde ich mich zu den Entscheidungen nicht äußern, weil ich nicht weiß, wie die Entscheidungen ausfallen werden oder was passieren kann, sobald sie feststehen. Und wir werden auch den Zivilfall in Großbritannien vorantreiben."

Frage: "Was ist gestern mit Kimi Räikkönens Auto passiert, als er den Unfall hatte?"
Todt: "Ich glaube, Kimi kann das besser als ich erklären. Aber beim Bremsen sind wohl seine Räder blockiert und dadurch verlor er die Kontrolle."

Frage: "Was wäre ein angemessener Ausgang des Spionageskandals? Hättest du McLaren-Mercedes gerne für dieses und nächstes Jahr disqualifiziert?"
Todt: "Es ist kein Menü, wo man sich aussuchen kann, ob man das erste oder das zweite Angebot nimmt. Die FIA und das World Council müssen mit der Beweislage, die sie haben, eine Entscheidung fällen. Unsere Pflicht ist es, so viele Beweise wie möglich ans World Council zu liefern, damit sie genau verstehen können, was passiert ist."

Frage: "Im Juli hat es schon einmal eine Entscheidung gegeben, mit der ihr nicht zufrieden wart. Also ist es doch ein Menü..."
Todt: "Wir haben die Entscheidung nicht akzeptiert, weil sie nicht angemessen war. Und wenn man sich die Formulierung durchliest: Bei neuer Beweislage gibt es eine neue Entscheidung. Wir haben eine neue Beweislage. Die werden wir bringen."

Frage: "Im Juli habt ihr euch darüber beschwert, dass ihr euren Fall nicht präsentieren konntet. Werdet ihr dazu am Donnerstag Gelegenheit haben?"
Todt: "Ja."