• 15.04.2017 05:29

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Fernando Alonso in Indy: Und wer bezahlt den Spaß?

Fernando Alonsos Start beim Indy 500 kostet rund vier Millionen Euro, die irgendjemand bezahlen muss - und dafür kommt eigentlich nur eine Partei in Frage ...

(Motorsport-Total.com) - Fernando Alonsos überraschende Teilnahme am Indy 500 ist einerseits eine medienwirksame Schlagzeile, andererseits aber auch ein Kostenfaktor. McLaren setzt in Zusammenarbeit mit dem Andretti-Team das insgesamt sechste Auto des amerikanischen Rennstalls ein, und Fahrzeug, Einsatzkosten und Spesen muss schließlich irgendwer bezahlen. Aber wer?

Titel-Bild zur News: Fernando Alonso

Offenbar bezahlt Honda für den Einsatz von Fernando Alonso in Indy Zoom

McLaren-Teamchef Zak Brown, direkt auf die Kostenfrage angesprochen, antwortet zwar nicht direkt - lässt aber tief blicken, wenn er sagt: "Ohne Honda würde all das nicht stattfinden." Und auf Alonsos Auto werden zum Teil die gleichen Sponsoren zu sehen sein wie in der Formel 1: "Wir haben einige Partner, die auch beim Indianapolis 500 als unser Partner auftreten werden. Aber ohne Honda wäre die Teilnahme an diesem Rennen nicht möglich gewesen."

Honda bezahlt Alonso angeblich eine Jahresgage von 30 Millionen Euro, aber bei anhaltender Erfolglosigkeit in der Formel 1 ist das nicht mehr genug, um den Superstar bei Laune zu halten. Und weil Honda intern für die McLaren-Krise verantwortlich gemacht wird, ist durchaus denkbar, dass den Japanern nahegelegt wurde: Ihr tut jetzt bitte etwas für uns, ansonsten ist Alonso weg - und wir vielleicht auch bald. Gespräche mit Mercedes hat es bekanntlich bereits gegeben.

Honda ist in der IndyCar-Serie, anders als in der Formel 1, durchaus erfolgreich engagiert. Allerdings ist die Nordamerika-Division mit der Motorsportabteilung, die in Europa mit McLaren kooperiert, überhaupt nicht vernetzt. Das war Schwierigkeit Nummer 1. Schwierigkeit Nummer 2 war, unter allen Honda-Fahrzeugen in der IndyCar-Serie ein Auto für Alonso zu finden. Bei weitem kein Selbstläufer.

"Es gab eine Phase, da hatten wir alle lange Gesichter, weil es so aussah, als wäre einfach kein Honda-Cockpit verfügbar", erklärt IndyCar-Präsident Mark Miles. "Das Equipment war entweder schon wem versprochen oder es gab keine Motoren und Autos mehr, die wir hätten verfügbar machen können. Das war ein schwarzer Tag." Aber dann kam Stefan Wilson ins Spiel, der für Alonso freiwillig auf sein Andretti-Honda-Cockpit verzichtete.

Indes kann sich Brown gut vorstellen, McLarens Aktivitäten im Motorsport stärker zu diversifizieren. Die Formel 1 wird immer das Kerngeschäft bleiben, aber darüber hinaus schweben dem Team Werkseinsätze in Indianapolis und bei den 24 Stunden von Le Mans vor. Das wäre unter Ron Dennis kaum möglich gewesen - aber dessen Zeiten an der Macht sind vorbei. Brown stellt klar: "Wir möchten in mehreren Rennserien an den Start gehen."

Und zwar "in solchen, die für unsere Marke Sinn machen, in solchen, in denen wir erfolgreich sein können, in solchen, in denen unsere Fahrer fahren wollen", erklärt er. "Ich sehe das als Beginn einer Reise, die zum Sieg des Indianapolis 500 führen soll. Wir konzentrieren uns jetzt auf dieses Projekt mit Fernando, aber ich persönlich wünsche mir, dass es nicht bei einer einmaligen Sache bleibt."