100-Millionen-Dollar-Strafe ungültig?

Aufregung um das FIA-World-Council: Wegen eines Formfehlers könnten sämtliche Entscheidungen des Gremiums angefochten werden

(Motorsport-Total.com) - Im Zuge der Spionageaffäre, über die wir im Vorjahr ausführlich berichtet haben, wurde McLaren-Mercedes mit einer Geldstrafe von 100 Millionen US-Dollar belegt (nach aktuellem Kurs umgerechnet 63,7 Millionen Euro). Wie sich nun herausgestellt hat, könnte diese umstrittene Entscheidung jedoch angefochten werden.

Titel-Bild zur News: World Council der FIA

Das World Council der FIA hat die Strafe gegen McLaren-Mercedes beschlossen

Ausgesprochen wurde die Strafe bekanntlich nicht von einem ordentlichen Gericht, sondern wie in der Formel 1 üblich vom World Council der FIA. Das World Council setzt sich aus insgesamt 26 Mitgliedern zusammen. Laut FIA-Statuten muss es sich dabei um den Präsidenten und den stellvertretenden Präsidenten des Automobilweltverbandes handeln, um die sieben Vizepräsidenten sowie um 17 einfache Mitglieder.#w1#

Bis auf Max Mosley müssen die World-Council-Mitglieder allesamt eine nationale Sportbehörde (ASN) repräsentieren, die im aktuellen Jahr zumindest eine Rennveranstaltung des internationalen FIA-Sportkalenders austrägt. Die Rede ist außerdem von drei "Members by Right", für die jedoch keine Ausnahmeregelung definiert ist, was die ASN-Passage angeht. Sprich: Das World Council verstößt gegen die FIA-Statuten!

Wörtlich heißt es in den FIA-Statuten zur Zusammensetzung: "The World Motor Sport Council shall consist of a total of 26 members who, with the exception of the President of the FIA, must represent an ASN having at least one event entered on the International Sporting Calendar of the current year, of whom 21, with the exception of the President, the Deputy President and the three members by right, shall be of different nationalities."

Mitglieder sind nämlich neben Mosley und den nationalen Verbandspräsidenten unter anderem auch Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und der ehemalige Ferrari-Teamchef Jean Todt, die beide keine nationale Sportbehörde repräsentieren. Zwar hat Todt wegen seiner Befangenheit im Spionagefall um McLaren-Mercedes nicht abgestimmt, Ecclestone aber sehr wohl. Dies ist aufgrund von verschiedenen Aussagen des Briten belegbar.

Theoretisch sind damit alle Entscheidungen des World Councils seit 2002 anfechtbar, denn vor 2002 war in den FIA-Statuten der Passus mit den ASN-Repräsentanten noch nicht niedergeschrieben. Warum das nicht McLaren-Mercedes bemerkt hat, als man so drakonisch bestraft wurde? Man kann nur mutmaßen, doch möglicherweise haben sich die Silberpfeile darauf konzentriert, ihre Unschuld zu beweisen, und haben dadurch derartige Formaldetails übersehen.