Ricciardo ratlos nach plötzlichem Q1-Aus: "Fühle mich wie Lando gestern"

Daniel Ricciardo hadert nach Platz 18 im Qualifying mit fehlendem Grip, den er sich nicht erklären kann: "So etwas zu sagen, ist auch beschissen"

(Motorsport-Total.com) - In gewisser Weise kann man Parallelen zu Lewis Hamilton in China ziehen: Der Mercedes-Pilot gehörte nach dem Sprint in Schanghai noch zu den großen Helden, nur um dann wenige Stunden später im Qualifying in Q1 auszuscheiden. So ähnlich ging es am Samstag in Miami auch Daniel Ricciardo (Formel 1 2024 live im Ticker).

Titel-Bild zur News: Daniel Ricciardo (Racing Bulls) beim Formel-1-Rennen in Miami 2024

Für Daniel Ricciardo ging es nach dem Sprint steil bergab Zoom

Nach dem Sprint dachte man noch, dass der Australier seine große Wiederauferstehung feiern würde, schließlich hatte er mit dem Racing-Bulls-Boliden gerade einen sensationellen vierten Platz eingefahren und dabei einen Ferrari bis ins Ziel in Schach gehalten.

Spulen wir ein paar Stunden weiter, und schon ist die Herrlichkeit wieder verpufft. Platz 18 hieß es für ihn nach Q1, und weil er noch eine Gridstrafe aus China mit sich herumschleppt, startet der RB-Pilot am Sonntag als Letzter.

"Wir standen heute in der zweiten Startreihe und morgen stehen wir in der letzten", hadert er. "Und ich weiß nicht wieso."

Denn nur einen Tag nach seinem vierten Platz im Sprint-Qualifying lief für Ricciardo überhaupt nichts mehr zusammen. Das Problem: "Ich hatte überhaupt keinen Grip, als ich die Runde begonnen habe. Ich habe mich wie Lando [Norris] gestern in SQ3 gefühlt."

Der Brite hatte am Vortag mit dem McLaren die ersten beiden Abschnitte des Sprint-Qualifyings souverän für sich entschieden, doch auf dem Soft-Reifen ging für ihn in SQ3 gar nichts mehr und er wurde nur Neunter.

"So etwas zu sagen, ist beschissen"

"Ich weiß nicht, was er hinterher gesagt hat, aber ich habe seine Runde gesehen, und er ist auf Softs eine Sekunde langsamer gefahren. Man konnte sehen, dass er schon in Kurve 1 ziemlich gerutscht ist", so Ricciardo. "Das war einfach chaotisch."

"Und genauso habe ich mich gefühlt", vergleicht er. Denn auf seinem zweiten Reifensatz habe er nicht das bekommen, was man normalerweise von einem frischen Satz Soft erhält. "Wir haben noch keine Antwort dafür, und ich weiß nicht, ob Lando gestern eine Antwort hatte. Aber ich fühle seinen Schmerz."

Erklären kann sich Ricciardo das Phänomen nicht. "Es ist nicht so, dass wir etwas am Auto geändert hätten und irgendetwas anders gemacht hätten", hadert er. Auf dem ersten Reifensatz habe es noch funktioniert, und mit Platz 15 nach dem ersten Q1-Run wäre er auch noch in die nächste Runde gekommen. "Aber ich weiß nicht, was mit dem anderen Satz war."

"So etwas zu sagen, ist auch beschissen, weil keine Fakten dahinter stehen", weiß der RB-Pilot. "Du fühlst es einfach, wenn du nicht das bekommst, was du möchtest. Und genau darin liegt der Frust."

"Ich bin sauer, weil es nichts ist, was wir versaut haben. Es war einfach eine unglückliche Session."

Erst Euphorie, dann Frust

Für Ricciardo war das Qualifying ein Rückschlag nach einem echten Erfolgserlebnis. Mit dem vierten Platz im Sprint konnte der Australier endlich seine ersten Saisonpunkte holen und dabei ein starkes Ergebnis anschreiben. Das hatte er nach dem durchwachsenen Saisonstart und kritischen Stimmen gebraucht.

"Es war natürlich schön, vorne zu kämpfen, und ein schnelleres Auto hinter sich zu halten, fühlte sich an wie ein Statement", sagt er. "Es ist schön, dass ich noch diesen Hund in mir trage. Viele Leute reden eine Menge Mist, und da ist es schön, ihnen den Mittelfinger zeigen zu können."

Endlich lief es für Ricciardo, der schon in Suzuka und Schanghai gute Anzeichen hatte, aber durch zwei Kollisionen kein Ergebnis heimbringen konnte. Nach dem Sprint in Miami hatte er nun das Gefühl, dass er endlich wieder positive Schlagzeilen schreiben kann. "Und dann sitzen wir vier Stunden später hier und ich starte morgen als Letzter", seufzt er.

Marko: "Weiß nicht, was man davon halten soll"

Das beäugt auch Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko kritisch: "Also ich weiß auch nicht genau, was man davon halten soll", sagt er bei Sky. "Das Rennen von Ricciardo war toll", so der Österreicher, "aber es muss konstant sein, sonst hilft das alles nichts."

Seinem Team hatte Ricciardo nach dem Sprint noch gesagt, sie sollen es für 30 Minuten genießen und sicherstellen, dass sie den Erfolg nicht vergessen. "Natürlich habe ich dieses Qualifying nicht erwartet, aber man weiß ja nie. Es ist ein interessanter Sport", meint er. "Und es kann sich sehr schnell drehen."

¿pbfsgal_24f1miam4|F1: Grand Prix von Miami 2024 - Samstag|https://www.motorsport-total.com/bilder/2024/240505/1714861209.jpgpb¿"Ich bin froh, dass wir ein wenig davon am Morgen aufgesaugt haben und den Moment genossen haben."

Natürlich weiß Ricciardo auch, dass das Qualifying am Samstag der wichtigere Teil im Vergleich zum Sprint ist und dass das Ergebnis vermutlich den Rest des Wochenendes diktieren wird. "Aber ich denke nicht, dass es unser Wochenende widerspiegelt", sagt er. "Ich denke, es war trotzdem positiv."

Tsunoda rettet Teamergebnis mit Top 10

Und dass es aus Teamsicht auch besser laufen kann, hatte Yuki Tsunoda gezeigt, der seinen VCARB 01 in Q3 bringen konnte. Damit ist die Gefühlswelt unter den Teamkollegen eine komplett andere als am Tag zuvor, wo der Japaner als 15. und Letzter in Q2 hängengeblieben war.

"Gestern hatte ich enorme Probleme, aber jetzt konnte ich alles zusammenbringen und in Q3 kommen, von daher bin ich sehr zufrieden mit meiner Performance", sagt Tsunoda. Seine Runde in Q3 sei allerdings keine, auf die er besonders stolz ist, weil er unter den Top 10 die langsamte Zeit fuhr, "aber in Q3 zu kommen, ist für morgen trotzdem eine gute Position".


Tsunoda hatte seinen Teamkollegen Ricciardo in den ersten Saisonrennen im Griff, erlebte zuletzt in China aber ein fürchterliches Wochenende. Jetzt scheint der Japaner hingegen wieder in die Spur zu finden: "Schon im Training habe ich mich zuversichtlich gefühlt", beschreibt er.

"Ich weiß immer noch nicht, was in China los war, weil ich so, so, so weit weg war", so Tsunoda. "Das gestrige Qualifying war hingegen eher mein Problem, weil ich es nicht zusammengebracht habe. Trotzdem war die Pace vom Training an da."

Im Sprint konnte Tsunoda dann immerhin noch einen Punkt abstauben und sich anschließend im Qualifying in eine Position bringen, in der auch Punkte im Rennen möglich scheinen. "Die Pace ist auf jeden Fall da", betont er. "Und was wir im Sprintrennen heute gesehen haben, war vielversprechend."

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