Prost kritisiert Hamilton, der ohne weiterem Titel leben könnte

Gewinnt Lewis Hamilton nie wieder einen WM-Titel? Ein Gedanke, der für den Briten nun "nicht mehr beängstigend ist" - Alain Prost führt dies auf seine Einstellung zurück

(Motorsport-Total.com) - Jahrelang war Formel-1-Legende Alain Prost von der Bildfläche verschwunden, doch als Renault-Botschafter ist er nun wieder öfter im Fahrerlager. Dementsprechend gut ist der vierfache Weltmeister über das neue Reglement für 2014 informiert - die aktuellen 2,4-Liter-V8-Saugmotoren werden durch die 1,6-Liter-V6-Turbos ersetzt.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton

Lässt sich Supertalent Lewis Hamilton zu leicht ablenken? Zoom

Der Franzose fürchtet, dass die neue Formel 1 Piloten wie Sebastian Vettel noch mehr entgegen kommen wird als die aktuelle Ära und sieht Naturtalente wie Lewis Hamilton weiter auf dem absteigenden Ast. "Die Art und Weise, wie Sebastian mit den Menschen im Team arbeitet, unterscheidet ihn ein bisschen vom Rest", fällt Prost, der selbst als Pilot mit Köpfchen galt, gegenüber dem 'Telegraph' auf.

"Dadurch hat er einen Vorteil und gewinnt an Selbstvertrauen. Auf der anderen Seite gibt es jemanden wie Lewis, der eher ein purer Racer ist. Er sollte sich meiner Meinung nach aber ein bisschen ändern und sich andere Dinge ansehen, denn er könnte eine Überraschung erleben. Früher hatte man das Auto in der Hand, es war viel roher, aber jetzt kommt ein Paket, das jemandem wie Sebastian liegen wird."

Prost: Hamilton nutzt sein Potenzial nicht

"Das nächstjährige Paket wird jemandem wie Sebastian liegen." Alain Prost

Experten vermuten, dass die Formel 1 anno 2014 noch deutlich mehr als jetzt von der Strategie geprägt sein wird. Der Spritverbrauch wird eine enorme Rolle spielen und ein ökonomischer, effektiver Fahrstil könnte sich als Vorteil erweisen. "Es wird all diese computerisierten Hilfsmittel geben, und das könnte sich auswirken", vermutet Prost, auch wenn er die ersten Rennen abwarten möchte.

Prost wirft Hamilton vor, verschwenderisch mit seinem Talent umzugehen: "Ich betrachte ihn als einen der schnellsten Fahrer, vielleicht als einen der besten. Aber nutzt er sein ganzes Potenzial? Vielleicht nicht. Vielleicht findet er nächstes Jahr eine neue Motivation, im Moment hat er aber jedenfalls große Schwierigkeiten, Sebastian zu schlagen."

Hamiltons Sinneswandel

Die Frage, ob Hamilton kommende Saison die von Prost angesprochene Motivation finden wird, hat der Brite möglicherweise bereits beantwortet - in seiner aktuellen 'BBC'-Kolumne. Dort denkt er offen darüber nach, ob Erfolg in der Formel 1 tatsächlich das Wichtigste im Leben ist: "Ich bin zuversichtlich, dass wir nächstes Jahr konkurrenzfähig sind, aber man weiß es nie. Vielleicht sorgen die Umstände dafür, dass ich nie wieder eine Weltmeisterschaft gewinne. Das könnte in unserem Sport passieren, wer weiß? Vor einer Weile wäre das ein beängstigender Gedanke gewesen, aber das ist nicht mehr der Fall."

"Nicht das ganze Leben dreht sich um den Rennsport." Lewis Hamilton

Der Weltmeister 2008 erklärt seinen Sinneswandel: "Eigentlich habe ich eine enorme Leidenschaft für den Rennsport, ich liebe den Wettbewerb, gebe jedes Mal alles, wenn ich mich ins Auto setze. Ich liebe das Auf und Ab. Ich würde mir nicht wünschen, dass immer alles perfekt läuft. Hauptsache ist aber, dass ich extrem dankbar bin, hier zu sein."

Hamilton erfüllt es mit Stolz, die Formel-1-Tür für die schwarze Community aufgestoßen zu haben, und sieht sich in der Tradition der Williams-Schwestern im Tennis- und Tiger Woods im Golf-Sport: "Jetzt kommen Schwarze zu Formel-1-Rennen", zeigt er sich begeistert. Seine Prioritäten haben sich aber im Laufe der Jahre auch verändert: "Nicht das ganze Leben dreht sich um den Rennsport. Ich möchte Rennen fahren, solange ich kann, und so viel wie möglich gewinnen, aber ich möchte auch zu positiven Dingen in der Welt beitragen."