• 18.10.2009 04:17

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

14. Startplatz: Nicht nur Williams dagegen

Nicht nur Frank Williams ist gegen eine Startplatzgarantie für ein 14. Team (Qadbak/BMW) - Fahrerlager würde aus allen Nähten platzen

(Motorsport-Total.com) - Das größte Problem des BMW Sauber F1 Teams ist derzeit, dass der Verkauf an den geheimnisumwitterten neuen Eigentümer Qadbak erst dann offiziell vollzogen wird, wenn dem Rennstall eine Startplatzgarantie für 2010 vorliegt. Laut Aussage aus Hinwil legt sich gegen die rettende Ausnahmeregelung für einen 14. Startplatz derzeit nur Frank Williams quer.

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Frank Williams steht mit seinem Veto gegen 14 Teams nicht alleine da

Aber: "Mindestens ein halbes Dutzend Teamchefs hat zu uns gesagt: 'Sehr gut, Frank, du sagst genau das, was wir denken!' Es stimmt auch nicht, dass wir das einzige Team sind, das dagegen ist", behauptet Williams-Teilhaber Patrick Head. Geschäftsführer Adam Parr spricht gegenüber 'Motorsport-Total.com' sogar von fünf Teams, die "absolut dagegen" sind, und weiteren Teams, die zumindest nicht in Begeisterungsstürme verfallen.#w1#

Auch Red Bull äußert Bedenken

Zu den Qadbak-Skeptikern zählt unter anderem Christian Horner: "Wir bevorzugen 13 Teams. Wir hoffen auf eine Lösung, die es ermöglicht, dass Sauber weiterhin dabei sein kann, aber wir bevorzugen definitiv 13 Teams", meint der Red-Bull-Teamchef und argumentiert ähnlich wie Williams: "Es wäre sehr schade, Sauber aus dem Grand-Prix-Sport verschwinden zu sehen. Uns interessiert aber, ob es wirklich Sauber ist oder etwas komplett Neues."

"Aber es gibt auch praktische Überlegungen, die man in Betracht ziehen muss", führt der Brite aus. In São Paulo würden 14 Teams etwa zu akutem Platzmangel führen: "Hier wäre es im Fahrerlager zum Beispiel mit 13 Teams schon ziemlich eng. Oder 28 Autos im Qualifying in Monaco, dazu noch die ganze Logistik - da wirft ein 14. Team schon einige Probleme auf. 13 Teams sind auch schon am Limit, aber darauf haben wir uns halt geeinigt."

"13 Teams sind auch schon am Limit, aber darauf haben wir uns halt geeinigt." Christian Horner

Head nickt zustimmend: "Derzeit haben wir zehn Teams in der Boxengasse und es ist schon ziemlich voll, wenn ich mich hier so umschaue. Ich habe außerdem gehört, dass einige der neuen Teams gebeten wurden, zum Beispiel in Australien ihre Zelte auf einer Wiese aufzuschlagen statt im normalen Paddockbereich. Laut altem Concorde waren noch zwölf Teams das Maximum. Jetzt haben wir für 13 unterschrieben. Das ist das Limit."

Lösungen für diese Probleme bietet derzeit offenbar niemand an: "Ich habe noch keine Anstrengungen gesehen, um Platz für 14 Teams und 28 Autos zu schaffen. Niemand hat darüber je gesprochen - weder die FIA, noch irgendjemand sonst. Ich sehe keine Basis dafür", vertraut uns Heads Kollege Parr an. "Hier in Brasilien könnte man nie und nimmer 14 Teams und 28 Autos unterbringen. Das gilt auch für Monaco und einige andere Strecken."

Fünf Teams mit einem Veto?

Die Aussage von Williams, der offenbar erst mehr über Qadbak erfahren will, bevor er überhaupt darüber nachdenken will, von seinem Veto gegen ein 14. Team abzuweichen, sei "kristallklar", betont Parr: "Frank empfindet diesbezüglich sehr stark. Beim letzten FOTA-Meeting war er aber nicht der einzige Teamchef, der Bedenken geäußert hat. Er war auch nicht der einzige Teamchef, der gegen 14 Teams gestimmt hat."

"Am Freitag haben uns zwei von den bestehenden Teams gesagt, dass sie das 14. Team nicht unterstützen werden. Heute haben uns das auch zwei neue Teams bestätigt. Dazu kommt noch ein Team, das beim letzten FOTA-Meeting dagegen gestimmt hat", so der Brite. Wir gehen davon aus, dass es sich dabei um Williams, Red Bull, Toro Rosso, Lotus und US F1 handelt - plus Adrian Campos, der sein Veto aber unter Vorbehalt zurückgezogen haben soll.

"Zwei bestehende Teams haben gesagt, dass sie das 14. Team nicht unterstützen werden." Adam Parr

Dass es Williams unter anderem auch ums Geld geht, streitet man in Grove gar nicht erst ab. Aus Hinwil hört man, dass der knorrige Brite dem Mineralölhersteller Petronas erklären will, dass es eine schlechte Idee sei, in ein Team ohne Startplatz zu investieren. Offiziell sagt Parr im Namen seines Arbeitgebers: In der wirtschaftlich angespannten Situation sei es kontraproduktiv, alle Einnahmen und den Sponsorenmarkt durch 14 teilen zu müssen.

"Schon als wir zehn Teams waren, haben sich alle beschwert, weil sie zu wenig an den Einnahmen beteiligt wurden. Jetzt sollen wir plötzlich um 40 Prozent mehr Teams haben, wo wir uns endlich auf eine Verteilung geeinigt hatten. Zum Beispiel rechneten einige der neuen Teams damit, das für die Neueinsteiger reservierte Geld durch drei teilen zu müssen. Jetzt wird es schon durch vier geteilt. Wird daraus nun sogar fünf? Ich glaube, das ist nicht durchführbar", erläutert er.

Keine späte Rache an BMW

"Wenn wir nicht nein sagen, dann sind es halt andere. Ich glaube, hinter unserem Veto verstecken sich einige andere", vermutet Parr. Head macht indes klar, dass das Veto keineswegs eine späte Rache am ehemaligen Partner BMW sei, der Ende 2005 sein eigenes Team gründete: "Das ist unsere Meinung. Wir haben nichts gegen Peter Sauber oder BMW. Es ist ganz egal, wer das 14. Team ist - wir sind einfach der Meinung, dass 14 Teams nicht angemessen sind."

Red-Bull-Teamchef Horner spielt den Ball überhaupt nach Hinwil zurück und sagt nicht ohne kritischen Unterton: "Sauber hätte das Concorde-Agreement unterschreiben müssen, als sie die Gelegenheit dazu hatten, dann wäre all das jetzt kein Problem." Nur: Als Mario Theissen unterschreiben hätte können, erhielt er vom Vorstand wegen des geplanten Ausstieg kein grünes Licht. Später kam ihm Lotus zuvor, noch bevor der Qadbak-Deal abgeschlossen war.

"Sauber hätte das Concorde-Agreement unterschreiben müssen, als sie die Gelegenheit dazu hatten." Christian Horner

Doch es gibt Stimmen im Fahrerlager, die bezweifeln, ob die Unterschrift unter das Concorde-Agreement überhaupt ein Aufnahmekriterium ist. In der "kommerziellen Verfassung" der Formel 1 ist genau geregelt, unter welchen Gesichtspunkten die Auswahl der Teams zu erfolgen hat. Dabei geht es primär darum, wer in den vergangenen Jahren WM-Teilnehmer war. Davon, dass man Unterzeichnender des Concorde-Agreements sein muss, steht nirgendwo etwas.

Sollte diese Auslegung unserer Quelle stimmen, dann würde Qadbak als Nachfolgerennstall des BMW Sauber F1 Teams der zehnte Startplatz zustehen, weil das Team in den vergangenen drei Jahren an der Weltmeisterschaft teilgenommen hat und jeweils in den Top 10 der Gesamtwertung zu finden war. Nur: Man fragt sich, warum ein Maximum von 13 Teams beim Formulieren des Concorde-Agreements noch Sicherheitsgebot war, während die FIA inzwischen auch 14 Teams zustimmen würde...