• 31.01.2008 17:03

Alonso: "In erster Linie bin ich Rennfahrer"

Fernando Alonso im Interview über seine erste Saison nach der Rückkehr zu Renault, seine Ziele und seinen neuen Teamkollegen

(Motorsport-Total.com) - Vor einem Jahr überraschte Fernando Alonso bei der McLaren-Mercedes-Präsentation in Valencia mit einem militärischen Kurzhaarschnitt, der seiner Freundin, einer Rocksängerin, nicht gefallen haben dürfte. Beim heutigen Renault-Launch in Paris trat er aber wieder mit dem von früher gewohnten Wuschelkopf auf - und auch mit allerbester Laune.

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Der "verlorene Sohn" ist wieder zu Hause: Fernando Alonso bei Renault

Frage: "Fernando, wie fühlt es sich an, wieder Renault-Fahrer zu sein?"
Fernando Alonso: "Ich bin glücklich, wieder hier zu sein. Für mich war das einfach, denn ich kannte das Team schon. Es war auch einfach, mit dem Testteam zu arbeiten - und als ich an meinem ersten Tag in der Fabrik war, um mir meinen Sitz machen zu lassen, war es so, als wäre ich nie weg gewesen. Es war wie Ende 2006."#w1#

Rückkehr in die sportliche Heimat

Frage: "Wie war dein Gefühl, als du im Januar mit dem Renault-Team wieder getestet hast?"
Alonso: "Ich kenne die Arbeitsmethoden und weiß, wie Renault Rennsport betreibt betreibt. Wir konnten sofort mit dem Arbeiten beginnen und ich fühlte mich bei den Ingenieuren und Mechanikern sofort zu Hause. Man hat mich fantastisch begrüßt und ich habe viele Menschen gesehen, die ich noch von früher kannte. Ich bin glücklich, wieder bei Renault zu sein, und ich denke auch, ich bin vor dieser Saison ein wenig entspannter."

Frage: "Was hältst du vom R27? Du bist ihn bei deiner Rückkehr gefahren..."
Alonso: "Schwer zu sagen. Ich bin ihn nur zwei Tage gefahren und ich musste mich gleichzeitig daran gewöhnen, ohne die Fahrhilfen unterwegs zu sein. Das hat es schwierig gemacht, eine klare Meinung zu bekommen. Aber ich habe nicht lange gebraucht, um mich mit dem Auto anzufreunden, es hat auch auf die Änderungen gut reagiert. Nach einem Winter ohne zu fahren war das sehr nützlich. Wir haben aber nicht das Letzte herausgekitzelt, das war nicht unser Ziel. Unsere Arbeit hat sich bereits auf den R28 konzentriert."

"Ich habe nicht lange gebraucht, um mich mit dem Auto anzufreunden." Fernando Alonso

Frage: "Du hast das neue Auto vergangene Woche in Valencia getestet. Wie ist es gelaufen?"
Alonso: "Der erste Testtag mit einem neuen Auto ist immer aufregend. Wie immer war es der erste Job, sicherzustellen, dass alles funktioniert, die Sicherheitssysteme und die Onboardkontrollen zum Beispiel. Wir haben auch viel Kalibrierungs- und Messarbeit geleistet. Mein erstes Gefühl im Auto war gut. Ich denke, wir haben beim ersten Test einige gute Fortschritte erzielt und interessante Daten gesammelt. Wir haben viele Runs zurückgelegt, die immer länger wurden, um die Zuverlässigkeit des Autos zu überprüfen. Das war ermutigend."

Frage: "Wie groß ist die Entwicklungslast zu dieser Zeit des Jahres?"
Alonso: "Zu dieser Zeit des Jahres gibt es immer viel zu tun, aber wir machen gute Fortschritte. Das Team arbeitet unglaublich hart, produziert in der Fabrik neue Teile, während wir an der Strecke unsere Testtage maximieren. Wir versuchen, aus jeder einzelnen Runde das Beste herauszuholen, um voranzukommen. Die Wintertests sind extrem wichtig, daher wollen wir sie bestmöglich ausschöpfen."

Frage: "Glaubst du, dass sich durch die neuen Regeln etwas ändern wird?"
Alonso: "Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es sich auswirken wird. Die Teams bereiten sich schon seit langer Zeit auf die Änderungen vor, wir selbst sind in einer guten Position. Der Arbeitsaufwand ist aber enorm. Die Fahrer verwenden die Wintertests, um ihre Referenzpunkte und den Fahrstil anzupassen, aber bis Melbourne werden alle bereit sein. Nach zwei oder drei Rennen haben wahrscheinlich alle vergessen, wie es war, mit Fahrhilfen zu fahren - und die Autos werden auch wunderbar funktionieren."

Ferrari in der Favoritenrolle

Frage: "Welches Team gilt es dieses Jahr zu schlagen?"
Alonso: "Zu dieser Zeit des Jahres ist es schwierig, irgendwelche Prognosen aufzustellen. Wenn man aber ans Vorjahr denkt und an die ersten Tests 2008, dann denke ich, dass Ferrari am Saisonbeginn am schnellsten unterwegs sein wird."

Frage: "Viele sehen euch als heißen Außenseiter..."
Alonso: "Wir werden sehen. Derzeit ist die Weltmeisterschaft offen, denn keiner weiß etwas. Jeder redet von Ferrari und McLaren - das ist gut für uns! Denn solange man nur über sie spricht, können wir ein wenig entspannter arbeiten. Wir haben mit dem neuen Auto bereits getestet und im Februar müssen wir nun Performance finden. Nun sehen wir auch, dass mit dem Design oder einzelnen Teilen nichts falsch ist. Die Performance wird kommen - und hoffentlich wird es genug sein, um die Topteams bekämpfen zu können."

"Jeder redet von Ferrari und McLaren - das ist gut für uns!" Fernando Alonso

Frage: "Wie gehst du an die Saison 2008 heran?"
Alonso: "Einige Leute sagen, dass ich nach dem Jahr 2007 eine Rechnung offen habe, aber so sehe ich das nicht. Ich bereite mich auf diese Saison genauso vor wie immer, indem ich mich auf meinen Job konzentriere. Unsere Arbeit im Winter diktiert, ob wir beim ersten Rennen der Saison konkurrenzfähig sind - nur das zählt im Moment. Sobald die Rennen einmal laufen, werde ich versuchen, das Maximum aus dem Auto herauszuholen und es mit den Ingenieuren zu verbessern. Das war schon immer meine Herangehensweise, daran werde ich nichts ändern."

Frage: "Mit Nelson Piquet Jr. hast du einen neuen Teamkollegen. Wie ist euer Verhältnis zueinander?"
Alonso: "Ich habe ihn nicht gekannt, bevor ich ins Team zurückgekommen bin. Wir kommen gut miteinander aus, weil wir die gleichen Ziele haben: mit dem Team zu arbeiten, um das Beste aus dem Auto herauszuholen, es weiterzuentwickeln und dem Team dabei zu helfen, wieder konkurrenzfähig zu werden."

Frage: "Was sind deine Saisonziele?"
Alonso: "Das ganze Team ist entschlossen, wieder an die Spitze zu kommen, sie geben alles - und das motiviert mich sehr. In erster Linie bin ich Rennfahrer, daher will ich natürlich gewinnen. Ich werde mein Bestes geben, damit das gelingen kann, und ich weiß, was von mir erwartet wird."