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Michael Schumachers Extrawünsche: Drei Tachos im Benetton

Michael Schumacher verblüffte sein Benetton-Team im Rookiejahr mit kuriosen Sonderwünschen: Wie er seinen Fahrstil mit drei Tachos perfektionierte

(Motorsport-Total.com) - Michael Schumacher errang mit sieben WM-Titeln nicht nur so viele Weltmeisterschaften wie kein anderer Pilot, er prägte mit seiner konsequenten Herangehensweise auch die gesamte Formel 1. Auch wenn er dafür zu Beginn seiner Karriere in der Königsklasse des Motorsports manchmal hochgezogene Augenbrauen erntete. Mit seinen herausragenden Leistungen und seiner Hingabe rechtfertigte er aber auch so manchen Sonderwunsch.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

Michael Schumacher verblüffte Benetton mit tollem Tempo und Sonderwünschen Zoom

So trauten die Benetton-Ingenieure im Schumachers Debütsaison 1991 ihren Ohren nicht, als der 22-jährige Rookie plötzlich einen Tacho im Cockpit forderte. Ein Drehzahlmesser ist in einem Formel-1-Boliden Standard, aber eine Geschwindigkeitsanzeige sucht man meist vergeblich.

"Zuerst haben wir alle darüber gelacht", erinnert sich Schumachers damalige Ingenieur Willem Toet gegenüber 'FOX Sports'. Doch der aufstrebende Neuling, der rasch die alten Hasen Ayrton Senna, Alain Prost, Nigel Mansell und Gerhard Berger ärgerte, erklärte seinen Wunsch.

Ein Tacho reichte Schumacher nicht

"Er meinte, dass ein Drehzahlmesser zwar nützlich sei, er aber gerne wissen würde, wie es sich auf die Beschleunigung auswirkt, ob er beim Kurvenausgang den zweiten oder den dritten Gang einlegt. Ist dadurch die Höchstgeschwindigkeit besser, oder verpufft die zusätzliche Beschleunigung beim erneuten Gangwechsel?"

Michael Schumacher

Schumacher machte sich viele Gedanken, wie er das Limit besser ausloten kann Zoom

Das Team von Flavio Briatore erfüllte Schumacher den Wunsch, obwohl noch kein anderer Pilot etwas ähnliches gefordert hatte. Und dennoch war der Kerpener nur bedingt glücklich. Der damalige Teamkollege von Superstar Nelson Piquet konnte den Tacho nicht so nutzen wie erhofft, weil er zu sehr mit dem Steuern seines Boliden beschäftigt war.

"Er konnte die Daten nicht so einfach ablesen", erinnert sich Toet. "Er meinte, dass er am Scheitelpunkt der Kurve Schwierigkeiten hat, sich auf die Geschwindigkeit zu konzentrieren. Alles geht so schnell, dass man kaum dazu kommt, den Geschwindigkeitsmesser zu betrachten, um die niedrigste Geschwindigkeit zu erkennen. Und am Ende der Geraden muss man sich auf den Bremspunkt konzentrieren."

Tachos als Lernhilfe

Doch Schumacher gab nicht auf. Anstatt sein Projekt ad acta zu legen und mit den vorhandenen Anzeigen in seinem Cockpit zu leben, konfrontierte er sein Team mit weiteren Sonderwünschen: Er wollte plötzlich drei Geschwindigkeitsanzeiger.

"Spätestens da runzelten wir die Stirn", sagt Toet. Doch Schumacher erklärte seinen Plan. Während den Echtzeit-Geschwindigkeitsmesser weiterhin in der Mitte belassen wollte, wünschte er sich links davon eine Anzeige, die die minimale Kurvengeschwindigkeit festhält, und rechts ein Display für die maximale Geschwindigkeit, die angezeigt wird, bis Schumacher ein paar Sekunden lang Vollgas gibt.

Erneut erfüllte das Team Schumacher den Wunsch. Die drei Geschwindigkeitsanzeigen blieben aber nicht lange im Cockpit des späteren Rekordweltmeisters. "Nachdem er mit Übersetzungen, Fahrstil, der Rennlinie und Setup-Änderungen experimentiert hatte, verzichtete er Jahre später auf die Anzeigen, denn er wusste nun, wie man ein Formel-1-Auto fährt", erzählt der australische Ingenieur. "Für ihn war das eine Lernhilfe."