Claire Williams: Nicht leicht, aus Schatten des Vaters zu treten

Claire Williams erklärt, welche Bedeutung Nico Rosbergs WM-Titel hat und erinnert sich an die Anfänge des neuen Weltmeisters beim Rennstall ihres Vaters

(Motorsport-Total.com) - Nur wenige im Fahrerlager können es nachfühlen, in welch große Fußstapfen Weltmeister Nico Rosberg, dessen Vater Keke Rosberg 1982 den Titel holte, treten musste. Die ständigen Vergleiche mit dem Vater, die ständigen Zweifler, die infrage stellen, dass man das gleiche Format hat. Eine Person, die sich in Rosbergs Situation hineinversetzen kann, ist Claire Williams.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg, Keke Rosberg

Nico Rosberg wurde stets mit seinem Vater Keke Rosberg verglichen Zoom

Die Tochter von Teamcheflegende Frank Williams, die als seine Stellvertreterin fungiert, streut dem ehemaligen Williams-Piloten Rosberg Rosen. "Er hat diesen Titel wirklich verdient, denn um das zu Erreichen, muss man aus dem Schatten heraustreten", sagt die Britin. "Und das ist nicht einfach."

Jedes Kind einer berühmten Person müsse sich dem stellen, meint Williams. "Und Nico hat alles erreicht, um zu beweisen, dass ihm das gelungen ist - und dass er sein eigenes Leben lebt." Genau das war stets ein Anliegen des jungen Rosberg, dessen Vater kaum bei Rennen ist und sich nicht in die Angelegenheiten des Sohnes einmischt. "Ich verdanke meinen Eltern aber sehr viel", sagt der neue Champion. "Meiner Mutter privat und meinen Vater beruflich. Ich hoffe, er hat dieses Rennen überlebt."

Williams: Nico Rosberg bei Formel-1-Testdebüt "absolut charmant"

Claire Williams hat die Karriere des heute 31-Jährigen seit den Anfängen miterlebt: Am 3. Dezember 2002 kletterte der damals 17-Jährige in Jerez erstmals in einen Formel-1-Boliden, den Williams FW24.

Später gab der damalige Formel-BMW-Champion zu, dass ihn die Belastungen damals noch etwas überforderten. Erst mit seinen Erfolgen in der GP2 gelang es Rosberg, das Williams-Team wirklich zu überzeugen. Dennoch erinnert sich Claire Williams noch gut an die Formel-1-Premiere des Youngsters in Jerez, bei der mit Nelson Piquet auch ein andere Weltmeistersohn testen durfte.

Nico Rosberg

Nico Rosberg teste 2002 im Beisein seines Vaters in Jerez für Williams Zoom

"Auch Keke und Nelson waren dabei", erzählt die stellvertretende Teamchefin. "Nico war schon damals absolut charmant." 2006 wurde Rosberg zum Einsatzpiloten befördert, und schon bei seiner Premiere in Bahrain überraschte er mit der Schnellsten Rennrunde und kam nach einer tollen Aufholjagd auf Platz sieben.

Williams attestierte Rosberg früh Titelpotenzial

Für Claire Williams war laut eigenen Angaben schon damals "ziemlich klar", dass Rosberg "Weltmeister-Material" sein könnte. "Bei gewissen Fahrern weiß man das einfach, und bei ihm war das der Fall." Nach vier Jahren in Grove, in denen er sich vor allem als Qualifying-Spezialist einen Namen machte, wechselte er 2010 zum Mercedes-Werksteam, wo er viel Aufbauarbeit leisten musste. Dass er dann so lange warten musste, ehe es mit dem Titel geklappt hat, unterstreicht für Williams, wie sehr es verdient habe.

"Bis zum WM-Titel hat er 23 Rennen gewonnen", rechnet sie. "Und dann gibt es andere Fahrer, die mit weniger Siegen Weltmeister werden, als man es für möglich halten würde. Er hat gemacht, was zu tun war, aber er hatte sicher das Gefühl, dass es eine schwere Geburt ist."