Williams: Umstrittene Strategiegruppe soll bleiben

Claire Williams erklärt, warum sie für eine Beibehaltung der umstrittenen Strategiegruppe ist, ein FOTA-Comeback nicht nötig ist und was sie ändern würde

(Motorsport-Total.com) - Die Strategiegruppe stand in der Formel 1 in den vergangenen Jahren immer wieder schwer in der Kritik: Es sei undemokratisch, dass die kleinen Team in dem Gremium, das Reglementvorschläge macht, nicht vertreten sind, außerdem sollte die FIA die Spielregeln festlegen und nicht die Mitbewerber selbst. Williams bricht nun aber eine Lanze für die Strategiegruppe. Diese habe "in einigen Bereichen gute Arbeit geleistet", sagt die stellvertretende Teamchefin Claire Williams.

Titel-Bild zur News: Claire Williams

Claire Williams verteidigt die Strategiegruppe in der Formel 1 Zoom

"Und solange niemand mit einer ordentlichen Alternative daherkommt", spreche nichts gegen eine Beibehaltung über das Jahr 2020 hinaus, wenn die meisten Verträge zwischen den wichtigsten Interessengruppen in der Formel 1 auslaufen.Doch wie antwortet Williams den Kritikern der Strategiegruppe?

Williams will auf die kleinen Teams hören

Die Britin gibt zu, dass auch sie verstimmt wäre, wenn ihr Team wie Renault, Sauber, Toro Rosso, Haas und Manor kein Mitspracherecht hätte. Sie sieht Williams allerdings als eine Art Mediator: "Wir sind ja politisch gesehen ziemlich neutral, und wir versuchen, den Teams zuzuhören, die nicht in der Strategiegruppe vertreten sind."

Auch das Argument, dass die Rennställe durch ihre Konkurrenzsituation nie auf einen Nenner kommen würden und dadurch die Formel 1 lähmen, lässt sie nicht gelten. Als Beispiel nennt sie die Debatte um das unglückliche Qualifying-Format Anfang dieser Saison.

"Wir haben uns hinter den Kulissen getroffen und haben uns auf eine Position geeinigt", verweist sie auf die gemeinsame Forderung der Teams, dass die Formel 1 zum ursprünglichen Qualifying-Format zurückkehrt.

Zahnlose Strategiegruppe? Williams anderer Meinung

Auch die Gefahr, dass Formel-1-Boss Bernie Ecclestone und FIA-Boss Jean Todt, die wie die sechs vertretenen Teams in der Strategiegruppe auf sechs Stimmen kommen, die Rennställe übergehen, sieht Williams nicht. "Sie haben zwar gemeinsam zwölf stimmen, sie hören uns aber zu. Ich habe keine einzigen Fall erlebt, in dem sie uns einfach links liegen lassen und überrollt haben. Außer vielleicht in der Qualifying-Diskussion, aber auch das wurde gelöst. Wir haben gegen das Format angekämpft, sie haben das zur Kenntnis genommen und uns am Ende zugestimmt."

Sie vergleicht die Situation mit dem Vetorecht des Ferrari-Rennstalls: "Sie sind dazu in der Lage, aber sie machen davon tendenziell nicht Gebrauch." Daher sieht sie keine Veranlassung, die Teamvereinigung FOTA wieder ins Leben zu rufen. "Wir Teams haben derzeit vielleicht keine Gruppe, die einen Namen und einen Chef hat, aber wenn es nötig ist, dann treffen wir uns und kommen auf einen Nenner."

Nur mit der Einnahmenverteilung der Formel 1 ist die stellvertretende Teamchefin nicht glücklich: Ferrari erhält auch in einer mäßig erfolgreichen Saison deutlich mehr aus Ecclestones TV-Gelder-Topf als zum Beispiel Williams oder vor allem die kleinen Rennställe. "Wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass wir uns bei der Einnahmenverteilung eine Angleichung wünschen würden", stellt Williams klar. "Das würde den Wettbewerb in diesem Sport verbessern. Und so denken die meisten Teams."