• 04.06.2015 21:05

  • von Dieter Rencken & Dominik Sharaf

Formel 1 frustriert Alonso: Mehr Flugzeug-Pilot als Rennfahrer

Der Spanier wundert sich über Materialschonung und Dauertaktieren - Seinen Job vergleicht er mit dem eines Piloten, der nur Systeme kontrollieren muss

(Motorsport-Total.com) - Reinsetzen, Visier runterklappen und den Bleifuß sinken lassen, bis die Zielflagge fällt: Das war einmal in der Formel 1. Die Gegenwart mit ihren auf Effizienz getrimmten Hybridmotoren und empfindlichen Reifen sieht anders aus. Offenbar schmeckt einigen Piloten der neue Zeitgeist gar nicht, wie Fernando Alonso im Vorfeld des Kanada-Grand-Prix unterstreicht. Der McLaren-Star bezeichnet das Verbrauchs- und Verschleißschach am Volant sogar als "sehr frustrierend".

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Fernando Alonso möchte endlich wieder aus der Masse herausstechen können Zoom

Schließlich gewinnt längst nicht mehr zwangsläufig der schnellste Pilot mit dem schnellsten Auto das Rennen, sondern der versierteste Taktikfuchs - respektive derjenige, der über den Boxenfunk die klügsten Tipps gefunkt bekommt. "Wenn man fünf Runden lang eine halbe Sekunde verliert, weil man keinen Druck macht, ist das vielleicht keine schlechte Idee, weil die Reifen für die kommenden Umläufe perfekt sind - in denen man dann eine Sekunde gutmacht", erklärt Alonso.

Das chronische Haushalten mit dem Material und das bewusste Zügeln beim Setzen der Zeiten empfindet er als befremdlich: "So zu fahren ist schon etwas merkwürdig", sagt Alonso, der sich auf der Jagd nach Bestzeiten in einem Geflecht von Abhängigkeiten gefangen sieht. "Es ist schwierig geworden, sich nach oben hin zu steigern, denn wenn man am Limit noch mehr will, dann wird es ineffizienter und das wirkt sich am Ende auf die Rundenzeit aus", erläutert der Ex-Champion.

Es sei nötig, alles bestmöglich und auf die effizienteste Art und Weise zu kontrollieren. Darin, so Alonso, bestünde die neue Herausforderung. Die Kontrolle, die Formel-1-Piloten noch vor einigen Jahrzehnten über Erfolg und Misserfolg in einem Grand Prix hatten, erkennt er nicht mehr: "Es gleicht wahrscheinlich dem Piloten eines Flugzeugs. Er muss auch nur sicherstellen, dass alles seinen Gang geht."