Mercedes glaubt, Lösung für sein größtes Problem gefunden zu haben

Die Schwächen ausmerzen, ohne sich der Stärken zu berauben: Dieses Ziel verfolgt Mercedes mit senien nächsten Updates und sieht sich auf dem richtigen Weg

(Motorsport-Total.com) - Die Warnung von Mercedes-Teamchef Toto Wolff in dieser Woche, dass es noch einige Rennen dauern wird, bis die Upgrades seines Formel-1-Teams Früchte tragen, kann man auf zwei verschiedene Arten betrachten.

Titel-Bild zur News: George Russell, Lewis Hamilton

Mercedes kämpft mit dem W15 weiterhin um den Anschluss Zoom

Man könnte es als deprimierenden Moment für die Fahrer Lewis Hamilton und George Russell interpretieren. Denn sie werden mit einem Auto, von dem sie wissen, dass es noch nicht das bringt, was sie sich erhoffen, noch etwas länger auf der Stelle treten müssen.

Andererseits deutet Wolffs Erklärung darauf hin, dass das Team weiß, was schiefgelaufen ist und was genau getan werden muss, um das Problem in den Griff zu bekommen. Es ist also durchaus ermutigend, dass es einen Plan und einen Zeitrahmen dafür gibt.

So empfindet es auch Hamilton. "Ich würde nicht sagen, dass es deprimierend ist - es ist einfach ein Geduldsspiel", sagt er am Rande des Imola-Grand-Prix dieses Wochenende.

"Man muss mit dem auskommen, was man hat, und das Beste aus den Werkzeugen machen, die man heute, morgen und an diesem Wochenende zur Verfügung hat. Aber es ist wirklich ermutigend, dass wir in der Fabrik und im Windkanal Fortschritte sehen."

"Es kommen neue Komponenten, und das ist immer ein spannender Teil des Prozesses: viele verschiedene Dinge auszuprobieren und dann herauszufinden, was funktioniert und was nicht. Und die Tatsache, dass wir eine Marschrichtung gefunden und sie im Simulator getestet haben, lässt einen nur darauf warten, diese Teile zu bekommen."

Upgrades sollen bis Kanada fertig sein

Obwohl es keine öffentliche Bestätigung über den Zeitpunkt der Mercedes-Upgrades gibt, geht man davon aus, dass das gesamte Paket bis zum Grand Prix von Kanada im nächsten Monat fertiggestellt sein soll - wobei Teile bis Monaco vorgezogen werden könnten.

Und Hamiltons Andeutung, Mercedes habe eine "Richtung", bezieht sich vermutlich darauf, dass sich das Team darauf konzentriert, eine der Hauptschwächen des W15 zu beheben.

Zwar ist der deutsche Hersteller davon überzeugt, dass in seinem Herausforderer für 2024 viel Gutes steckt. Doch die Schwierigkeit besteht darin, auch alles herauszuholen.


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So gewann man beim Grand Prix von Saudi-Arabien den Eindruck, dass das Auto in langsamen und mittelschnellen Kurven ziemlich konkurrenzfähig war, in Highspeed-Kurven aber zu kämpfen hatte. Also lag der Fokus darauf, diese Probleme zu beheben.

Als man die Leistungsparameter des Autos so veränderte, dass es in diesem Bereich besser abschnitt, stellte man allerdings fest, dass man nun bei niedrigen Geschwindigkeiten verlor.

So sagte Teamchef Wolff nach Suzuka, wo das Auto in den Esses brilliert hatte: "Man gewinnt eine halbe Sekunde im Hochgeschwindigkeitsbereich, aber man verliert eine halbe Sekunde bei niedriger Geschwindigkeit. Die Gleichung ist also wieder auf Null."

Mercedes: Die Bettdecke ist noch zu klein

Für Mercedes bestand die Aufgabe - und der Schwerpunkt der Upgrades - folglich darin, die Schwachstellen zu beheben, ohne das Auto seiner Stärken zu berauben.

Jemand aus dem Team hat ein interessantes Gleichnis angestellt und das Problem damit verglichen, in einem kalten Raum mit einer zu kleinen Bettdecke zu schlafen. Wenn man den Körper damit warm hält, sind die Füße ungeschützt - aber wenn man die Bettdecke bewegt, um die Zehen warm zu halten, wird es an anderer Stelle frisch.

Mercedes' Aufgabe ist es, eine größere Bettdecke anzufertigen, damit alles unter die Decke passt. Und es ist mit diesem Problem nicht allein, denn damit hat jedes Team zu kämpfen.

Nicht umsonst betont Ferraris Chefingenieur Jock Clear: "Wir sind immer bestrebt, diese Lücke zu schließen, also dem Auto eine sehr konstante Balance zu geben, bei hoher und bei niedriger Geschwindigkeit, damit die Fahrer wissen, was sie bekommen werden."

"Als diese Autos vor 18 Monaten auf den Markt kamen, waren sie ein wenig durcheinander. Bei einigen Geschwindigkeiten waren sie wirklich sehr gut, bei anderen wiederum war es so, dass man dachte: 'Oh mein Gott, dieses Auto ist schrecklich'. Und wir sind alle dabei, diese Balanceverschiebung oder dieses Balancefenster zu verkleinern."


Fotos: Mercedes, F1: Grand Prix der Emilia-Romagna (Imola) 2024


Nach den vielen Fehlschlägen, die Mercedes in der aktuellen Bodeneffekt-Ära hinnehmen musste, geht das Team nicht davon aus, dass sein jüngster Upgrade-Schwerpunkt ihm garantiert die Pace liefert, die es braucht, um mit Red Bull zu konkurrieren.

Doch für den technischen Direktor James Allison ist klar, dass sich die Dinge endlich in die richtige Richtung bewegen und das Team sein Problem mit der Bettdecke überwinden kann.

"Ich denke, wir kommen allmählich ans Ziel", sagt er. "Imola ist in der Hinsicht wahrscheinlich eine der einfacheren Strecken, weil die Kurvengeschwindigkeit nicht so sehr differiert."

"Das ist ein Problem, mit dem wir alle konfrontiert sind, und ich glaube, wir haben es etwas langsamer angegangen als andere. Aber ich denke, dass man in den kommenden Rennen sehen wird, dass wir dieses Problem zunehmend in den Griff bekommen."

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