Ross Brawns Formel-1-Debüt: Bei Williams nur zweite Wahl

Ross Brawn erinnert sich an seine Anfänge in der Formel 1: Bei Williams bekam er seinen Einstiegsjob 1978 nur, weil ein anderer kein Interesse am Motorsport hatte

(Motorsport-Total.com) - Heute ist Ross Brawn einer der gefragtesten Männer in der Formel 1, der sogar Bernie Ecclestone mittelfristig beerben soll, doch als der Brite einst in der Formel 1 einstieg, war er nur zweite Wahl. Der bald 62-Jährige erinnert sich an seine Anfänge beim Williams-Team, für die er ab 1978 arbeitete. Brawn hatte gerade seine Ingenieursausbildung in Harwell abgeschlossen, als er eines Morgens die Zeitung aufschlug.

Titel-Bild zur News: Patrick Head, Ross Brawn

Ross Brawn musste lange auf einen Anruf von Patrick Head warten Zoom

"In meiner Lokalzeitung sah ich eine Anzeige für einen Mechaniker-Job", erinnert sich der Brite gegenüber 'Sky Sports F1'. Williams suchte einen Angestellten und lud Brawn zum Vorstellungsgespräch mit Teammitgründer Patrick Head ein. Doch dann musste er erst einmal warten: "Lange Zeit habe ich nichts von ihnen gehört, bevor ich endlich ein Jobangebot bekam, das ich mit Freude annahm", so Brawn.

"Als ich ankam, fragte ich Patrick, warum es so lange gedauert hat", erzählt er weiter. Die Antwort dürfte Fans aus heutiger Sicht verblüffen: "Er sagte mir, ich sei nur die zweite Wahl gewesen. Der erste kam, mochte keinen Motorsport und ging wieder." Doch das war das Glück für Brawn, der als Ingenieur anfing und sich schließlich eine große Karriere aufbaute. "Eigentlich glaube ich nicht an Schicksal, aber hier war es gut zu mir."

Mit Teamgründer Frank Williams hatte Brawn in seiner Zeit beim Team allerdings nicht viel zu tun: "Er war ein Geschäftsmann und hat außerhalb gearbeitet. Dafür stand ich Patrick ziemlich nah", erinnert er sich weiter. "Patrick war das Ingenieursgehirn hinter Williams. Ich habe in seinem Sog alles gelernt, was ich konnte."


Fotostrecke: Die Williams-Story

Patrick Head hat Brawn im Nachhinein viel zu verdanken: "Er hat sehr hohe Standards gesetzt, wofür ich dankbar war. Das hat die Standards gegeben, an denen ich mich später in meiner Karriere orientiert habe", so Brawn. "Patrick war immer engagiert und hatte feste Prinzipien. Es war eine tolle Zeit beim Team."

Brawn arbeitete sich über die Forschungs- und Entwicklungsabteilung hoch zum Aerodynamiker, bevor er 1985 zum damaligen Haas-Team wechselte. Seine weitere Karriere bei Benetton, Ferrari, Mercedes und seinem eigenen Team BrawnGP ist eine Erfolgsgeschichte, die Ihresgleichen sucht. Doch man darf sich fragen, was passiert wäre, wenn Williams' erste Wahl 1978 ein wenig mehr Interesse gezeigt hätte...