Betrug: Mercedes streitet um 90 Millionen Euro

Ein Betrüger hat mit Ross Brawn einen Sponsoringvertrag über 90 Millionen Euro abgeschlossen - Mercedes macht Ansprüche gegenüber Henkel geltend

(Motorsport-Total.com) - Betrüger scheinen in der Formel 1 derzeit Hochkonjunktur zu haben: Nachdem BMW auf einen Hochstapler namens Russell King hereingefallen ist, der sich über die undurchsichtige Stiftung Qadbak das Hinwiler Sauber-Team unter den Nagel reißen wollte, hat es nun auch den großen Rivalen Mercedes erwischt.

Titel-Bild zur News: Henkel-Zentrale in Düsseldorf

Der Henkel-Konzern wurde durch den Betrüger Kai von Bargen vertreten

Allerdings ist nicht die Marketingabteilung in Stuttgart selbst einem Hochstapler aufgesessen, sondern jene des damaligen Brawn-Teams, das inzwischen bekanntlich von Mercedes kontrolliert wird. Brawn hat sich nämlich mit dem deutschen Henkel-Konzern vermeintlich auf einen dreijährigen Sponsoringvertrag mit einem Gesamtvolumen von 90 Millionen Euro geeinigt. Dieser wurde laut Informationen des 'Handelsblatts' am 31. Juli unterzeichnet.#w1#

Konzernleitung nicht informiert

Vermeintlich geeinigt deshalb, weil für Henkel nicht Vorstandschef Kasper Rorsted unterschrieben hat, sondern Kai von Bargen, zum damaligen Zeitpunkt Leiter für Konzernangelegenheiten und Sponsoring. Von Bargen, der in seiner früheren Tätigkeit als Radio-Chefredakteur zufälligerweise mit einem 'Motorsport-Total.com'-Redakteur zusammengearbeitet hat, handelte den Brawn-Deal jedoch ohne Wissen der Konzernleitung aus.

Inzwischen weiß man: Der 43-Jährige veruntreute mit seinem früheren Arbeitskollegen Willy Luchs und einem weiteren Komplizen mehr als zehn Millionen aus verschiedenen Henkel-Deals. Später bekam er jedoch kalte Füße, sodass er einen Kölner Anwalt konsultierte, der ihm zur Selbstanzeige riet. Dadurch flog der Betrug am 19. Oktober auf. Nervös geworden war von Bargen angeblich bereits, als er im September vom möglichen Verkauf des Brawn-Teams an Mercedes erfuhr.

Bis dahin war es für ihn gut gelaufen: Am 24. Mai ließ er über eine Sponsoringagentur in Monte Carlo Kontakt zum Brawn-Team herstellen, das angesichts der Perspektive von 30 Millionen Euro pro Saison sofort hellhörig wurde. Von Bargen lud die Brawn-Führung am 15. Juni in die Henkel-Zentrale nach Düsseldorf ein und brachte den Deal am 31. Juli zum Abschluss. Seine Korrespondenz wickelte er auf gestohlenem Henkel-Briefpapier ab.

Henkel will Vertrag nicht akzeptieren

Dieter Zetsche

Daimler-Chef Dieter Zetsche will die Ansprüche trotz allem geltend machen Zoom

Noch bevor die Mercedes-Verantwortlichen in vollem Umfang realisieren konnten, was vor sich ging, kam von Bargen seiner Kündigung durch Henkel zuvor und verließ das Düsseldorfer Unternehmen. Henkel sagt nun laut 'Handelsblatt': "Der Formel-1-Vertrag ist ungültig, weil er von jemandem unterschrieben ist, der hierzu nicht berechtigt war. Es existieren deshalb auch keine Ansprüche gegen Henkel."

Das sieht Mercedes anders: Anwälte des Konzerns haben das Brawn-Team und sämtliche Sponsoringverträge vor der Übernahme durchleuchtet und kommen zu der Erkenntnis, dass von Bargen als Leiter für Konzernangelegenheiten und Sponsoring durchaus zeichnungsberechtigt war. Außerdem erscheint fragwürdig, wie von Bargen in der Henkel-Zentrale einen Deal abschließen konnte, ohne dass der Vorstand davon wusste. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Henkel hat im letzten abgeschlossenen Geschäftsjahr (2008) mit knapp über 55.000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von mehr als 14 Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies entsprach einem Gewinn von 1,233 Milliarden Euro. Zum Portfolio des deutschen Konzerns gehören unter anderem bekannte Marken wie Persil, Weißer Riese, Dixan (Waschmittel), Somat (Reinigungsmittel), Fa (Kosmetik), Loctite und Pritt (Klebstoffe).

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