• 10.05.2012 13:00

  • von Stefan Ziegler

Barrichello und Spielberg 2002: Krieg und Drohung im Funk

"Let Michael pass for the championship" war offenbar nicht alles, was Rubens Barrichello in Spielberg 2002 im Funk zu hören bekam

(Motorsport-Total.com) - Der damalige Ferrari-Teamchef Jean Todt sorgte beim Großen Preis von Österreich 2002 (Alle Informationen zu diesem Rennen!) mit nur einem Satz für gewaltiges Aufsehen. Er teilte seinem Angestellten Rubens Barrichello via Funk mit, dass die interne Reihenfolge für den Zieleinlauf zu korrigieren wäre. Und sein Ausspruch "Let Michael pass for the championship" ging prompt in die Geschichte ein, weil Barrichello tat, wie ihm geheißen.

Titel-Bild zur News: Schumacher und Barrichello

... und Michael Schumacher fuhr vorbei: Rubens Barrichello ließ ihn überholen

Der bis dahin souverän führende Barrichello ging vor dem Überqueren der Linie vom Gas und ließ Michael Schumacher passieren, der seinerseits den Sieg abstaubte. Die Entrüstung war groß - auf den Zuschauerrängen, im Fahrerlager und vor allem bei Barrichello. Selbst zehn Jahre nach diesen Geschehnissen beschäftigt den mittlerweile 39-Jährigen noch immer, was damals vor sich ging.

Mit diesem einen Satz von Ferrari-Teamchef Todt, dem jetzigen Präsidenten des Automobil-Weltverbands (FIA), war es nämlich offenbar nicht getan. "Es war ein acht Runden langer Krieg", sagt Barrichello nun gegenüber 'Globo' und schildert erstmals, was damals noch zusätzlich über den Äther ging. Der Brasilianer war dabei wohl nicht - wie sonst - die Ruhe in Person, sondern richtig wütend.

"Es passiert wirklich selten, dass ich aus der Fassung gerate, aber da schrie ich in den Funk", gesteht Barrichello rückblickend und merkt an: "Ich machte weiter bis zum Schluss und sagte ihnen, dass ich ihn (Schumacher; Anm. d. Red.) nicht vorbeilassen würde. Das war dann der Zeitpunkt, an dem sie etwas von weitaus größerer Tragweite ins Gespräch brachten. Es ging dabei nicht um den Vertrag."

Was ihm genau vom Kommandostand ins Ohr geflüstert wurde, lässt Barrichello offen. Nur eine kleine Andeutung kommt über die Lippen des aktuellen IndyCar-Fahrers (Rubens Barrichello in der Formel-1-Datenbank!): "Was sie mir sagten, kann ich nicht wiedergeben. Es handelte sich aber um eine Art Drohung, die mich dazu veranlasste, mein Leben neu zu überdenken", meint Barrichello. "Für mich war das Fahren nämlich die große Freude schlechthin."