• 01.08.2010 23:09

  • von Dieter Rencken

Barrichello: "Froh, hier noch stehen zu dürfen"

Für Rubens Barrichello hat der jahrelange Ex-Teamkollege Schumacher eindeutig eine Grenze überschritten - "Kein Haar passte mehr dazwischen"

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Was ist passiert, als du dich nach dem Rennen mit den Rennstewards gesehen hast?"
Rubens Barrichello: "Ich bin einfach hingegangen. Dort sah ich auch das erste Mal die TV-Bilder. Da kann man sehen, wie sein Helm zu mir gedreht ist. Er starrte mir genau auf die Räder, daher war er an der Stelle nicht mehr in der Position, sich die Linie aussuchen zu dürfen. Er entschied sich dann für meine Seite. Ich hatte mich darüber schon zwei Runden zuvor beschwert, dass er seine Linien zu spät auswählt. Und wenn man so was macht, dann berühren sich die Leute und landen in der Wand."

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher, Rubens Barrichello

Michael Schumacher gegen Rubens Barrichello - das Duell des Rennens

"Er hatte einen Fehler in der letzten Kurve gemacht und kam wesentlich langsamer aus ihr raus, er wusste also, dass ich da war. Wäre ich er gewesen, wäre ich sofort nach rechts gegangen und hätte mich nach außen gezwungen. Er hat sich aber nach meinen Rädern ausgerichtet und das war die falsche Art und Weise. Er hat es sogar noch da getan, als ich schon neben ihm war."#w1#

"Zum Glück hat die Mauer aufgehört, ich war nur noch Millimeter von ihr entfernt. Ich habe den Stewards erklärt, dass wir hier zu den erfahrensten Kerlen überhaupt zählen und wenn Michael so was macht, heißt das, dass auch irgendwelche jungen Kids das machen können. Und das ist meiner Meinung nach absolut falsch. Ich hätte niemals zurückgesteckt und hatte viel Spaß, aber in meinen Augen war das absolut unnötig."

Barrichello: Mit Schumacher zu reden lohnt sich nicht

Frage: "Hast du mit ihm gesprochen?"
Barrichello: "Nein, das werde ich auch nicht tun. Das würde nichts bringen. Man kennt Michael ja: Man redet mit ihm und er wird immer das Gefühl haben, im Recht zu stehen. Ich bin nur ein einzelner Kerl, hier geht es um Gerechtigkeit, weil er vor drei Jahren aufgehört hat und sich seitdem nicht verändert hat. Er ist immer noch der gleiche Kerl wie früher."

"Man kennt Michael ja: Man redet mit ihm und er wird immer das Gefühl haben, im Recht zu stehen." Rubens Barrichello

Frage: "Glaubst du, er hat es mit Absicht gemacht?"
Barrichello: "Weil ich es war? Keine Ahnung."

Frage: "Nein, um dich einzuschüchtern."
Barrichello: "Nur um mich einzuschüchtern wäre das etwas überheblich. Ich war von den Bildern geschockt, wie er auf meine Räder geschaut hat, als ich näher kam. Das wusste ich nicht, bevor ich bei den Stewards war. Er beobachtet mich, wie ich komme, komme, komme und das ist falsch. Unter uns Fahrern sagen wir immer dass man sich immer für eine Linie entscheiden muss, sonst knallt man ineinander."

"Für ihn war es wesentlich gefährlicher

Frage: "Was war in so einer Situation gefährlicher: Die Wand zu treffen oder dass sich die Räder verhaken?"
Barrichello: "Wenn wir uns da berührt hätten, dann wäre er wohl über mich drüber gesegelt und kopfüber in der Mauer gelandet. Insofern war es wohl gefährlicher für ihn, als für mich. Ich hätte nicht groß nach rechts fahren können, weil die Mauer da war. Wenn man ein Foto von dieser Szene nimmt, passt da kein Haar mehr zwischen mich und die Wand. Das ist unglaublich. Man kann sehen, wie ich zurückweichen musste, um nicht aufs Gras zu fahren. Ich kann von Glück sagen, noch hier stehen und darüber reden zu dürfen."

"Wenn wir uns da berührt hätten, dann wäre er wohl über mich drüber gesegelt und kopfüber in der Mauer gelandet." Rubens Barrichello

Frage: "Wie schnell warst du zu dem Zeitpunkt?"
Barrichello: "Keine Ahnung, ich hatte keine Zeit, um auf den Tacho zu schauen."

Frage: "War es das schlimmste Verteidigungsmanöber, das du je gesehen hast?"
Barrichello: "Das würde ich schon sagen. Ich würde sagen, es ist wohl eines der Allerschlimmsten, weil man es nicht erwarten würde, dass jemand nach so vielen Rennen Erfahrung so etwas tut. So was erwartet man man von jemanden, der zehn Rennen auf dem Buckel hat, oder so. Er war aber schon bei vielen Dingen ausgesprochen grob. Er schleppt etwas aus der Vergangenheit mit sich, was heute absolut unnötig ist. Ich denke, es war für uns beide eine haarige Situation."

Barrichello hätte heute in Österreich 2002 nicht mehr nachgegeben

Frage: "Hast du zurückgesteckt, als du die Wand gesehen hast?"
Barrichello: "Hätte ich zurückgesteckt, hätten wir uns verhakt. Man kann sehen, dass als ich meine Linie wählte, war er noch mitten auf der Strecke. Er kann also viel erzählen, von wegen ich hätte nach außen gehen sollen. Von der TV-Kamera kann man ganz klar ablesen, dass ich nach rechts gehe und er sich gerade mitten auf der Strecke befindet. Ich konnte es mir also aussuchen, wo ich reinfahre. Natürlich war aus meiner Warte ein Überholmanöver innen herum aussichtsreicher und so entschied ich mich für die Innenseite. Er zog weiter rein und das ist die Schande."

"Hätte ich zurückgesteckt, hätten wir uns verhakt." Rubens Barrichello

Frage: "Wieviel Befriedigung hat dir das Manöver verschafft, nach allem, was du mit Michael bei Ferrari erlebt hast?"
Barrichello: "Wie ein Sieg. Ich habe heute meinen brasilianischen Freunden verraten, dass ich 2002 durch äußere Umstände etwas getan habe, was ich im Nachhinein nicht mehr getan hätte, weil es nicht fair war. Ich hätte heute um nichts auf der Welt zurückgesteckt. Ich bin aber nicht auf Rachefeldzüge aus, ich bleibe mit beiden Beinen auf dem Boden. Ich bin nur ein einfacher Kerl, der den Rennsport liebt, aber das, was heute passiert ist, war einfach zu viel des Guten."

Frage: "Für jemanden, der einmal nahe an der Perfektion war, verliert er sehr viel, stimmst du zu?"
Barrichello: "Ich weiß es nicht, ich habe schon jetzt zu viel gesagt."

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