Silberpfeile dominieren, Räikkönen im Reifenstapel

Ein schwerer Unfall von Kimi Räikkönen überschattete das dritte Freie Training, in dem wieder einmal McLaren-Mercedes den Ton angab

(Motorsport-Total.com) - Der 5,793 Kilometer lange Kurs im Autodromo Nazionale di Monza ist der schnellste und somit möglicherweise auch gefährlichste der Formel 1 - und das wurde Kimi Räikkönen heute Morgen im dritten Freien Training auf unliebsame Art und Weise in Erinnerung gerufen: Der Ferrari-Pilot erlitt nämlich einen schweren Unfall.

Titel-Bild zur News: Kimi Räikkönen

Das Wrack von Kimi Räikkönen nach dem Unfall in der Ascari-Schikane

Erst nach gut 20 Minuten ging Räikkönen erstmals auf die Strecke, doch gleich auf seiner zweiten fliegenden Runde trat an seinem Boliden ein noch nicht geklärter technischer Defekt auf, durch den der Ferrari F2007 bei etwa 300 km/h blitzartig nach rechts in die Betonmauer abbog, an dieser entlangschlitterte und dann frontal in die dicken Reifenstapel am Eingang der Ascari-Schikane einschlug.#w1#

Räikkönens Defekt noch ungeklärt

Auf den ersten Blick sah es nach einem Radaufhängungsbruch links hinten aus, wahrscheinlicher ist aber ein Bremsdefekt, weil das linke Hinterrad des "Iceman" eine verdächtige Gummispur auf dem Asphalt hinterließ. Zumindest ist Räikkönen bei dem schweren Crash nichts passiert, sein Auto ist aber schwer beschädigt uns muss vor dem Qualifying repariert werden. Und auch die Session musste natürlich unterbrochen werden.

Die 21 Minuten, die die Streckenposten benötigten, ehe die Strecke wieder freigegeben werden konnte, sorgten für hektische 15 Minuten am Ende, in denen die Teams verzweifelt versuchten, ihre Programme noch zu komplettieren. Die Topfahrer gingen für jeweils zwei Runs raus, wobei der Schnellste von gestern, Fernando Alonso (McLaren-Mercedes/10 Runden), am Ende in 1:22.054 Minuten seine Nase vorne hatte.

Damit war er um 0,146 Sekunden schneller als sein Teamkollege Lewis Hamilton (11 Runden), mit dem er beim Rausfahren nach dem Abbruch in der Curva Grande aufgrund eines Missverständnisses beinahe kollidiert wäre. Überhaupt scheinen sich die Silberpfeile heute nur selbst schlagen zu können, denn Felipe Massa (Ferrari/+ 0,561/11 Runden) hatte trotz zweier sauberer Runden am Ende keine Chance, Alonso und Hamilton ernsthaft anzugreifen.

BMW Sauber F1 Team im Aufwind

Ein erstes Lebenszeichen an diesem Wochenende gab auch Nick Heidfeld (BMW Sauber F1 Team/+ 0,801/15 Runden) als Vierter von sich. Der Deutsche war damit um 0,432 Sekunden schneller als sein Stallgefährte Robert Kubica (5./14 Runden), was jedoch in erster Linie daran lag, dass der Pole auf seiner schnellsten Runde von langsameren Fahrzeugen aufgehalten wurde. Ermutigend: Mit 348 km/h war das BMW Sauber F1 Team vor der ersten Kurve wieder am schnellsten.

Fernando Alonso

Fernando Alonso fuhr heute Morgen wie schon am Freitag Bestzeit Zoom

Als viertbestes Team etablierte sich etwas überraschend Williams-Toyota, denn auch wenn sich Nico Rosberg (6./+ 1,400/13 Runden) mit seinem letzten Reifensatz trotz guter Zwischenzeiten nicht mehr steigern konnte, landete diesmal auch Alexander Wurz (7./+ 1,542/15 Runden) überraschend weit vorne. Jarno Trulli (Toyota/+ 1,618/16 Runden), Heikki Kovalainen (Renault/+ 1,618/12 Runden) und Mark Webber (Red-Bull-Renault/+ 1,654/13 Runden) rundeten die Top 10 ab.

Für Schumacher läuft es einfach nicht

Das vordere Dutzend machten die beiden Honda-Werksfahrer voll, während Ralf Schumacher (13 Runden) wieder keinen Rhythmus fand: Der Toyota-Pilot absolvierte 13 Runden, drehte sich einmal nach einem Kontakt mit den gegenüber gestern verlängerten Speed-Bumps in der Variante della Roggia und landete schlussendlich mit 2,113 Sekunden Rückstand auf dem 18. Platz. Schwacher Trost: Zwischen dem Sechsten und dem 19. lag nur eine Dreiviertelsekunde.

Erfreulich aus deutscher Sicht: Sebastian Vettel (Toro-Rosso-Ferrari/+ 1,799/14 Runden) schob sich zwischenzeitlich sogar auf den sechsten Platz nach vorne, wurde nach Ablauf der 60 Minuten als 13. gewertet und war damit klar schneller als sein Teamkollege Vitantonio Liuzzi (19./+ 2,154/15 Runden). Dafür lief es für Adrian Sutil (Spyker-Ferrari/+ 2,889/18 Runden) weniger gut: Der 'Motorsport-Total.com'-Kolumnist wurde 22. und Letzter.

Ins Qualifying am Nachmittag gehen damit Alonso und Hamilton als klare Favoriten, wobei man sich bei Ferrari nie sicher sein kann, ob sie schon alle Karten aufgedeckt haben. Fest steht, dass der Unfall von Räikkönen den Roten sicher keine Hilfe war, weil sie nun viel Arbeit vor sich haben und das Mittagessen wohl streichen müssen. Nur Außenseiterchancen auf die ersten zwei Reihen hat das BMW Sauber F1 Team mit Heidfeld und Kubica.