Daniel Ricciardo: "Sind gerade mal auf dem Niveau von 2014"

Red-Bull-Pilot Daniel Ricciardo schätzt die momentane Lage seines Teams realistisch ein und hofft in Kanada ohne Motorenstrafe davon zu kommen

(Motorsport-Total.com) - Beim Kanada-Grand-Prix 2014 feierte Daniel Ricciardo seinen ersten Sieg in der Formel 1. In Montreal 2015 kann der Red-Bull-Pilot voraussichtlich nicht einmal auf eine Podiumsplatzierung hoffen. Zwar scheint es mit der Leistung des RB11 derzeit endlich bergauf zu gehen, doch laut Riccardo sei man gerade erst wieder auf Vorjahres-Niveau gekommen. Der Australier zittert vor dem Grand Prix von Kanada außerdem um die Zuverlässigkeit seines bereits vierten Motors.

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo

Für Daniel Ricciardo fängt die Saison gerade erst richtig an Zoom

Schon in der Formel-1-Saison 2014 hatte Red Bull einen deutlichen Rückschritt verzeichnet. Das Team, dass zuvor vier Jahre in Folge dominieren konnte, hatte gegen Mercedes plötzlich kaum etwas auszurichten, gewann lediglich drei von 19 Rennen und lag am Ende 296 WM-Zähler hinter den Silberpfeilen in der Konstrukteurswertung. Und in diesem Jahr sieht es bisher sogar noch schlimmer aus.

Plötzlich ist das viermalige Weltmeisterteam nur noch vierte Kraft im Feld, wurde von Ferrari und Williams überholt und muss von Rennen zu Rennen um hintere bis mittlere Punkteränge kämpfen - und das sogar gegen das Schwesterteam Toro Rosso. Mit den Plätzen fünf und vier erreichten Ricciardo und Teamkollege Kwjat in Monaco gerade das bisher beste Saisonergebnis des Teams - ein Aufschwung, der seit dem überraschend schwachen Auftakt in Australien endlich Hoffnung macht. Riccardo stellt das aber noch lange nicht zufrieden.

Konkurrenz hat Red-Bull-Stärken neutralisiert

"Melbourne war noch sehr schwierig und ich denke, wir sind jetzt wieder auf dem Niveau vom vergangenen Jahr", so der 25-Jährige. "Wir sind damit aber schon ein halbes Jahr hinterher und sollten uns eigentlich schon weiterentwickelt haben. Wir würden gerne besser ein, aber wenigstens sind wir auf dem Level zurück, bei dem wir mehr Zutrauen beim Fahren haben und das Auto so reagiert, wie wir es möchten."

Daniel Ricciardo

Auf eine Wiederholung seines Vorjahres-Sieges kann Ricciardo kaum hoffen Zoom

Der junge Pilot, der erst in seinem zweiten Jahr bei Red Bull fährt, sich im vergangenen Jahr gegen Sebastian Vettel als Teamkollegen durchsetzte und als WM-Dritte bis kurz vor Endes der Saison noch die rechnerische Chance auf den Titel bewahrte, zeigt sich deutlich enttäuscht, aktuell keine Rolle an der Spitze spielen zu können:

"Im vergangenen Jahr hatten wir in etwas besseres Paket. Aber die Top-Teams haben alle einen Schritt nach vorne gemacht. Wir hatten zum Beispiel den Vorteil in den Hochgeschwindigkeits-Kurven. In diesem Jahr scheint es, als hätten wir darauf nicht aufbauen können, aber die anderen Teams haben das getan. Sie haben unsere Stärke neutralisiert."

Dran bleiben und auf Zuverlässigkeit hoffen

Deshalb backt Ricciardo für den bevorstehenden Kanada-Grand-Prix auch nur kleine Brötchen: "Selbst wenn alles glatt geht, sind Mercedes und Ferrari noch immer zu weit weg. Ich habe gehört, dass sie an diesem Wochenenden auch noch Motoren-Updates mitbringe, was ein bisschen beängstigend ist. Hoffentlich können wir dran bleiben und den Kampf mit Williams aufnehmen, die hier aber auch sehr viel starker sein dürften."

Tatsächlich sollen Ferrari und Honda vor der Reise nach Kanada ein paar Motoren-Update-Token gezogen haben und auch Mercedes steht im Verdacht, an der Leistung seiner Antriebseinheit geschraubt zu haben.

Neben den Frust über die relative Unterlegenheit plagen Ricciardo außerdem noch Zuverlässigkeits-Ängste. Denn genau wie Teamkollege Kwjat, fährt auch der Australier bereits mit dem vierten Verbrennungsmotor seiner Renault-Antriebseinheit. Sollte auch dieser in die Knie gehen, setzt es die erste Strafversetzung - eine unvermeidliche Konsequenz, die Red Bull in Montreal aber noch umgehen will.

"Wir planen mit dem gleichen Motor wie in Monaco zu fahren", erklärt Ricciardo. "Laut unseren Berechnungen sollte der Motor dieses Rennen überleben. Ich glaube nicht, dass wir in überstrapazieren, wenn wir ihn das ganze Wochenende beanspruchen. Wenn wir schließlich einen neuen Motor brauchen und die Strafe in Kauf nehmen müssen, wollen wir sichergehen, dass der neue Motor so weiterentwickelt wie möglich ist."