• 12.05.2016 13:25

  • von Roman Wittemeier

Abreißvisiere: Verbot tritt erst in Monaco in Kraft

Weil die Helmhersteller immer noch nach praktikablen Ersatzlösungen suchen, dürfen die Abreißvisiere auch am Rennwochenende in Barcelona noch fliegen

(Motorsport-Total.com) - In der Formel 1 wird in der aktuellen Saison 2016 intensiv über einen zukünftigen Cockpitschutz diskutiert. Die Entscheidung, ob man das sogenannte "Halo"-System einführen wird, oder aber auf die von Red Bull getestete Variante mit einer Windschutzscheibe setzt, soll in den kommenden Wochen fallen. Die Debatte über die beiden Systeme stellt eine weitere Neuerung in den Schatten, die seit Saisonbeginn im Regelwerk verankert ist, aber bislang nicht umgesetzt wird.

Titel-Bild zur News: Felipe Nasr

Beispiel am Helm von Felipe Nasr: An den Schlaufen können die Folien gelöst werden Zoom

In Artikel 3.1.2 den Sportlichen Reglements der Formel 1 ist festgehalten, dass ab sofort keine Abreißvisiere mehr verwendet werden dürfen. Die Piloten nutzen seit vielen Jahren mehrere Folien über dem eigentlichen Helmvisier. Diese Kunststofffolien werden bei Verschmutzung abgerissen und weggeworfen. Das Problem: Die fliegenden Folien können Luft-, Brems- und Kühlkanäle blockieren und somit erhebliche technische Schäden verursachen. Genau dies war der Auslöser für ein Verbot.

Die Formel-1-Piloten sollen jedoch nicht im Blindflug über die Strecken jagen. Weil die Helmhersteller zum Saisonstart keine Ersatzlösung parat hatten, wurde die Frist bis zum Grand Prix von Spanien 2016 verlängert. An diesem Wochenende fährt die Szene in Barcelona - aber eine Lösung lässt immer noch auf sich warten. Deshalb soll das Verbot der Abreißvisiere erst ab dem Grand Prix von Monaco greifen.

Kommt eine Mülltüte ins Formel-1-Auto?

Beim japanischen Helmhersteller Arai wollte man ursprünglich eine Lösung aus dem Motocross adaptieren. "Da haben wir eine Art Film, der sich über das Visier verschiebt, mit zwei kleinen Spulen an der Seite. Man kann das mit einer Fotozelle verbinden: Wenn der Fahrer mit der Hand darüber wischt, dann zieht nach einem Signal des Bewegungsmelders das System den Film eine Visierbreite weiter", erklärt Arai-Formel-1-Manager Peter Bürger im Gespräch mit 'speedweek.com'.

Die Lösung war jedoch in der Formel 1 nicht praktikabel. Der starke Fahrtwind drückte unter die Folien und hob diese an, die Sicht war somit verzerrt und undeutlich. Zudem gab es bei ersten Versuchen noch andere Hindernisse. "Die beiden Spulen an der Seite sind zudem eine aerodynamische Katastrophe. Auch die Sicherheit ist kompromittiert", erklärt Bürger. Generell gilt: Nicht Abreißvisiere an sich sind verboten, wohl aber das Wegwerfen während der Fahrt auf der Strecke.

"Es gibt noch keine Lösung. Es war auch schon Thema in der Fahrerbesprechung, wie man denn bitteschön ein ganzes Rennen mit nur einem Visier überstehen soll. Das geht nicht", sagt Force-India-Pilot Sergio Perez. "Eigentlich braucht man in den ersten drei Runden eines Rennens schon drei Stück davon. Ich weiß nicht, wie man es lösen wird. Vielleicht bauen wir tatsächlich einen Mülleimer ins Cockpit." Ein Scherz? Nein.


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"Wir denken jetzt eher darüber nach, wie man die verbrauchten Visiere im Auto unterbringen kann", sagt peter Bürger. "Denkbar ist etwa, an der Innenseite des Cockpits ganz einfach ein doppelseitiges Klebeband anzubringen, und der Fahrer pappt die abgerissene Folie daran fest. Bei einem Boxenstopp kann ein Mechaniker die Folie dann herausfischen. Eine andere Möglichkeit ist eine Art Tasche, in die alte Folien gestopft werden können", sagt der Arai-Manager. Mit der Einführung der Windschutzscheibe hätte sich die Problematik von selbst erledigt.