Button: Wie aus "Jim Knopf" ein Siegertyp wurde

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere? Jenson Button fährt bei McLaren so stark wie noch nie, glaubt aber, dass das Beste noch vor ihm liegt...

(Motorsport-Total.com) - Gestern in Südkorea landete er zwar nicht auf dem Podium, aber Jenson Button ist immer noch WM-Zweiter und surft weiterhin auf der Euphoriewelle des Triumphs auf der Fahrerstrecke in Japan. Obwohl er 2009 sechs der ersten sieben Rennen und anschließend auch den WM-Titel gewinnen konnte, sind viele Experten der Meinung, dass er 2011 besser fährt als je zuvor.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button ist im Formel-1-Paddock so akzeptiert wie noch nie zuvor

Als sich Button Ende 2009 dazu entschieden hat, trotz des Mercedes-Einstiegs bei Brawn das gemachte Nest zu verlassen und zu McLaren zu wechseln, an die Seite von "Platzhirsch" Lewis Hamilton, wurde dies war als mutig bewertet, doch die meisten Paddock-Insider prophezeiten ihm ein trostloses Dasein als Nummer zwei in Woking. Ein Irrglaube, wie man inzwischen weiß, denn knapp zwei Jahre später ist sein Standing besser als je zuvor.

Button explodiert auch dank Pirelli

Der 31-Jährige mag vom schieren Speed her Hamilton nicht ganz das Wasser reichen, macht das aber mit seiner Rennintelligenz wett, besonders bei schwierigen Bedingungen. Hinzu kommt, dass sein schonender Fahrstil (Stichwort "Reifenflüsterer") wie maßgeschneidert für die neuen Pirelli-Reifen ist, mit denen der recht aggressiv veranlagte Hamilton weit mehr ins Straucheln kommt und sich daher immer wieder künstlich zurücknehmen muss.

Jenson Button

Premiere im Jahr 2000 bei Williams: "Jim Knopf" erobert die Formel 1 Zoom

Warum Button anscheinend immer besser wird, "weiß ich selbst nicht so genau", grinst er im 'BBC'-Interview und stellt fest: "Ich gehöre jetzt zu den Oldies!" Als solcher wird er im Paddock akzeptiert - und bei McLaren hat er sich volle Rückendeckung erarbeitet. Wer Anfang des vergangenen Jahres prophezeit hätte, dass Martin Whitmarsh Buttons Vertrag vor jenem von Hamilton verlängern würde, der wäre wahrscheinlich bestenfalls belächelt worden.

"Die WM zu gewinnen, hat mir Vertrauen in meine eigenen Fähigkeiten gegeben", so Button. "Ich hatte einige wirklich steinige Jahre, in denen zwar das Auto nicht toll war, aber du stellst dich ja trotzdem in Frage. Warum kann ich dieses Auto nicht weiter pushen als jeder andere? Warum, warum? Da spielt sich in deinem Kopf so viel ab, aber wenn du Weltmeister bist, steigt dein Selbstvertrauen ins Unermessliche. Nicht nur dein Vertrauen in das Fahrkönnen, sondern auch in die Abstimmung, ins Pushen des Teams in die Richtung, die du willst."

Von "Jim Knopf" zum Weltmeister

Das war nicht immer so. Zwar erlebte Button 2000 bei Williams (nach gewonnenem Shootout gegen Bruno Junqueira) eine gute Debütsaison, doch Frank Williams hatte für 2001 schon Juan Pablo Montoya unter Vertrag genommen und ließ den Youngster daher zu Benetton ziehen. Dort riss "Jim Knopf", wie er manchmal liebevoll genannt wurde, sportlich keine Bäume aus. In die Schlagzeilen geriet er eher deswegen, weil ihm Reichtum und Popularität zu Kopfe stiegen.

Jenson Button

Endlich am Ziel: Im Regen von Ungarn springt 2006 der erste Sieg heraus Zoom

David Richards, den er immer noch als eine der wichtigsten Persönlichkeiten für den späteren Verlauf seiner Karriere betrachtet, holte Button 2003 zu BAR. 2004 musste er sich nur den überlegenen Ferraris geschlagen geben, 2006 (damals schon unter Honda-Branding) gewann er in Ungarn seinen ersten Grand Prix - im Regen. Doch 2007 und 2008 folgten wahre Seuchenjahre - und nach dem Ausstieg von Honda befand sich Buttons Karriere im Winter 2008/09 am Scheideweg.

Jetzt ist er Weltmeister - und als ebenbürtiger Hamilton-Gegner bei McLaren auch endlich vollständig akzeptiert. "Derzeit bin ich so glücklich wie nie zuvor", strahlt "JB". "Ich befinde mich in einer wunderschönen Phase und dieses Team war in den vergangenen 20 Monaten phänomenal. Ich fühle mich bei ihnen wirklich zu Hause, aber da kommt noch mehr. Wir haben den Höhepunkt noch nicht erreicht, wie man in den nächsten paar Rennen hoffentlich sehen wird. Das wäre eine gute Basis für 2012."

Schlüsselerlebnis in Kanada

"Ziemlich groß" war dieses Jahr der fantastische Sieg in Kanada, wo er Sebastian Vettel in einen Fehler hetzte und in der letzten Runde noch überholte: "Es war eines dieser Rennen, in dem wir nicht schnell genug waren, um zu gewinnen - dachten wir. Aber ich liebe solche Bedingungen und das Auto hat unter diesen Bedingungen erstaunlich gut funktioniert. Das war ein schöner Moment in meiner Saison." Aber: "Suzuka bedeutet mir genauso viel."

Sebastian Vettel vor Jenson Button

In Kanada feierte Jenson Button seinen vielleicht größten Grand-Prix-Sieg Zoom

"Man könnte sagen, es ist langweilig, von vorne zu gewinnen, aber bei mir ist es schon ein Weilchen her", sagt er über den Triumph vor einer Woche. "Vom zweiten Startplatz aus zu gewinnen, bedeutet mir viel, aber ich hoffe, dass es mir dieses Jahr noch ein paar Mal passieren wird. Die Weltmeisterschaft ist vorbei, aber wir gehen in jedem Rennen auf den Sieg los. Wenn wir das tun, dann haben wir eine sehr gute Basis für 2012."

"So weit sollten wir noch gar nicht vorausschauen, denn wir sollten den Moment genießen, aber es steckt etwas in einem drin, das immer nach vorne schaut, auf das nächste Mal, dass man um eine Weltmeisterschaft kämpfen kann. Dieses Jahr ist sie ja vorbei", erklärt Button ohne Wehmut. Sollte er 2012 auf McLaren tatsächlich noch einen WM-Titel holen, dann würden wohl auch die letzten Kritiker verstummen, die meinen, er sei 2009 nur wegen des Autos Champion geworden...