• 27.03.2010 13:05

  • von Dieter Rencken

De la Rosa: "Das Team hätte es verdient"

Pedro de la Rosa über die Sauber-Stärken bei den Tests und die Schwächen an Rennwochenenden: "Haben die Benzinmengen unterschätzt"

(Motorsport-Total.com) - Nach den Testwochen im Winter galt Sauber-Ferrari plötzlich als großer Geheimfavorit. Die Schweizer hatten bei den Probefahrten erstklassige Longruns präsentiert, es gab seitens Bridgestone viel Lob für den "Reifenflüsterer" C29. Doch die Hoffnungen von Kamui Kobayashi und Pedro de la Rosa erfüllten sich in Bahrain nicht einmal ansatzweise. Auch in Melbourne gab es nicht viel Glanz. Der erfahrene Spanier erklärte in der Medienrunde den aktuellen Stand der Sauber-Dinge.

Titel-Bild zur News: Pedro de la Rosa

Pedro de la Rosa ist beim Team von Peter Sauber sehr glücklich

Frage: "Pedro, hattest du dir vielleicht etwas mehr erwartet als Platz 14 im Qualifying?"
Pedro de la Rosa: "Ja, durchaus. Aber das ist unser aktuelles Leistungsniveau. Wir müssen hart arbeiten und Verbesserungen finden. Das ist die Realität. Aber wir haben ein gutes Team. Wir kennen unsere Baustellen und arbeiten an ihnen."#w1#

Frage: "In den Wintertests habt ihr viel besser ausgehen. Was ist seither passiert?"
De la Rosa: "In den Tests wird immer ein anderes Bild gezeigt, es werden unterschiedliche Benzinmengen verwendet. Wir haben bestimmt unterschätzt, wie viel Benzin die anderen Teams dort an Bord hatten. Das ist eine Tatsache."

"Wir dürfen auch nicht vergessen, wie sehr andere Mannschaften ihre Autos innerhalb des vergangenen Monats weiterentwickelt haben. Die anderen haben seit dem Barcelona-Test erheblich nachgelegt, wir hingegen weniger. Dennoch dürfen wir nicht in Panik geraten. Wir sind nicht allzu weit vom Einzug in Q3 entfernt. Mit ein paar Fortschritten wird uns das gelingen können. Und das war immer unser Hauptziel."

Frage: "Hattest du also schon heute mit dem Einzug in Q3 gerechnet?"
De la Rosa: "Gestern Abend hatte ich ein gutes Gefühl, doch nach dem dritten Freien Training heute Vormittag musste ich feststellen, dass es wohl doch nicht klappen kann."


Fotos: Sauber, Großer Preis von Australien


Frage: "Ist es bezüglich der Reifen zum Rennstart nicht vielleicht besser, knapp außerhalb der Top 10 zu sein, anstatt in Q3 weit hinten?"
De la Rosa: "Nein. Ehrlich gesagt wäre ich lieber mit den falschen Reifen auf Platz zehn. Die Startposition ist enorm wichtig. Durch die neuen Regeln ist das sogar noch wichtiger geworden. Platz 14 klingt nicht gerade attraktiv, aber das Rennen ist lang. Schon ab Platz zehn gibt es Punkte und davon bin ich nicht allzu weit entfernt."

Frage: "Die Strecke in Melbourne ist bekannt für häufige Zwischenfälle. Im Schnitt der vergangenen Jahre kommt hier 2,25 Mal pro Rennen das Safety-Car auf die Strecke. Wie würde sich eine solche Phase heutzutage auswirken?"
De la Rosa: "Wir können davon ausgehen, dass alle ein Einstopp-Rennen planen. Wir haben hier in der Boxengasse ein Speedlimit von 60 km/h. Das allein macht schon einen zweiten Stopp wenig attraktiv. Ich denke, dass das Safety-Car heutzutage ohne Nachtanken viel weniger wichtig ist. Ich glaube kaum, dass jemand aufgrund einer Safety-Car-Phase seine Strategie großartig verändert. Es gibt viel weniger Raum zum Pokern."

Frage: "Könnte das Wetter wenigstens ein paar Pokerspiele ermöglichen?"
De la Rosa: "Oh ja. Ich glaube, die Chance auf ein Regenrennen wird immer größer. Wir müssen genau aufpassen. An den vergangenen Tagen gab es immer wieder diesen Nieselregen. Es kann also jederzeit passieren, dass man im Rennen kurzfristig mal auf Intermediates wechseln muss."

"Die Spiegel sind heutzutage nur noch aerodynamische Hilfsmittel." Pedro de la Rosa

Frage: "Wie ist es mit der Sicht bei der Dämmerung. Macht man sich seitens der Fahrergewerkschaft GPDA Sorgen?"
De la Rosa: "Ja. Falls es wirklich regnen sollte, oder das Rennen aus irgendeinem Grund verzögert wird, dann kann es Probleme geben. Wenn alles normal läuft, dann wird es schon gehen. Aber aus Sicht der Fahrer starten wir einfach etwas zu spät."

Frage: "Wie ist die Sicht in den Rückspiegeln?"
De la Rosa: "Das ist nicht so einfach. Die Rückspiegel auf den Seitenkästen zeigen dir nur einen sehr kleinen Auschnitt davon, was hinter dir passiert. Außerdem vibrieren die Spiegel sehr stark. Du siehst insgesamt sehr wenig. Wenn du nicht ausreichend mit Informationen per Funk bekommst, dann hast du ein Problem. Du kannst zwar sehen, wenn direkt hinter dir ein Fahrzeug ist, aber wenn da jemand zwei Sekunden entfernt ist, dann hast du keine Ahnung, was dort passiert. Die Spiegel sind heutzutage nur noch aerodynamische Hilfsmittel."

Frage: "Was wäre die Lösung? Eine Mindestgröße für die Rückspiegel?"
De la Rosa: "Spiegel sollten dafür da sein, damit ein Fahrer nach hinten schauen kann. Ich finde, man müsste sie wieder am Monocoque anbringen, denn dort ist die beste Position, um etwas sehen zu können. Sie sind ja nur nach außen gerückt worden, weil sie der Aerodynamik dienen und Abtrieb erzeugen sollen. Aber hier geht es um die Sicherheit. Das ist wichtig. Da sind sich alle Fahrer einig."

Frage: "Wie bist du mit deiner Arbeit im Team zufrieden?"
De la Rosa: "Mir gefällt es gut. Das Team ist toll und liefert gute Arbeit ab. Man sieht doch, wie schnell wir den neuen Heckflügel beispielsweise fertig hatten. Aber es gibt immer noch viel Arbeit. Ich bin mit den Fortschritten zufrieden, ich bin glücklich. Ich hoffe sehr, dass wir nun endlich Punkte holen. Die Leute hätten das so sehr verdient, denn sie arbeiten hart. Ich bin extrem glücklich im Team."

Nick Heidfeld

Nachfolger von Pedro de la Rosa: Nick Heidfeld ist Vorsitzender der GPDA Zoom

Frage: "Nick Heidfeld ist dein Nachfolger als Vorsitzender der Fahrergewerkschaft GPDA. Unterstützt du ihn und gibst im Ratschläge?"
de la Rosa: "Wann immer er welche braucht. Alle waren sich einig, dass Nick der perfekte Mann für den Vorsitz ist. Er hat viel Erfahrung und er hat an Rennwochenenden auch die nötige Zeit dafür. Ich bin da, um die Arbeit weiter etwas zu begleiten. Ich bin sehr stolz auf das, was wir in den vergangenen zwei Jahren geleistet haben. Wir haben viel Arbeit erledigt. Der Zusammenhalt der Piloten ist sehr gut, wir ziehen an einem Strang."

Frage: "Welche Fahrer sind derzeit nicht in der GPDA?"
de la Rosa: "Das sind nur zwei: Adrian Sutil und Michael Schumacher. Ich habe mit Adrian gesprochen und Mark Webber hat mit Michael gesprochen. Mein Traum wäre es, wenn sich alle Fahrer engagieren würden. Dafür habe ich zwei Jahre lang gekämpft. Im vergangenen Jahr waren wir diesem Ziel sehr nahe. Damals war nur Kimi nicht in der GPDA."

Frage: "Adrian war also im vergangenen Jahr dabei und nun nicht mehr?"
de la Rosa: "Ja, er ist ausgestiegen. Aber man muss bedenken, dass vor zwei Jahren Lewis nicht dabei war, Felipe nicht, Adrian nicht, Liuzzi nicht, Kimi nicht - es waren viele Fahrer nicht involviert. In den vergangenen zwei Jahren sind wir viel stärker geworden. Es wäre toll, wenn wirklich alle dabei wären, aber letztlich ist es deren eigene Entscheidung. Alle neuen Piloten sind sofort beigetreten und unterstützen uns. Dafür bin ich sehr dankbar."